Riesengürtelthier (Dasypus gigas)

[509] Aus später gemachten Untersuchungen ergibt sich, daß das Riesengürtelthier (Dasypus gigas, D. giganteus, Prionodos und Prionodontes oder Cheloniscus gigas), Vertreter einer besondern Untersippe, eine Leibeslänge von einem Meter und darüber erreicht, und der Schwanz etwa halb so lang wird. Stirn und Schädel werden von sehr unregelmäßigen Knochentafeln bedeckt. Der Schulterpanzer besteht aus zehn Gürtelreihen, zwischen denen sich hinten an den Seiten noch eine Reihe einschiebt; bewegliche Binden sind zwölf bis dreizehn vorhanden; der Hüftpanzer enthält sechzehn bis siebzehn Reihen. Die Schilder sind vier- oder rechteckig, auch fünf- oder sechseckig, die hinteren Reihen des Hüftpanzers unregelmäßig; der Schwanz wird von viereckigen und unregelmäßigen Knochentafeln gedeckt. Ueberall drängen sich kurze Borsten hervor. Die Ohren sind kurz, breit, stumpf und mit runden Knochenwärzchen bedeckt. Die Färbung des Körpers, mit Ausnahme des weißlichen Kopfes, Schwanzes und einer Seitenbinde, ist schwarz. Gewaltige Krallen verstärken die kurzen, unbeweglichen Zehen. Die mittlere Klaue der fünfzehigen Vorderfüße ist ungemein groß; die Zehen der Hinterfüße dagegen tragen breite, flache, fast [509] hufförmige Nägel. Die Halswirbel verwachsen theilweise so, daß auf den ersten Blick nur ihrer fünf vorhanden zu sein scheinen. Die Wirbel tragen hohe, breite, unter einander sich berührende Dornen zur Stütze des schweren Panzers. Die zwölf Kreuzwirbel verschmelzen unter einander und mit dem Hüft- und Sitzbeine. Die zwölf Rippen sind sehr breit; das Brustbein besteht aus sechs Stücken. Der Oberarm ist stark gedreht, Schienen- und Wadenbein sind oben und unten innig verbunden. Das merkwürdigste am ganzen Thiere dürfte jedoch das Gebiß sein. In der obern Reihe finden sich je 24 bis 26, in der untern Reihe je 22 bis 24 Zähne, wovon jedoch häufig mehrere ausfallen; immerhin aber enthält das Gebiß 90 bis 100 Zähne oder wenigstens Werkzeuge, welche die Zähne vertreten. In der vordern Hälfte der Reihen sind es nämlich bloß dünne Platten, und erst nach hinten zu werden sie allmählich dicker, eiförmig, rundlich und cylindrisch. Manche der vorderen Zahnplatten scheinen aus zwei Zähnen zusammengeschmolzen zu sein. Dem Stoff nach ähneln sie denen der übrigen Gürtelthiere. Was das Riesengürtelthier mit dieser Masse von Zähnen anfängt, ist geradezu unerklärlich, da es sich, so viel man bis jetzt weiß, in der Nahrung durchaus nicht von den übrigen Arten unterscheidet.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 509-510.
Lizenz:
Kategorien: