Furchenmolch (Menobranchus lateralis)

[653] Im Norden Amerikas lebt der Furchenmolch (Menobranchus lateralis, Triton, Necturus und Phanerobranchus lateralis, Proteus maculatus), ein Kiemenfischling von bedeutender Größe und verhältnismäßig kräftigem Leibesbau, mit vier Beinen, deren Füße sämmtlich vier Zehen haben, eiförmigem, vorn zugespitztem, hinten zugerundetem Kopfe, deutlich abgesetztem Halse und molchähnlichem Leibe. Seine Färbung ist im allgemeinen bräunlichgrau, hier und da schwarz gefleckt und dunkler marmorirt; die Oberseite des Leibes und die Außenseite der Füße sind auf braunem Grunde unregelmäßig schwarz gefleckt; eine dunkle Binde, welche an den Nasenlöchern beginnt, zieht sich durch die Augen, verläuft längs der Seiten und verwischt sich am Schwanze; eine gezähnelte schwarze Linie erstreckt sich über Nacken und Rücken; die unteren Theile sind blaß fleischfarben. Ausgewachsene Stücke erreichen eine Länge von sechzig Centimeter und darüber.


Furchenmolch (Menobranchus lateralis). 1/4 natürl. Größe.
Furchenmolch (Menobranchus lateralis). 1/4 natürl. Größe.

Die freie, fleischige Zunge ist abgerundet. Beide Kiefern tragen Zähne, der Oberkiefer zwei Reihen derselben. Die Anzahl der Wirbel ist verhältnismäßig gering (neunzehn Rumpf-, zwanzig bis fünfunddreißig Schwanzwirbel), der Bau des Gerippes überhaupt dem der Salamander so ähnlich, daß Dumeril als unterscheidendes Merkmal nur die vier Zehen und die nach unserer gegenwärtigen Kenntnis als bleibend angesehenen Kiemen angeben kann.

Ueber die Lebensweise des Furchenmolches und seiner Verwandten sind die Angaben noch immer sehr dürftig. Mitchell sagt, daß man das Thier in den nordamerikanischen Seen zuweilen [653] mit Angeln fange und dann als Seltenheit auszustellen pflege; Gibbes dagegen erhielt einen von jenem unterschiedenen Verwandten (Menobranchus punctatus) aus kleinen Flüssen in den Reisfeldern des südlichen Santiflusses durch Vermittelung eines Freundes. Die Neger hegen, nach Mittheilung des letzteren, eine ebenso unbegründete als lebhafte Furcht vor diesem Molch und seinen Verwandten, weil sie dieselben für äußerst giftig halten. Die Holzmulde, in welcher der erste Gefangene untergebracht worden war, verlor in den Augen des Besitzers, des fürchterlichen Thieres halber, sofort allen Werth und wurde zertrümmert, damit ja niemand fernerhin zufällig aus ihr essen möge. Der Molch selbst verschwand aus dem Beobachtungsraume des betreffenden Weißen, wahrscheinlich, weil die Neger es für gut gehalten, das entsetzliche Geschöpf so schleunig als möglich zu entfernen. Später glückte es, andere zu fangen, und diese wurden einige Monate in einem Wasserbecken am Leben erhalten. Wenn sie ruhig lagen, hielten sie ihre prächtigen, rothen Kiemenbüschel ausgebreitet; bei der geringsten Störung aber verloren diese ihre glänzende Färbung und wurden dicht an die Halsseiten angelegt. Gelegentlich stieg einer oder der andere der Molche zur Oberfläche des Wassers empor, öffnete seinen Mund, nahm Luft ein, tauchte wieder unter und stieß die Luft unter schwachem Geräusche von sich. Nachdem die Thiere einige Monate lang anscheinend in guter Gesundheit ausgehalten hatten, verloren sie ihre Munterkeit, waren nicht mehr fähig, ihre gewöhnliche Lage im Wasser festzuhalten und starben bald darauf.

Die Fortpflanzung kennt man noch nicht; eine ähnliche Ueberraschung, als sie der Axolotl uns bereitet hat, ist also nicht ausgeschlossen. Allerdings hat man Furchenmolche von sehr verschiedener Größe gefunden und sich deshalb für berechtigt gehalten, von Jungen und Alten zu reden; dies eine aber beweist noch keineswegs, daß sich diese Larve, denn für eine solche halte ich sie, nicht umwandle, bezüglich, daß wir später das ausgewachsene Thier zu erkennen im Stande sind.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 653-654.
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