Haarbalgmilbe des Menschen (Demodex hominis)

[693] Die Haarsack- oder Haarbalgmilbe des Menschen (Demodex hominis) findet sich in den Haarbälgen und besonders denen als »Mitesser« bezeichneten der Ohren und der Nase. Die Mitesser sind nun zwar keine Milben, sondern Talgpfropfen, deren äußeres Ende durch Staub und Schmutz schwarz geworden ist, aber in der Tiefe dieser Bälge lebt die mikroskopische Milbe, die wir in etwa sechshundertfacher Vergrößerung vor uns sehen. Leydig spricht sich über die Bildung des Mundes und der Beine weniger bestimmt aus, als andere Beobachter, weil die Deutung solch winziger Gegenstände ihre großen Schwierigkeiten hat. Der Mund besteht aus einem Rüssel und zwei nach vorn und unten rauhen Tastern; die kurzen dicken Beine enden in je vier Krallen.


Haarbalgmilbe des Menschen (Demodex hominis), sechshundertmal vergrößert.
Haarbalgmilbe des Menschen (Demodex hominis), sechshundertmal vergrößert.

Feine Querriefen, welche sich nach den übrigen Beobachtern nur über den Hinterleib erstrecken, findet Leydig auch auf den kurzen Vorderleib ausgedehnt und zwar bei dieser Art durchweg breiter und stärker, als bei der Haarbalgmilbe des Hundes (Demodex canis); was jene noch besonders charakterisirt, ist ein Hautkamm längs des Vorderrückens und eine Eintiefung mit schräger Leiste zwischen diesem und den Beinen. Einen herzförmigen Körper, der in den Haarsäcken immer neben einer Milbe lag, erklären Leydig und Simon für das Ei, aus welchem eine sechsbeinige Larve schlüpft. Bei den beiden anderen, hier namhaft gemachten Arten hat dasselbe eine andere Gestalt. Wir sehen aus alle dem, daß sich die Natur nicht nur mit sichtbarem Ungeziefer begnügt, welches sie auf den Menschen und auf die Thiere seiner Umgebung setzte, sondern auch so winziges hinzugefügt hat, daß dessen Entdeckung zu den von dem Mikroskope hervorgezauberten Wundern gehört.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 693.
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