Vierter Teil

Wird doch das Leben überhaupt in seinen höchsten Regionen nach und nach immer einsamer und in sich gekehrter; und wenn nun dabei immer mehr die Zahl derjenigen sich verringert, die selbst dann noch in Liebe uns nahe stehen, so wird zuletzt das Tagebuch fast zu dem einzigen mit uns fortschreitenden Freunde, in dessen treuen Busen wir das meiste vertrauensvoll niederlegen, was der äußern Welt zuletzt doch zum größten Teil entfremdet bleiben mußte; und in dieser Weise ist dann endlich ein Ganzes entstanden, bei welchem man nie vergessen möge, daß hier weniger von einer Lebenschronik im gewöhnlichen Sinne die Rede sein sollte, sondern daß es eigentlich nur Ausatmungen innerer Lebenszustände waren, welche nach und nach zu diesem einfachen, wesentlich der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angehörenden Lebensbilde sich vereinigten, jedenfalls aber auch so das Wohlwollen Mitlebender und das Andenken Nachgeborener einigermaßen in Anspruch nehmen möchten.

Carus[197]

Quelle:
Carus, Carl Gustav: Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten. 2 Bände, 2. Band. Weima 1966, S. 195-199.
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