Zweiunddreißigste Familie: Baumläufer (Certhiidae)

[571] Die Baumläufer (Certhiidae) sind kleine, lang gestreckte Vögel mit schwachem, mehr oder weniger gebogenem, kantigem, scharfspitzigem Schnabel, schwächlichen, langzehigen und mit großen, krummen, scharfen Nägeln bewaffneten Füßen, stumpfen, schwachfederigen Flügeln, unter deren Schwingen die vierte die längste ist, und ziemlich langem, schmalem, keilförmigem, aber in zwei Spitzen getheiltem Schwanze, welcher aus zwölf gleich starken, schnellkräftigen Federn besteht. Das Gefieder ist lang und weich, auf der Oberseite rindenfarbig, auf der unteren weißlich. Die Zunge ist hornig, scharfrandig, lang und schmal, vorn etwas gefasert, hinten gezahnt und nicht vorschnellbar. Die Singmuskeln sind vorhanden, aber sehr schwach entwickelt.

Nach Ansicht der meisten Vogelkundigen zählt man nicht mehr als achtzehn bekannte Arten zu dieser Familie. Ihr Verbreitungskreis erstreckt sich über den Norden beider Erdhälften, das indische und australische Gebiet. Alle Arten sind Bewohner des Waldes und bringen in ihm ihr ganzes Leben zu. Sie beklettern die Baumschäfte wie die Spechte, nur von der Wurzel bis in die Wipfel hinauf, klettern auch wagerecht auf den Aesten dahin, steigen aber niemals, wie die Spechtmeisen, kopfabwärts nach unten. Die meisten sind einsam lebende und stille Vögel, welche ihrer Nahrung nachgehen, ohne sich sehr bemerklich zu machen. Gewöhnlich trifft man sie paarweise, nur nach dem Ausfliegen der Jungen familienweise an. Einzelne vereinigen sich zuweilen mit fremdartigen Vögeln und streifen mit diesen längere Zeit gemeinschaftlich im Walde umher; andere scheinen jede Geselligkeit zu meiden. Kerbthiere, deren Eier, Larven und Puppen, Spinnen und ähnliche Geschöpfe bilden ihre Nahrung; zufällig verschlucken sie auch Samenkörner mit. Ihr schwacher Schnabel erlaubt ihnen, Ritzen und Spalten zu durchstöbern, nicht aber, zu meiseln. Fast alle Arten brüten in Baumhöhlen und bauen hier ein ziemlich großes Nest.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 571.
Lizenz:
Kategorien: