Vierte Familie: Flossentaucher (Spheniscidae)

[637] An das Ende der Klasse stellen wir die Flossentaucher (Spheniscidae), diejenigen Vögel, welche den Uebergang von den Vögeln zu den Fischen zu vermitteln scheinen. Sie haben in ihrer Gestalt mit den Flügeltauchern nur entfernte Aehnlichkeit und bilden eine jener Familien, welche sich streng nach außen hin abschließen. Ihre Gestalt kann in gewissem Sinne kegelförmig genannt werden, weil der Rumpf in der Mitte sich kaum verdickt, vielmehr von unten nach oben fast gleichmäßig sich zuspitzt. Der Hals ist mittellang, aber sehr dick, der Kopf klein, der Schnabel ungefähr kopflang, gerade, stark, hart, seitlich etwas zusammengedrückt, oft in die Quere gefurcht, scharfschneidig, etwas stumpfspitzig, der Fuß höchst eigenthümlich, weil seine vier Zehen, von denen drei durch eine Schwimmhaut verbunden sind, sämmtlich nach vorn sich richten, der Flügel so verkümmert, daß er wirklich eher einer Flosse als einem Fittige gleicht, da seine Federn sich fast zu Schuppen umgebildet haben. Auch das Gefieder erinnert durch die Bildung und dachziegelartige Lage der Federn an die Schuppen der Fische, und somit darf man die Flossentaucher in der That Fischvögel nennen.

Der innere Bau entspricht den äußeren Eigenthümlichkeiten. Alle Knochen weichen von denen anderer Vögel wesentlich dadurch ab, daß sie sehr hart, dicht und schwer sind, keiner die Luft zulassende Oeffnungen besitzt, und daß selbst die Röhrenknochen öliges Mark enthalten.

Die Flossentaucher oder Pinguine, von denen etwa achtzehn Arten beschrieben wurden, sind nur auf der südlichen Halbkugel zu Hause, leben im Meere zwischen dem dreißigsten und fünfundsiebzigsten Grade der südlichen Breite und besuchen das Land während ihrer Fortpflanzungszeit. Hinsichtlich ihrer Lebensweise unterscheiden sich die einzelnen Arten in mancher Beziehung; demungeachtet läßt sich, unbeschadet wissenschaftlicher Genauigkeit, ein Gesammtbild der Familie entwerfen, auch wenn wir nur zwei Arten ins Auge fassen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Sechster Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Dritter Band: Scharrvögel, Kurzflügler, Stelzvögel, Zahnschnäbler, Seeflieger, Ruderfüßler, Taucher. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 637.
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