[631] Die Walzenspinnen (Solifugae als Ordnung, Solipugae als einzige Familie bezeichnet) weichen von allen Abtheilungsgenossen dadurch wesentlich ab, daß sich die Gliederung nicht bloß auf den Hinterleib beschränkt, sondern sich auch über den Vordertheil des Körpers ausdehnt. Derselbe bildet nämlich einen eiförmigen Kopf, wie man diesen Theil geradezu nennen könnte, dessen größere Vorderhälfte aus den lothrecht gestellten, ungemein kräftigen Scheren und der blasig aufgetriebenen Wurzel der Kieferfühler besteht. Der untere Scherenfinger, gleich dem oberen am Innenrande mit kräftigen Zähnen ausgestattet, arbeitet in senkrechter Richtung gegen diesen; überdies können beide Scheren gegen einander bewegt werden. Oben trägt dieser Kopftheil, und zwar mitten am Vorderrande, die beiden Augen, an der Unterseite die krallenlosen, im übrigen wie die Beine gebildeten beiden anderen Kieferpaare, oder richtiger deren Taster. Jedes der echten, in je zwei lange Krallen auslaufenden Beinpaare heftet sich einem besonderen, an der Bauchseite deutlicher als auf dem dicht behaarten Rücken abgeschiedenen Gliede des Mittelleibes an. Der Hinterleib ist neungliederig, ihn wie den ganzen Körper deckt dichter Filz, während die Gliedmaßen von langen, spröden Haaren besetzt sind, unter denen einzelne besondere Länge erreichen; außerdem bemerkt man an den Hüftgliedern der Hinterbeine unterwärts zarte Hautgebilde, welche in Form dreieckiger Platten an einem dünnen Stiele sitzen; das Athmen erfolgt durch Luftröhren. In ihrem gesammten Körperbaue halten die Walzenspinnen die Mitte zwischen den Insekten und Spinnen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 631.
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