Emuschlüpfer (Stipiturus malachurus)

[233] Der Emuschlüpfer (Stipiturus malachurus, Muscicapa malachura, Malurus malachurus und palustris), Vertreter einer gleichnamigen Sippe, zeichnet sich namentlich durch die Bildung des Schwanzes aus, welcher nur aus sechs, mit zerschlissenen Fahnen besetzten Federn [233] besteht und besonders bei den Männchen sehr entwickelt ist. Die Oberseite ist braun, schwarz in die Länge gestreift, der Oberkopf rostroth, die Gurgelgegend blaßgrau, die übrige Unterseite lebhaft roth; die Schwingen sind dunkelbraun, rothbraun gesäumt, die Steuerfedern dunkelbraun. Das Auge ist röthlichbraun; der Schnabel und die Füße sind braun.


Emuschlüpfer (Stipiturus malachurus). 3/4 natürl. Größe.
Emuschlüpfer (Stipiturus malachurus). 3/4 natürl. Größe.

Beim Weibchen ist auch der Scheitel schwarz gestrichelt, die Gurgelgegend aber roth, anstatt grau. Die Länge beträgt siebzehn, die Fittiglänge sechs, die Schwanzlänge neun Centimeter. Ueber das Leben des allen Ansiedlern Australiens wohlbekannten Vogels haben Gould und Ramsay ziemlich ausführlich berichtet. Der Emuschlüpfer bewohnt sumpfige Gegenden des südlichen Australien, von der Moritonbay an der Ostküste bis zum Schwanenflusse an der Westküste, ebenso Tasmanien, und ist, wo er vorkommt, häufig. Gewöhnlich findet man ihn paarweise oder in kleinen Familien, immer nächst dem Boden, in der Mitte der dichtesten Grasdickichte, so verborgen, daß man ihn selten zu sehen bekommt. Seine sehr kurzen, runden Flügel sind nicht zum Fluge geeignet, wenn die Gräser vom Thau und Regen naß sind, sogar vollkommen unbrauchbar; er fliegt daher so wenig als möglich und verläßt sich auf seine Füße. Ueberaus schnell und beweglich, behend und gewandt läuft er dahin, auf dem Boden ebenso rasch als, halb flatternd, halb hüpfend, zwischen den Grashalmen dahin, wendet und schwenkt sich mit unglaublicher Leichtigkeit und vereitelt deshalb die meisten Nachstellungen. Wenn ein Verfolger ihm plötzlich hart auf den Leib kommt, verschwindet er, Dank seiner Kunst im Verstecken, vor dessen Augen. Zum Fliegen entschließt er sich nur, wenn er unbedingt fliegen muß, und wenn er wirklich aufgescheucht wurde, fliegt er dicht über den Grasspitzen dahin und wirft sich plötzlich von der Höhe wieder zur Tiefe hernieder. Zuweilen erscheint er auf der Spitze eines Halmes, um von hieraus seine Welt zu überschauen. Bei ruhigem Sitzen trägt er den Schwanz aufrecht, gelegentlich auch wohl über den Rücken nach vorn gerichtet; bei schnellem Laufe aber hält er ihn wagerecht nach hinten. Das Männchen läßt während der Zeit seiner Liebe ein kurzes, aber niedliches Gezwitscher vernehmen; der Lockton ist ein leises Zirpen.

Ramsay entdeckte ein Nest zu Ende des September, aber erst, nachdem er tagelang die sehr häufigen Vögel beobachtet hatte, und nur durch Zufall. Es stand, äußerst geschickt verborgen, unter einem Grasbusche, war eiförmig, das Eingangsloch sehr groß, seine Mulde so seicht, daß die Eier, wenn das Ganze stark bewegt worden wäre, herausgerollt sein würden, bestand äußerlich aus Würzelchen, innerlich aus feinen Halmen und war mit einer Lage von Moos ausgekleidet; das Gefüge war überaus locker, geradezu lose. Die drei Eier waren auf reinweißem Grunde über und über mit feinen lichtrothen Punkten bestreut, am dicken Ende am dichtesten. Das Weibchen saß sehr fest und kehrte, eben vertrieben, sogleich wieder zum Standorte des Nestes zurück.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 233-234.
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