5. Sippe: Agamen (Agama)

[208] Unter den noch zu besprechenden Gliedern der Familie stellen wir die Agamen im engsten Sinne (Agama) oben an. Sie kennzeichnen sich durch kurzen, dreieckigen, hinten aufgetriebenen, nach vorn stark abschüssigen, an der Schnauzenspitze gerundeten Kopf, kräftigen, etwas abgeplatteten Leib, lange und schlanke Beine und mehr oder minder langen, rundlichen Schwanz. Die Nasenlöcher sind einander genähert, die Ohröffnungen, in denen das versenkte Trommelfell noch sichtbar [208] ist, deutlich. Die Kehle zeigt selten eine entwickelte, der Hals dagegen gewöhnlich eine oder zwei sehr ausgebildete Querfalten; Schenkelporen fehlen. Mehr oder minder gleichmäßig angeordnete, deutlich getheilte und geschindelte Schuppendecken die Oberseite des Leibes, zahlreiche, meist ziemlich große, gerade oder aufgetriebene Schilder den Kopf, Schindelschuppen den Schwanz.

Die Sippe, von welcher man gegen zwanzig, wiederum in Untersippen geordnete Arten unterschieden hat, verbreitet sich von Südosteuropa durch ganz Afrika, Südwestasien bis Indien, und die zu ihr gehörigen Arten treten da, wo sie vorkommen, gewöhnlich überaus zahlreich auf.

»Eine der auffallendsten und anziehendsten Erscheinungen für den Reisenden, welcher nach mehrmonatlicher ermüdender Seefahrt die Goldküste betritt«, so schreibt mir Reichenow, »ist eine dort ungemein häufige Echse. Wie die Webersiedelungen in den hohen Kronen der Kokospalme und die dumpfen Rufe der Tauben in den dorfumgürtenden Hecken Auge und Ohr des jene Gebiete des geheimnisvollen Erdtheiles betretenden Vogelkundigen entzücken und berauschen, ebenso fesselt die feuerköpfige oder Sied leragame die Blicke des Ankömmlings. Aber auch bei längerem Aufenthalte lenken diese prächtigen Geschöpfe immer und immer wieder die Aufmerksamkeit sich zu: ich wenigstens habe mich niemals an ihnen satt sehen können.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 208-209.
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