6. Sippe: Zierpapageien (Coryllis)

[81] Zu den Kurzschwanzpapageien zählt Finsch endlich noch die Zierpapageien (Coryllis), welche von anderen als Loris angesehen werden. Sie sind meist noch kleiner als die Zwergpapageien [81] und die Liliputaner innerhalb ihrer Ordnung; denn der kleinste aller Papageien (Coryllis exilis) gehört dieser Sippe an. Ihr Schnabel ist sehr schwach, viel länger als hoch, seitlich zusammengedrückt, der Oberschnabel auf der sanftgebogenen, in eine lange, sanft gekrümmte, dünne Spitze auslaufenden Firste kantig, der Unterschnabel niedriger als der obere und vor der Spitze schwach ausgebuchtet, die undeutliche Wachshaut bogig vortretend, das runde Nasenloch frei gelegen, der Fuß kurz und kräftig, der Flügel, welcher, zusammengelegt, mehr als die Hälfte des Schwanzes bedeckt, und unter dessen Schwingen die zweite alle anderen überragt, lang, die Flügelspitze weit vorragend, der etwas abgerundete Schwanz kurz, das Gefieder, von dessen lebhaft grüner Hauptfärbung rothe, gelbe oder blaue Flecke auf Oberkopf und Kehle sowie der stets rothe Bürzel abstechen, hart und dicht, aus weitstrahligen Federn bestehend.

Die Zierpapageien, etwas mehr als ein Dutzend verschiedene, unter sich sehr übereinstimmende Arten, sind Bewohner der indisch-malaiischen Länder und Inseln: ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Ceylon bis Malabar und von der Halbinsel Malakka bis Flores. Innerhalb dieses ausgedehnten Länderkreises treten sie auffallend vereinzelt auf; nur die Philippinen beherbergen vier Arten von ihnen und dürfen daher als ihr Hauptwohnsitz betrachtet werden. Ueber ihr Freileben mangelt eingehende Kunde; wir wissen nur, daß sie im engsten Sinne des Wortes Baumvögel sind, zuweilen in unzählbaren Schwärmen zusammenleben, von Beeren, Baumblüten, Knospen und Sämereien sich nähren, beim Ausruhen nach Art der Fledermäuse an den Beinen sich aufhängen, wenig, obwohl geschickt fliegen, ansprechend singen und in Baumhöhlungen ihre Jungen erbrüten. Von den Eingeborenen ihrer Heimatländer werden sie oft und gern in Gefangenschaft gehalten, zählen aber zu den hinfälligen Arten und gelangen daher selten in unsere Käfige.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Vierter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Erster Band: Papageien, Leichtschnäbler, Schwirrvögel, Spechte und Raubvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 81-82.
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