1. Sippe: Schmarotzerwespen, Massarinen

[237] Die Faltenwespen oder Wespen schlechtweg (Diploptera, Vesparia) zeichnen sich vor allen anderen Hautflüglern dadurch aus, daß in der Ruhelage die Vorderflügel in einer Längsfalte die hinteren theilweise umfassen und, zur Seite des Hinterleibes Platz greifend, diesen nicht bedecken. Der nackte oder fast nackte Körper hat meist nicht die schwarze Hautfarbe, welche bei den Blumenwespen zur Regel gehört, sondern gelbe, auch weiße Flecke oder Binden erzeugen am Kopfe und Hinterleibe bunte Abwechselung. Wir finden ähnliche Färbungen [237] in späteren Familien wieder, aber im Gefolge anderer Fühler-, anderer Flügelbildung, so daß bei einiger Umsicht keine Verwechselungen möglich sind. Unsere Wespen tragen, wie die Bienen, gebrochene Fühler, bei den Männchen wegen geringerer Entwickelung des Schaftes allerdings weniger augenfällig, und einen Wehrstachel nur im weiblichen Geschlechte und in dem dritten Stande der unentwickelten Weibchen, wo er vorkommt. Obgleich die Wespen selbst nur den Süßigkeiten nachgehen, welche sie mit bei den meisten kurzer Zunge auflecken, verwöhnen sie ihre Larven nicht durch dergleichen Leckerbissen. Dieselben werden vielmehr infolge der Raubthiernatur mit anderen Kerfen aufgefüttert, welche in zerkauten Bissen verabreicht werden. Die größte Zahl der Familienglieder bewohnt die wärmeren Erdstriche, während Europa einen verhältnismäßig nur schwachen Beitrag liefert; je weiter sich ein Land vom Gleicher entfernt, desto ärmer wird es an Wespen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 237-238.
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