Schweinsaffe (Macacus nemestrinus)

[136] Von den bisher genannten Makaken unterscheidet sich der Schweinsaffe oder Lapunder (Macacus nemestrinus, Simia nemestrina) vornehmlich durch seinen kurzen, dünnen Schwanz und die hohen Beine. Seinen Namen erhielt er eben wegen seines Schwanzes, welcher mit dem eines Schweines in sofern Aehnlichkeit hat, als ihn der Affe in einer ganz eigenthümlichen gekrümmten Weise trägt. Die Behaarung auf der Oberseite des Körpers ist lang und reichlich, auf der Unterseite ziemlich spärlich, ihre Färbung oben dunkelolivenbraun, jedes einzelne Haar abwechselnd olivenfarben, grünlich, gelblich und schwarz geringelt, auf dem Oberarme mehr fahlgelb und auf der Unterseite des Leibes gelblich oder bräunlichweiß, auf der Unterseite des Schwanzes hellrostbräunlich. Gesicht, Ohren, Hände und Gesäßschwielen sind schmutzig fleischfarben, die oberen [136] Augenlider weißlich, die Augen braun. Auf dem Scheitel gehen die Haare strahlenförmig auseinander. Die Höhe dieses Affen beträgt bis 55 Centim., die Länge des Körpers 60 Centim., und die des Schwanzes 15 Centim.

Der Schweinsaffe lebt in den ausgedehnten Wäldern von Sumatra, Borneo (?) und der malaiischen Halbinsel, wahrscheinlich weniger auf Bäumen als nach Art der Paviane auf dem Erdboden oder auf Felsen. Wenigstens berichtet Phayre, daß er Affen dieser Art in einer gebirgigen Gegend fand. Ausführliche Berichte über sein Freileben liegen nicht vor, sind mir zum mindesten nicht bekannt; jedenfalls aber steht so viel fest, daß der Schweinsaffe in seiner Heimat häufig sein muß, weil er auf unseren Thiermärkten durchaus nicht zu den Seltenheiten gehört, bei jedem größeren Händler im Gegentheile regelmäßig gefunden wird. Man erzählt, daß er von den Malaien, welche ihn Bruh nennen, gezähmt und zu allerlei Dienstleistungen abgerichtet werde. Namentlich soll man ihn zum Pflücken der Kokosnüsse verwenden und er dabei sich nicht allein geschickt, sondern sogar sehr verständig zeigen, beispielsweise die reifen Nüsse von den unreifen unterscheiden und jene herabwerfen. Im Verhältnis zu seiner Größe ist er ebenso kräftig als beweglich, obgleich er selbstverständlich den Schlankaffen, Meerkatzen und kleineren Sippschaftsverwandten nachsteht. Sein Wesen ist entschieden gutmüthig, und er behält diese Eigenschaft meistens auch im höheren Alter bei. Allerdings habe ich mehrere erwachsene Schweinsaffen kennen gelernt, mit denen ebenfalls nicht zu spaßen war: alte grämliche Männchen, welche im vollen Bewußtsein ihrer Würde sich weder von ihren Pflegern noch von anderen Affen das Geringste gefallen ließen; sie aber bilden doch Ausnahmen von der Regel, und man darf wohl sagen, daß dieser Affe zu den liebenswürdigsten seines Geschlechts zählt. Auch er pflanzt sich leicht in Gefangenschaft fort und paart sich zuweilen erfolgreich mit Verwandten. So lebte im Berliner Thiergarten im Jahre 1872 ein weiblicher Schweinsaffe mit seinem Kinde, dessen Vater ein gewöhnlicher Makake war, und das Kleine gedieh auch recht gut, verlor aber leider im ersten Winter sein Leben.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. CXXXVI136-CXXXVII137.
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