Streifenmaus (Mus barbarus)

[367] Eine der schönsten Arten der Unterfamilie ist die Streifen- oder Berbermaus (Mus barbarus, Golunda barbara), ein Thierchen, welches einschließlich des 12 Centim. langen Schwanzes etwa 22 Centim. an Länge erreicht. Ein schönes Gelblichbraun oder Röthlichlehmgelb ist die Grundfarbe des Körpers. Vom Kopfe, welcher schwarz gesprenkelt ist, zieht sich ein schwarzbrauner Längsstreifen bis zur Schwanzwurzel herab, und viele ähnliche Streifen verlaufen längs der Seiten, aber in etwas ungerader Richtung. Die Unterseite ist rein weiß. Die Ohren sind röthlichgelb behaart, die schwarzen Schnurren endigen größtentheils in eine weiße Spitze. Der Schwanz ist oben schwarzbraun, unten gelblichbraun.

Die Streifenmaus lebt in Nord- und Mittelafrika, besonders häufig in den Atlasländern, kommt jedoch auch in den inneren Steppen nicht selten vor. Ich beobachtete sie mehrmals in Kordofân, sah sie jedoch immer nur auf Augenblicke, wenn sie zwischen dem hohen Grase der Steppe dahinhuschte. »Wie alle übrigen Verwandten, welche die Steppe bewohnen«, schildert Freund Buvry, wird die berberische Maus von den Arabern schlechtweg als »Maus der Wildnis« bezeichnet, verachtet und wenig beobachtet; die Eingeborenen wissen deshalb nichts von ihr zu berichten. Man trifft sie längs der ganzen Küste Algeriens, vorzugsweise in steinigen Gegenden, zumal da, wo dürre Höhenzüge fruchtbare Ebenen begrenzen. In den Gehängen der Hügel gräbt sie sich Röhren, welche zu einer tiefer liegenden Kammer führen; in dieser speichert sie sich im Herbste Vorräthe, Kornähren und Gräser auf und zehrt von ihnen nach Bedürfnis bei kaltem oder nassem Wetter. Die beim Zernagen der Aehren abfallende Spreu wird zur Ausfütterung der Kammer benutzt. Je nach der Jahreszeit besteht die Nahrung in Getreide und Sämereien oder in anderen Pflanzenstoffen. Früchte, namentlich Obstsorten, sind ihr ein gesuchter Leckerbissen: in den Fallen, welche ich ausstellte und mit einem Stück Wassermelone köderte, fing ich viele. Ob sie auch Kerbthiere fängt und verzehrt, weiß ich nicht.


Streifenmaus (Mus barbarus). Natürliche Größe.
Streifenmaus (Mus barbarus). Natürliche Größe.

»In ihrem Wesen erinnert die Streifenmaus vielfach an die Ratten. Sie ist gefräßig, aber auch bissig, und scheut sich nicht, wenn die Liebe zum Gatten oder Kinde ins Spiel kommt, auf den überlegenen Feind loszugehen, in der Absicht, ihn zurückzuschrecken. Im übrigen ist sie eine echte Maus und zeigt dieselbe Gelenkigkeit, Zierlichkeit und Gewandtheit in ihren Bewegungen wie andere Verwandte. Ueber ihre Fortpflanzung ist mir nichts bekannt geworden.«

[367] Ihrer schmucken Gestalt wegen hat man die Berbermaus öfters nach Europa gebracht. Sie verträgt unser Klima recht gut, da sie in ihrem Vaterlande ja auch, wenigstens zeitweilig, ziemlich bedeutende Kälte ertragen muß. Nur wenn man sie reichlich mit Futter versieht, darf man sie ohne Scheu mit anderen ihrer Art zusammenlassen; im entgegengesetzten Falle greift die stärkere die schwächere an und frißt auf.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 367-368.
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