Acker-Glattwespe (Mellinus arvensis)

[284] Die Glattwespen (Mellinus) bilden eine andere Sippe von wesentlich verschiedener Körpertracht ihrer wenigen Arten. Man erkennt sie an dem deutlich gestielten, elliptischen Hinterleibe, der anhanglosen Randzelle und den drei geschlossenen Unterrandzellen, deren erste den ersten, die dritte den zweiten rücklaufenden Nerv aufnimmt. Der Fühlerschaft ist kurz, aber dick, die Geisel fadenförmig, der Hinterleibsstiel keulenartig verdickt. Das kleinere, schlankere Männchen hat sieben Bauchringe, das Weibchen einen weniger, und ein größeres Rückenglied an der Spitze. Die Acker-Glattwespe (Mellinus arvensis, Fig. 1, 2, S. 288) ist eine gemeine, zudringliche Art, welche häufig in Nadelwäldern angetroffen wird und in suchenden, ruckweisen Bewegungen auf dem Sandboden umherkriecht. Dabei dreht und wendet sie sich nach allen Seiten, fliegt mit Gesumme eine kurze Strecke, läßt sich wieder nieder, um hier in gleicher Beweglichkeit hin- und herzufahren. Gern setzt sie sich dem vorübergehenden Wanderer auf die Kleider und dreht sich ebenso keck rechts und links wie auf dem Boden; aber in nichts weniger als böser Absicht wählt sie diesen Tummelplatz, sondern, wie es scheint, aus einer gewissen Neugierde. An verlausten Gebüschen, mit Chermesarten besetzten Kiefern zeigt sie sich geschäftig mit hunderten ihresgleichen und allerlei anderen Aderflüglern im Auflecken der Süßigkeiten; an Blumen trifft man sie selten an. Ihr Körper ist glänzend schwarz, hat drei breite, gelbe Binden auf dem Rücken des Hinterleibes und zwischen den beiden letzten zwei gelbe Seitenflecke, bald hinter den geschwollenen Wurzeln der Schenkel ebenso gefärbte Beine. Von gleicher Farbe sind ferner: das Schildchen, der linienförmige Halskragen, die Flügelschüppchen, ein Fleckchen unter ihnen, der vordere Theil des Fühlerschaftes und die oben offene, viereckige Zeichnung im breiten Gesichte. Wie bei so vielen Grabwespen fehlt auch hier die Beständigkeit der gelben Zeichnungen. Die Körperlänge beträgt 8,75 bis 13 Millimeter. Die Wespe gräbt verzweigte Röhren in den Sand und trägt nur Fliegen ein, besonders Musciden (Musca rudis und andere), weicht aber dadurch von fast allen übrigen Sandwespen ab, daß sie schon an die erste das Ei legt und, während die Larve schon frißt, ihr mehr Futter zuträgt. Erst im nächsten Jahre ist die Entwickelung dieser vollendet.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 284.
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