Spiegelpfau (Polyplectron bicalcaratum)

[151] Bei dem Urbilde der Sippe, dem Spiegelpfau oder Tschinquis (Polyplectron bicalcaratum und Chinquis, Pavo bicalcaratus und chinensis, Polyplectrum, Diplectron oder Diplectrum bicalcaratus und Chinquis, Diplectropus bicalcaratus und Chinquis), sind Kopf und Oberhals graubraun, fein schwarz gewellt und gepunktet, Unterhals, Brust und Bauchmitte braun, deutlicher braunschwarz in der Quere gebändert und reihenartig lichtgelb getüpfelt, die Mantelfedern graugelblich, mit kleinen grauschwärzlichen Binden und alle Federn mit je einem runden, von Grüngrau in Purpur schillernden Augenflecken geziert, die Rücken-, Bürzel- und die großen Schwanzdeckfedern mattbraun, fein ockergelb gefleckt und gepunktet, die Handschwingen bisterbraun und graugefleckt, die Steuerfedern und die langen Oberschwanzdeckfedern [151] mattbraun, lichtgrau gefleckt und sämmtlich vor ihrer Spitze auf jeder Fahne mit einem großen, ebenfalls grünblauen, purpurschillernden, schwarz eingefaßten Augenflecken geschmückt. Das Auge ist glänzend gelb, der Fuß schwarz. Die Länge beträgt sechzig Centimeter, wovon fünfundzwanzig Centimeter auf den Schwanz kommen. Das Weibchen unterscheidet sich durch kürzeren Schwanz, schwielige Höcker an Stelle der Sporen und minder glänzende Färbung des Gefieders.


Spiegelpfau (Polyplectron bicalcaratum). 1/4 natürl. Größe.
Spiegelpfau (Polyplectron bicalcaratum). 1/4 natürl. Größe.

Assam, Silhet, Arakan und Tenasserim bis gegen Mergui hin sind die Länderstriche, in welchen der Tschinquis gefunden wird. Ueber sein Freileben sind wir nicht unterrichtet. Alle Spiegelpfauen sollen möglichst versteckt in den tiefen Waldungen leben, viel auf dem Boden und hauptsächlich im dichten Gebüsche sich aufhalten, demgemäß auch selten gesehen werden. In wie weit diese Angaben richtig sind, vermag ich nicht zu bestimmen; wohl aber glaube ich erwähnen zu müssen, daß es nicht besonders schwer halten kann, unsere Scharrvögel zu fangen und an den Käfig, bezüglich an ein passendes Ersatzfutter zu gewöhnen, da man sie nicht eben selten in der Gefangenschaft sieht. Auch in unsere Käfige gelangen sie dann und wann, halten recht gut aus, schreiten jedoch nur ausnahmsweise zur Fortpflanzung. Alle, welche ich beobachtete, hielten sich [152] möglichst versteckt unter Büschen auf und traten nur, wenn sie sich ungesehen wähnten, in den freien Raum des Käfiges heraus. Ihr Betragen hat größere Aehnlichkeit mit unseren Haushühnern, namentlich mit Hennen, als mit Pfauen; doch sagte mir ein Wärter, daß das Männchen im Frühlinge, also während der Paarzeit, seinen Schwanz etwas breite und dann in sehr stolzer Haltung einhergehe. Die Haltung ist überhaupt eine ebenso zierliche wie anmuthige, der Eindruck auf den Beobachter daher ein äußerst günstiger. In einem sehr geräumigen, sonnigen, dicht mit niedrigem Gebüsche bepflanzten und ungestörten Fluggebauer dürften Spiegelpfauen bestimmt zur Fortpflanzung schreiten. Eine Henne des Londoner Thiergartens hatte zwar selbst noch keine Eier gelegt, schien aber vom besten Willen beseelt zu sein, Küchlein zu erziehen; denn sie hatte die einer Haushenne in Pflege genommen und bemutterte die Kleinen mit einer Zärtlichkeit, als ob es ihre eigenen Kinder wären. Im Antwerpener Thiergarten soll ein Pärchen genistet haben.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Sechster Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Dritter Band: Scharrvögel, Kurzflügler, Stelzvögel, Zahnschnäbler, Seeflieger, Ruderfüßler, Taucher. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 151-153.
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