Borstengürtelthier (Dasypus villosus)

[501] Eines der bekanntesten Gürtelthiere, der Tatupoyu der Guaranas, d. h der Tatu mit der gelben Hand, unser Borstengürtelthier (Dasypus villosus, Euphractes villosus, Tatusia villosa), aus Buenos Ayres, hat unter allen Verwandten das häßlichste und schwerfälligste Aussehen. Der Kopf ist breit, oben flach und stumpfschnäuzig, das Auge klein, das Ohr trichterförmig, mit rother genetzter Haut überzogen, der Hals kurz und dick, der Rumpf breit, wie von oben nach unten gequetscht. Die kurzen, starken fünfzehigen Füße tragen tüchtige Nägel. Der obere Theil des Kopfes ist mit einer Gruppe von unregelmäßigen sechseckigen Schildchen bedeckt; der Panzer hat über jedem Auge einen kleinen Ausschnitt. Auf dem Nacken finden sich neun neben einander stehende, länglichviereckige Schildchen, auf dem Vorderrücken seitlich sieben, in der Mitte fünf Reihen von unregelmäßigen sechseckigen Platten. Auf diesen Schulterpanzer folgen sechs von einander getrennte, bewegliche Gürtel von länglich viereckigen Schildern und hierauf der Kreuz- oder Hüftpanzer, welcher aus zehn Reihen länglich viereckiger Schildchen besteht. Diese liegen dicht bei einander; das letzte hat in der Mitte des hintern Randes einen kleinen Ausschnitt. Der Schwanz ist nächst dem Rumpfe mit fünf von einander getrennten Ringen bepanzert, welche aus viereckigen Schildchen zusammengesetzt sind; den übrigen Theil bedecken unregelmäßige sechseckige Schuppen. Endlich finden sich noch unter jedem Auge 5 bis 7 Centim. lange, wagerecht laufende, mit einander verbundene Schilderreihen, und auch am Halse zwei dergleichen querlaufende, nicht zusammenhängende vor. Der Rücken der Füße und die vordere Seite der Vorderarme sind ebenfalls mit unregelmäßigen sechseckigen Schuppen bedeckt. Den übrigen Theil des Körpers hüllt eine dicke, gerunzelte Haut ein, auf welcher eine große Anzahl flacher Warzen steht. Am Hinterrande des Kopfschildes, des Schulterpanzers, der Rückengürtel, einzelner Schildreihen des Kreuzpanzers und der Schwanzringe zeigen sich einige steife Borsten, gewöhnlich zwei hinter jedem Schildchen. Solche Haare finden sich auch hinter den flachen Hautwarzen, welche die Zehen bedecken. Die Schildchen selbst sind verschieden gebaut. Bei den viereckigen verlaufen zwei Rinnen der Länge nach; die übrigen sind mehr oder weniger eben. Ihre Farbe ist bräunlichgelb; durch die Reibung an den Wänden der Höhlen jedoch werden sie zuweilen lichtgelb oder gelblichweiß. Die Haut hat eine ähnliche Farbe wie der Rücken. Die Haare sind licht, die der bloßen Haut braun. Nicht selten findet man einzelne zu dieser Art gehörige Gürtelthiere, welche anstatt sechs, sieben bewegliche Rückengürtel und auf dem Hüftpanzer anstatt zehn, elf Schilderreihen haben. Die Länge beträgt 50 Centim., die Schwanzlänge 24 Centim., die Höhe am Widerrist ebensoviel.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 501.
Lizenz:
Kategorien: