Apparate zum Sammeln der Käfer.

[31] 1. Tötungsgläser und Mittel zur Tötung.


Grössere, unbehaarte Käfer (Carabus, Scarabaeus, Tenebrioniden, Wasserkäfer etc.) gibt man am besten u. einfachsten in einem weithalsigen Glase (Opodeldokflasche) in Spiritus. Wollte man auch geflügelte Käfer in Spiritus legen, so empfiehlt es sich, bloss verdünnten (70prozentigen) Spiritus zur Tötung zu benützen; starker Spiritus entzieht den Tieren die Gelenksfeuchtigkeit, macht sie spröde u. weil dies auch an den Fld.-Bändern geschieht, so pflegen sie dann zu klaffen, d.h. die Fld. gehen hinten auseinander.

Grössere u. kleinere Käfer sollen niemals zusammen getötet werden; beide sollen nicht nur bei der Tötung, sondern auch bei der späteren Behandlung immer gesondert gehalten werden. Die kleinen Arten werden zwischen den grossen unansehnlich, wenn sie trocken getötet, u. gehen zwischen den einzelnen Körperteilen verloren, wenn sie in Spiritus mit den grossen zusammengegeben werden.


  • Fg. 36. Insektentötungsglas nach Ortner.
    Fg. 36. Insektentötungsglas nach Ortner.

  • Fg. 37. Insektentötungsglas. System Reitter.
    Fg. 37. Insektentötungsglas. System Reitter.

Dickleibige Käfer, wie die im Süden vorkommenden Pimelien u. andere Melasomen, welche verhältnismässig schwache Beingelenke besitzen, [31] sollen nicht nur in starken Spiritus gegeben, sondern es soll der letztere nach geraumer Zeit gewechselt werden, um sie vor der Fäulnis oder dem Fettwerden ihres Bauch- u. Brustinhaltes zu schützen.

Larven u. Puppen werden ebenfalls in guten Spiritus gelegt. Fast allgemein war vor wenigen Jahrzehnten die Tötung mit


Cyankali.

Zur Aufnahme des Giftes hat man besondere Fläschchen konstruiert, welche auf der US. eine verengte, kugelartige Ausbuchtung besitzen, die auch unten mit einem Pfropfen geschlossen werden kann. In die Ausbuchtung wird zwischen Papier ein Stück Cyankalium gelegt u. mit Watte ausgefüllt. Der obere Teil des Insektenglases oder Tötungszylinders wird mit einem Korke abgeschlossen, durch den ein 8 mm weites Glasröhrchen durchläuft, das oben auch mit einem Korke geschlossen werden kann. Das Glasröhrchen ist zur Aufnahme der Käfer bestimmt, welche durch dasselbe passieren können, damit nicht durch die häufige Oeffnung des grossen Korkes die Giftwirkung des Innern zu bald herabgestimmt wird.

Bei der Tötung durch Cyankali, Aether, Schwefelkohlenstoff, muss stets der Innenraum der Tötungsflasche mit Fliesspapierschnitzeln oder feiner Holzwolle ganz lose ausgefüllt werden, damit sich die Tiere nicht gegenseitig verbeissen u. beschmutzen können; noch vorteilhafter ist es, die Flasche zur Hälfte mit staubfreien, harten, groben Sägespänen, die von Querschnitt- oder Zentrifugalsägen gewonnen werden, anzufüllen, weil die Tiere darin ganz besonders schön rein bleiben. Die Holzspäne ziehen Feuchtigkeit an u. machen die Insekten trocken, u. die Käfer bleiben unbedingt gesondert.

Man hat dem Cyankalium den Vorwurf gemacht, dass es die Tiere sehr steif macht. Die Starre der Tiere verschwindet jedoch vollkommen, wenn die Tiere nicht zu bald nach ihrem Fange herausgenommen, sondern wenigstens 24 Stunden im Tötungsglase belassen werden.

Es ist selbstverständlich, dass man bei der Tötung mit Cyankali, das zu den stärksten Giften zu zählen ist, die grösste Vorsicht anwenden muss. Man hat aus diesem Grunde auch dauernde, vergiftete Fanggläser geschaffen, indem man eine grössere Cyankaliumlage mit frisch aufgelöstem Gipsüberguss erstarren liess. Die mit Gips frisch übergossenen Cyankaligläser bleiben bis zur vollständigen Trockenwerdung durch 24 Stunden offen zwischen dem Fenster stehen, dann werden die Glasränder von den Gipsteilen befreit u. die Flasche wird 10 Tage geschlossen ruhen gelassen. Nach dieser Zeit entwickeln sich schon hinlänglich Blausäuredämpfe, welche die Benützung der Flasche durch einen Sommer gestatten.

Zur Tötung mit Aether, Chloroform, Schwefelkohlenstoff verwendete ich ein grosses Opodeldokglas, dessen Stöpsel 2 dünne Röhrchen umschliesst. Das kürzere ist für das in Watte getränkte Tötungsmittel bestimmt u. das längere Glasröhrchen zur Aufnahme der (meist kleinen) Käfer hergerichtet. S. Fig. 37.


Schwefeläther, Essigäther, Chloroform, Benzin.

Bei der Verwendung von ätheriger Flüssigkeit wird dieselbe auf ein Schwämmchen oder Wattebausch geträufelt, u. auf dem Korke mittels einer Nadel befestigt, oder einfach auf den Boden der Flasche getan; darauf wird später nach Bedarf die Flüssigkeit tropfenweise nachgefüllt.

Schwefeläther u. Chloroform haben den Nachteil, die Tiere etwas steif zu erhalten, was ihre Präparation erschwert; dies ist bei der Verwendung von Benzin in noch stärkerem Masse der Fall.

[32] Ein sehr angenehmes Tötungsmittel u. in neuester Zeit allgemein beliebt, ist der Essigäther, wegen seines angenehmen, belebenden Geruches u. seiner Wirkung auf die getöteten Insekten: Diese bleiben nämlich bei Verwendung dieses Mittels schlaff u. geschmeidig u. lassen beim Aufpräparieren ihre Gliedmassen mittels eines Pinsels in jede beliebige Position bringen.

Da die Verwendung von Essigäther eine sogenannte Trockentötung bedingt, so sollte man, wegen der Reinhaltung der Tiere, besonders die Kleintiere (Micros, Minutien), nach ihrer Tötung definitiv bis zu ihrer Aufpräparierung in eine schwache Spirituslösung bringen, in welcher sie den schlaffen Zustand behalten. Die grösseren Tiere werden gesondert behandelt; behaarte, oder grell gefärbte bald aufpräpariert oder trocken in Rollen aufbewahrt.


Tötung mit schwefeliger Säure.

Ein Stück Schwefelfaden wird entweder einfach, oder doppelt, oder dreifach genommen, auf einem Ende mit Blumendraht zusammengezogen u. mittels einer Spannadel auf die US. des Flaschenkorkes befestigt, welcher die Sammelflasche abschliesst. Man wählt hierzu meist grössere Gläser, damit mehr Säure darin Raum findet u. die Tötungsfähigkeit der Flasche länger anhält. Vor Verwendung des Tötungsglases wird der Schwefelfaden angezündet u. der schliessende Kork aufgesetzt. Die schwefelige Säure, welche sich zuerst als trübes Gas in der Flasche zeigt, klärt sich darin in geraumer Zeit.

Die Tötungsgläser für diese Methode sollen ein dünneres Glasrohr durch den Kork führen, damit man nicht diesen, sondern bloss den kleinen Pfropfen des Glasrohres beim Sammeln zu öffnen braucht. Die Flasche wird mit Holzwolle dicht gefüllt u. falls die Insekten nicht sterben wollen, nochmals der Schwefelfaden angezündet. Die Tiere müssen längere Zeit in der Flasche verbleiben, um ein Wiederaufleben zu vermeiden.

Wegen der baldigen Erschöpfung der Tötungswirkung, soll man nicht zu häufig eine Flasche öffnen; es empfiehlt sich bei grösserer Exkursion 2–3 solcher Giftflaschen abwechselnd zu verwenden.

Die Tötung mit schwefeliger Säure ist für viele Insekten ein bequemes u. handliches Mittel, besonders für Fliegen u. Hymenopteren, die sich selbst in einer Schachtel abtöten lassen. Die Käfer sind härtere, empfindungslosere Gesellen für diese Tötung; sie hat aber den Vorteil, dass die hellen, gelben oder roten Körperteile nicht, wie bei anderen Methoden, nachdunkeln, sondern hell verbleiben; ich möchte behaupten, dass sie heller werden u. dass die schwefelige Säure bleichend wirkt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die damit getöteten Insekten geschmeidig bleiben, keine Starrheit annehmen u. sich derart leicht u. schön präparieren lassen.


2. Der Klopfschirm.


Blühende Sträucher, dürre Aeste, junge Koniferen, letztere besonders im Spätfrühjahre im Gebirge, werden über einen untergehaltenen Regenschirm, oder besser einem hellen Schattenspender, mittels eines festen Stockes abgepocht. Sodann werden daraus die brauchbaren Tiere (man wendet sich so, dass sie im Schatten sind), aufgelesen u. ins Fangglas gegeben. Man kann zu diesem Zwecke einen Schirm über den starken Metallstützen mit einer hellen Leinwand ausfüttern, damit sich die kleinen Tiere nicht hinter die Stahlstützen verkriechen, allein es genügt schliesslich für diese einfache, von jedem Entomologen oft angewandte Methode jeder Schirm, der uns momentan zu Gebote steht.


[33] 3. Der Kötscher.


Dieser gleicht einem groben, derben Schmetterlingsnetze, hat einen festen, runden, zur Hälfte zerlegbaren Eisenring, an den ein langer Sack aus festem dichtem Baumwollzeug angenäht ist; an dem Ring wird ein kurzer Stiel angeschraubt. Mit diesem Kötscher mäht man gewissermassen die Gräser, Rohr u. Schilf ab, indem man damit mit festen Schlägen über die Gräser streift. Diese Prozedur ist am lohnendsten vor Sonnenuntergang; am wenigsten in der Mittagshitze. Ab u. zu werden die Tiere aus dem Schöpfer oder Kötscher herausgenommen, die brauchbaren in das Fangglas geschafft, die restlichen weggeworfen.

Dieses Instrument ist eines der wichtigsten u. beliebtesten, weil man damit auf leichte Art eine Menge Insekten eintragen kann, welche auf niederen Pflanzen leben.


4. Das Wasserkäfernetz.


Hierzu kann der Kötscherring verwendet werden, auf den man einen sehr seichten Sack aus durchlässigem Stramin oder festem Tüll aufzieht u. einen grösseren Stiel an den Eisenring anschraubt. Damit wird in Tümpeln, stehenden Gewässern, aber auch in kalten Quellen u. rasch fliessenden Wassergräben über die Gräser am Rande gestreift (gefischt) u. die erbeuteten Tiere eingetragen.


5. Das Insektensieb.


Mittels desselben werden die unter Laub u. Moos lebenden, also meist subterranen, kleinen Tiere herausgeschafft, welche man auf andere Weise nur sehr selten u. schwer erhalten könnte. Da gerade durch dieses Instrument die feinsten u. seltensten Insekten eingetragen werden können, werden die Fangmethoden mit diesem Instrumente in einem besonderen, erschöpfenden Artikel an weiterer Stelle gewürdigt werden.


6. Gesiebesäcke.


Diese dienen zur Aufnahme des »Gesiebes« (»Gesiebsel«), welches durch das Aussieben von Laub u. Moos erhalten wird u. das dann zu Hause prisenweise auf einem Bogen Papier durchsucht wird. Man soll stets mehrere solche Säcke, u. zwar je grösser desto besser, mitführen, damit man eventuell das Gesiebe von verschiedenen Lokalitäten gesondert halten kann. Mit Erfolg habe ich auch diese Säcke beim Klopfen in den Schirm oder beim Streifen mit dem Kötscher verwendet; wenn die Zeit nicht durch das Aussuchen der Käfer im Freiem verloren gehen sollte. In diesem Falle werden die in den Schirm gefallenen Insekten möglichst rasch u. geschickt in den Sack geschüttet, oder diese aus dem Kötscher in den Sack geklopft. Dann werden die Tiere im Sacke von den Seiten herabgeschüttelt u. der Sack leicht eingerollt u. derart verwahrt, damit die Tiere darin nicht gedrückt werden. Beim Nachfüllen hat man die Tiere im Sacke stets neuerdings herabzuschütteln. Zu Hause werden sie sodann beim offenen Fenster in aller Ruhe ausgesucht u. die brauchbaren Tiere in die bereitgehaltenen Flaschen, nach Grössen sortiert, gegeben.


7. Einige Pinzetten.


Zum Herausnehmen von Käfern aus Aas, Mist oder aus Baumritzen, wo man nicht anders dazu kommt, werden Pinzetten verwendet. Man benützt gewöhnlich mehrere von verschiedenen Formen. Sehr gut ist es, mit einer sehr leicht federnden, schwachen Pinzette aus einer Uhrfeder, welche auch zarte Ptilien nicht zerdrückt, die Tiere aus dem Gesiebe aufzulesen.


[34] 8. Stemmeisen.


Zur Entrindung von Baumstämmen hat man früher allgemein dieses Instrument benützt; ich ziehe es vor, die Arbeit, welche diesem Instrumente zugedacht war, durch die


9. Exkursionshacke


zu bewerkstelligen. Diese ist so eingerichtet, dass man damit hacken, graben, u. Steine wenden kann. Die Hacke steht nach unten quer, ist von genügender Schärfe u. oben ist ein schwach gebogener, stemmeisenartiger Teil angebracht, der zum Steinewenden dient. Mit dem entomologischen Beile werden Entrindungen viel wirksamer vorgenommen, als dies durch das Stemmeisen geschehen kann; man kann damit Disteln ausschlagen u. nach in der Erde lebenden Käfern (Lethrus, Geotrupiden, am Meeresstrande nach Scarites etc.) graben, nachdem die Hacke quer gestellt ist. Dieses Instrument ist bei grösseren Exkursionen u. im Gebirge ganz unentbehrlich1.


  • Fg. 38. Entomologisches Beil. System Reitter.
    Fg. 38. Entomologisches Beil. System Reitter.

Das Insektensieb,

dessen Bedeutung beim Fange von Insekten, insbesondere Coleopteren und dessen Anwendung2.

Das Insektensieb hat den Zweck, Insekten, Conchylien u. sonstige kleine, unter Laub u. Moos, im Baummulme, in alten Weintrestern, in Wurzelwerk, bei Ameisen u. unter vielen anderen Umständen lebende Geschöpfe dadurch in grösserer Anzahl zu erbeuten, dass man mittels dieses Instrumentes alle groben Laub-, Moos-, Wurzelteile etc. entfernt, um aus den feinen durchpassierten Rückständen die durchgefallenen Insekten oder Mollusken, selbst zu späterer Zeit, in aller Bequemlichkeit herauslesen zu können.

[35] Die Konstruktion eines solchen Siebes kann mannigfach sein. Mein erstes Sieb bestand aus einem rechteckigen, in meine Exkursionstasche passenden Drahtgitter, an dessen Längsseiten jederseits 3 Häkchen angebracht waren, an die ein Leinwandsack befestigt wurde, in welchen die durchgesiebten Partikelchen hineinfielen. Eine weitere, allgemein verbreitete Art des Siebes bestand in einem Säckchen, in dessen oberes Drittel ein passendes rundes Sieb eingelegt u. das auch durch Siebe von verschiedener Maschenweite ersetzt werden konnte. Indem man die oberen Ränder des Siebesackes mit der linken Hand hielt, wurden mit der rechten Hand die Laub- oder Moosteile in den Sack über das Sieb geworfen, sodann wurden mit der linken Hand die oberen Sackränder geschlossen u. mit der rechten das Sieb in schüttelnde Bewegung gebracht. – Das Sieb nach Kiesenwetters System war ähnlich konstruiert, nur befanden sich 2–3 Siebe in kleinen Zwischenräumen übereinander, u. zwar das weitmaschigste oben, das engste unten. Alle diese Siebe haben vielfache Nachteile. Sie wurden gewöhnlich so subtil gebaut, dass man damit keine ernstliche Arbeit verrichten konnte: die Siebeflächen waren meist zu gering, die beweglichen Siebescheiben gestatteten bei unvorsichtiger Bewegung Durchlass den Blättern u. groben Erdteilen, endlich stand ihre Leistungsfähigkeit in keinem Verhältnisse zu der beim Sieben aufgewendeten Zeit.


  • Fg. 39. Modernes Insektensieb.
    Fg. 39. Modernes Insektensieb.

Am besten hat sich das Sieb von Kraatz, Reitter u. Weise bewährt u. ist allgemein eingebürgert. Hat für den Stadtherrn, der mit Glacéhandschuhen seine Exkursionen anzutreten pflegt, der Umfang u. die Stärke des Siebes sein Missliches, so sind gerade diese beiden Eigenschaften dessen beste Seiten, weil dadurch seine Leistungsfähigkeit begründet wird. Unser Sieb besteht aus einem zylindrischen Sacke aus weissem, dichten u. festen Wollstoffe, von 30 cm Durchmesser u. 80 cm Länge, der unten offen ist. Der obere Rand ist mit einem 6 mm starken Eisendrahtringe gefasst u. mit festem Handgriffe versehen; ein zweiter, ganz ähnlicher Ring, der mit einem Messinggeflechte von 6 mm Maschenweite ausgefüllt ist, befindet sich 24 cm unter dem oberen, im Sacke festgenäht, u. zwar so, dass dessen Handgriff gegen den oberen nach rechts im rechten Winkel absteht. Beim Sieben wird der Handgriff des oberen Ringes stets in der linken Hand gehalten, der rechte, untere, mit dem Siebe in Verbindung stehende ist für die rechte Hand bestimmt. Mit der rechten Hand geschieht die Einfüllung des Siebemateriales u. dessen Durchschüttelung. Die untere Sacköffnung wird vor dem Sieben mit einer Schnur geschlossen. Die Länge des Sackes gestattet, dass das Gesiebe im Sacke während der Operation am Boden aufliegen kann, was die Kräfte des Manipulierenden schont. Wird die Füllung zu umfangreich, oder hat man die Absicht, die Lokalität zu wechseln, so wird das Gesiebe durch [36] die untere Oeffnung des Sackes in Reservesäckchen, die man bei grösseren Exkursionen stets in mehreren Stücken vorbereitet haben muss, überfüllt. Dadurch ist es nicht nur möglich, Moos- von Laubgesiebe, Mulm, eingesiebten Pilzen etc. separat zu halten, sondern das Gesiebe auch nach Lokalitäten sondern zu können. Die Reservesäckchen können eine beliebige Form u. Grösse haben, sind jedoch, wie ich aus Erfahrung raten kann, nicht zu klein zu halten, besonders aber in gehöriger Breite von dichtem, weissem Wollstoffe (nicht Leinwand) anzufertigen. Leinwandsäckchen bewährten sich nicht. Wenn das Gesiebe mehrere Tage lang stehen muss, bevor man zum Aussuchen desselben gelangt, so gelingt es vielen Coleopteren, namentlich Euplecten u. ähnlichen schmalen Arten, sich durch das Gefüge der Leinwand durchzuzwängen; es sind mir auf diese Weise oft auch grosse Aphodien entkommen. Beim Wollstoff können die Tierchen sich nicht diese kleine Oeffnung verschaffen; die vielfachen Wollfäden hindern das Entkommen auch der kleinsten Insekten. Meine Reservesäckchen messen im flachgelegten Zustande in der Länge 43 cm, in der Breite 33 cm. Diese Säckchen können, ausser zur Aufnahme dieses Gesiebes, vielfach mit grossem Vorteile beim Einsammeln von Insekten Dienste leisten. Ich werde darauf später zurückkommen; hier will ich nur erwähnen, dass ich die von Bäumen, Gesträuchern, dürren Zäunen etc. in den Schirm gepochten Tiere, wenn deren Zahl gross ist u. die Zeit bei Exkursionen gespart werden muss, in eines oder mehrere solcher Säckchen umschütte, um die Tiere aus denselben zu Hause mit aller Musse auszusuchen. Es ist selbstverständlich, dass man die Tiere vor einem wiederholten Einfüllen zu Boden schütteln u. dann das Säckchen derart falten muss, dass die Tiere nicht entkommen können, ohne jedoch die Oeffnung desselben mit einer Schnur zu schliessen, weil die jedesmalige Lösung der letzteren einen beträchtlichen Zeitverlust im Gefolge haben würde.

Das Aussuchen des Gesiebes geschieht, indem man dasselbe, am besten zu Hause, in ganz kleinen Partien, fein verteilt, auf einen grossen weissen Kartonbogen ausschüttet u. die Tierchen in bereitstehende Fläschchen mit Spiritus bringt. Es ist gut, sie gleich, wenigstens nach ihrer Grösse, zu sortieren. Tabakrauch beschleunigt die Bewegungen solcher Arten, die sich tot zu stellen pflegen, wie Acalles etc. Das durchsuchte Gesiebe, das man, besonders bei grösseren Exkursionen, nicht fortwerfen, sondern 2–3 weitere Tage aufbewahren soll, wird in ein grösseres Holzgefäss ausgeschüttet u. die Oberfläche dieses Gefässes mit Reservesäckchen dicht belegt. Von grossem Vorteil ist es, diese oben aufliegenden Säckchen zu befeuchten. Die übersehenen Tiere kommen an die Oberfläche, setzen sich an die Säckchen fest u. können von diesen, nach vorsichtigem Aufheben (was täglich 1–2mal geschehen kann) abgenommen werden. Gewisse Insekten kann man nur auf diese Weise in grösserer Anzahl sammeln, z.B. Acalles, Cartodere, Enicmus, oder unter dem Laube lebende Raymondien, welch letztere selbst gegen Tabakrauch wenig empfindlich scheinen.

Der obere Ring unserer neuen Siebe hat auf der dem Griffe gegenüberliegenden Seite eine konkave Einbiegung, welche dazu dient, das Sieb anstehende Baumstämme anlegen zu können, wenn man wunde oder verpilzte Stellen der letzteren mit einem Stemmeisen oder besser mit einem Beile aushaut, damit die Späne, Splitter, Pilze etc. mit den dazwischen lebenden Insekten in das Sieb fallen können.

Die Verwendung des Siebes ist eine vielfache u. je nach den Oertlichkeiten eine verschiedene. In den österreichischen Buchenwäldern ist in der Regel sehr viel Laub vorzufinden, so viel, dass die Wahl, wo man sieben soll, oft schwer wird. Man wähle im Berg- oder Hügellande das Laub [37] der Taleinschnitte in Mulden, wo das Laub nicht jährlich vom Wasser fortgetragen werden kann, oder um stärkere Baumstämme, wo es einen sicheren Halt gefunden, oder in irgend einer Vertiefung einer sanften Berglehne. Bei grossen Laublagern wird die oberste, ganz dürre Schichte entfernt, hingegen die feuchte mittlere u. die unterste in das Sieb getan. In Nord- u. Mitteleuropa befinden sich die Siebetiere in der Regel in den unteren Laubschichten; im Süden Europas, wo die Laubschichte oft nur sehr gering ist u. diese die unter ihr befindliche Humusschichte mit Not feucht hält, befinden sie sich unter dem Laube in den oberen Humuspartien. Beim Einsieben hat man auf diese Umstände Rücksicht zu nehmen. Bei der Wahl der Siebelokalität hat man als erste Bedingung auf genügende Feuchtigkeit zu sehen; man siebe eher zu feucht als zu trocken. Die trockenen Schichten enthalten selten reichlich Insekten, u. wenn solche darin verkommen, so sind es gemeine Arten, die auf trockenen Plätzen leben können, wie Trechus quadristriatus, gewöhnliche Curculioniden etc. Sehr nasse Lokalitäten sind meist nicht sehr ergiebig, enthalten jedoch seltene Arten, wie Bythinus, Laena-, besondere Stenus-Arten etc.

Das Laub der Eichenwälder pflegt besondere Arten zu beherbergen, jedoch auch die unscheinbaren Nadeln der Coniferen bergen an günstigen, feuchten Lokalitäten eine Menge ausgezeichneter Kleinkäfer. Die sonnig gelegenen Auen in der Nähe der Bäche u. Flüsse u. das Moos geschützter Waldwiesen sind im ersten Frühjahre ein vortreffliches Siebeterrain. Zu derselben Zeit kann man in gut situierten Hainen oder unter vereinzelten freistehenden Baumgruppen, oder unter niederen dichten Gebüschen, welche oftmals die Grenze zweier Felder markieren, oder unter dem Gebüsche an sonnig gelegenen Gartenmauern, oder in den Gärten selbst mit dem Siebe gute Ausbeute von solchen Arten machen, die man unter dem Laube des Waldes u. in Bergschluchten vermissen wird. Ebenso kann man im ersten Frühjahre die feuchtwarmen Strohabfälle bei Mistbeeten durchs Sieb schütteln; man wird daselbst gewöhnlich Staphyliniden, Euplecten, Acriten etc. vorfinden. Aus dem Laube, zwischen welchem sich Ameisen befinden, wird man Myrmedonien, Homoeusen, u. wenn man Glück hat, auch Euryusen herausfinden. Man versäume nicht, die grossen Nester der Formica rufa u. anderer Ameisenarten im ersten Frühjahre aufzusuchen u. einzelne Partien aus der Mitte ihres Baues hervorzuholen u. durch einige rasche Handgriffe ins Sieb zu schaffen. Ich habe für diese Operation stets ein Sieb verwendet, das nur eine geringe Maschenweite besass; dabei habe ich die Vorsicht beobachtet, zwischen den schüttelnden Bewegungen einige Pausen der Ruhe eintreten zu lassen, welche den beunruhigten flüchtenden Myrmecophilen gestatteten, durch die Oeffnungen des Siebes in den Siebesack zu entkommen. Man hat sich bei dieser Operation die Aermel u. Hosenenden mit einer Schnur festzubinden, um die Belästigung der Ameisen zu vermeiden. Ich glaube nicht, nötig zu haben, die zahlreichen Coleopterenarten anführen zu sollen, welche man auf diese Weise in Menge mit dem Gesiebe heimbringt. Die Bemerkung dürfte vielleicht nicht überflüssig sein, beim Aussuchen desselben, welcher Vorgang selbstverständlich der zahlreichen Ameisen wegen, entweder in einem Gartenhause oder im Freien geschieht, darauf zu achten, dass man die winzigen, gewöhnlich zahlreich auftretenden Ptilien nicht übersieht.

Ueberschwemmungen im Frühjahre, namentlich aber, wenn solche zu vorgeschrittenerer Jahreszeit stattfinden, liefern, wie jeder Entomologe weiss, eine zahllose Menge, zum Teile ausgezeichneter Insekten, besonders Coleopteren, u. wenn man nicht vorzieht, das Gemülle an den Flussufern in grosse Säcke zu schaffen, die direkt nach Hause getragen werden, so wird man durch den Umfang u. die Stärke des Siebes in der Lage sein, sämtliche Reservesäckchen, die man mit sich führt, mit durchgesiebtem, gutem Gemülle bald anzufüllen. [38] Wie ich schon früher angedeutet habe, empfiehlt es sich, mehrere Siebe zu besitzen, deren Maschenweiten verschiedene sind. Dadurch wird es möglich, zu Hause das eingesiebte Flussgemülle durch ein dichteres Sieb durchpassieren zu lassen, wodurch die zeitraubende Arbeit des Aussuchens wesentlich verringert wird. Die groben Rückstände werden in flüchtiger Weise nach grösseren Käfern durchgesucht, bevor sie fortgeworfen werden.

Bei der Hantierung mit mehreren Sieben hat man in sehr feuchten Lokalitäten Siebe mit grosser Maschenweite zu wählen. Man wird selbst in diesem Falle verhältnismässig nur geringe, aber desto wertvollere Siebepartikelchen in den Siebesack bekommen. Das Gesiebe aus sehr feuchten Lokalitäten muss häufig in Reservesäckchen überschüttet werden, weil es sich sonst zu kleinen Kugeln zusammenballt, welche oft die zarteren Insekten in sich einschliessen. Solches sehr feucht eingeranfftes Gesiebe vermeide man auch sogleich durchzusuchen. Man lasse es vielmehr 1–2 Tage lang an einem passenden Orte trocknen u. drücke sodann vor dem Aussuchen die zusammengeballten Teile auseinander. In den Karpathen, dem feuchtesten Gebirge Europas, muss man diese Vorsicht beim Sieben stets gebrauchen, zumal auch hier sich die besten Arten auf die feuchtesten Stellen zurückziehen u. mit dem triefenden Laube ins Sieb gebracht werden müssen.

Bei grösseren Sammelreisen wird man Siebe von verschiedener Maschenweite gar nicht entbehren können. Namentlich im Süden Europas werden die Umstände, unter welchen man das Sieb zum Einsammeln von Coleopteren gebrauchen kann, so mannigfach, dass es sich empfiehlt, verschiedene Siebe in Vorbereitung zu besitzen. Baummulm, dürre Rasenstücke, Humusteile etc. wird man stets in ein dichtes Sieb gelangen lassen, um Zeit u. Mühe zu sparen. Ein anderer Vorteil mehrerer Siebe ist auch der, dass man Führer, Träger oder sonstige Personen zum Einsieben mit verwenden kann, insoweit es die vorhandenen Siebe gestatten.

Das erste Frühjahr ist sowohl bei uns, wie im Süden Europas für die Verwendung des Siebes die ergiebigste Sammelzeit. Es gibt zwar Fälle, wo der Sommeranfang lohnender sich gestalten könnte, wie z.B. in den sogenannten Trichtern des Capellagebirges in Kroatien. Die Capella weist keine Wasserläufe oder Bäche auf, auch bildet sie wenige oder nur geringe Talbildungen u. Bergeinschnitte; ihre Böschungen sind aber von zahlreichen tiefen, mulden- oder trichterförmigen Höhlungen besetzt, welch letztere wieder, wie der Gebirgszug überhaupt, mit gemischtem Walde bestockt u. mit Pflanzen üppig bewachsen sind. Diese Höhlungen werden im Winter mehr als die übrige Fläche mit Schnee gefüllt u. bilden für die Niederschläge ein natürliches Reservoir, wodurch ihr bedeutender Feuchtigkeitsgehalt im Sommer zu erklären ist. Aus diesem Grunde bilden diese Trichter ein ungemein ergiebiges Sammelterrain für das Sieb zum Ende des Frühjahres u. im Beginne des Sommers. Wer sich für die Fauna dieses eigentümlichen Bodenterrains, welches ich zweimal besucht habe, interessiert, wolle meinen diesbezüglichen Artikel in den Verhandlungen der zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, 1879, pag. 35 nachlesen.

Im vorgeschrittenen Frühjahre wird das Aussieben von Laub in den Auen, in Gärten, unter schattigen Gebüschen längs den Gartenmauern u. an ähnlichen Lokalitäten wegen der abnehmenden Feuchtigkeit unergiebig. Der rationelle Sammler muss zu dieser Zeit stets, dem Feuchtigkeitsgrade des Laubes folgend, schattige Waldschluchten aufsuchen, wo man, wie z.B. in Kroatien, das in den kleinen Wasserläufen angestaute Laub mit ausgezeichnetem Erfolge durch das Sieb passieren lassen kann.

Zu Beginn des Sommers beachte man die Komposthaufen, welche in grösseren Gärten angelegt werden. Diese bestehen aus ausgejäteten Pflanzen, [39] die auf einem Haufen der Fäulnis überliefert u. mit einer dünnen Erdschichte überlegt werden. Diesen Komposthaufen kommen jene Unkrauthaufen gleich, welche namentlich im Süden Europas an den Rändern der Weingärten sich vorfinden u. welche eine grosse Menge von Käfern enthalten, die allerdings meist gewöhnlichen Arten, wie z.B. aus den Gattungen Oxytelus, Eumicrus, Trichopteryx, Cercyon, Hister u.s.w. angehören. In Dalmatien, auf den dalmatinischen Inseln, in Griechenland u.s.w. pflegt man den frischen Stallmist auf besonderen Plätzen oder an den Rändern der Weinfelder aufzustapeln. Diese Düngerhaufen enthalten merkwürdigerweise ausser Rhyssemus, Plagiogonus u. Oxyomus wenig Aphodien; dagegen sind Staphyliniden u. besonders zahlreiche Histeriden u. Cercyonen in grosser Anzahl vorhanden. An diesen Lokalitäten habe ich Dendrophilus punctatus u. Coelostoma dalmatinum stets in grösserer Anzahl angetroffen.

Zu Beginn des Sommers u. im Sommer beachte man ganz besonders die alten Baumstöcke, die gefällten Bäume oder andere verfaulte oder faulende Holzüberreste. An frischen Baumstöcken, namentlich der Buchen oder Eichen, wird man, wenn aus ihnen noch Saft ausgeschwitzt wird, zahlreiche Clavicornen vorfinden. Bevor man von diesen Stöcken die Rinde löst, untersuche man das Moos, welches oft dieselben dicht umgibt, indem man das Sieb an dem untersten Teile des Stockes anhält u. die oberen Teile über dem Siebe mit einem Beile vom Moose entblösst. Aus dem, vom Baumsafte durchsickerten Moose kann man Sphaerites glabratus, Tachinus proximus, Quedien u. zahlreiche andere Arten ins Sieb bekommen. Bei der Ablösung von faulender Baumrinde hat man stets das Sieb mit zu benützen, u. zwar in der Weise, dass die Rindenstücke durch heftige Schläge über dem Siebe abgeklopft werden u. ausserdem ist die von der Rinde entblösste Stelle des Stockes oder Baumstammes derart zu behandeln, dass der Baummulm in vorsichtiger Weise mit in das Sieb gelangt. Die Erfolge dieser Sammelmethode sind gewöhnlich ganz überraschende. Es wäre vergebens, die Arten aufzuzählen, welche auf diese Art in das Sieb gelangen. Auf solche Weise habe ich in Czap, in Nordungarn, eine unglaubliche Menge guter Coleopteren eingesammelt, darunter Ptinella biimpressa n. sp. in Anzahl, Euplectus filum u. Spinolae in grosser Menge, die mir allerdings aus den Leinwandsäckchen, in welche ich das Gesiebe geschafft hatte, im Laufe der nächsten 3 Tage zum grossen Teile wieder entkamen.

Faulende Holzstämme sollen in vorsichtiger Weise untersucht werden. Enthalten sie einzelne Coleopteren, so wird man gewiss deren in grösserer Anzahl auffinden, wenn man die Holzteilchen über dem dichten Siebe zerbröckelt u. tüchtig durchschüttelt. Solche Stämme, auch wenn sie noch nicht vollends abgestorben sind, pflegen zahlreiche Schwämme zu tragen, welche partienweise ins Sieb geschafft u. über demselben zerkleinert, eine reiche u. willkommene Ausbeute liefern werden. Auf diese Weise wird in Ungarn u. Siebenbürgen ausser zahlreichen Cioiden der seltene Derodontus u. die geschätzte Mycetoma gesammelt. Wenn man Ursache hat, mit der Sammelzeit zu sparen, so lege man die Pilze u. Schwämmchen in Reservesäckchen ein (die ein rationeller Sammler unter allen Umständen in einigen Stücken bei sich tragen wird) u. zerkleinere sie über dem Siebe in freier Zeit erst zu Hause.

Grosse, harte Baumschwämme, die sich in alten, niederschlagreichen oder feuchten Wäldern in grosser Anzahl vorfinden, enthalten auf ihrer US. zu günstiger Zeit Pteryngium crenatum, Atomaria alpina, Enicmus brevicollis, Tritomen, Sacien, Corticarien u. andere seltenere Coleopteren. Diese Tiere sind leicht mittels eines heftigen Schlages in das untergehaltene Sieb zu bringen. Die Baumschwämme kann man in Reservesäcken nach Hause nehmen u. daselbst mit Musse nach ihrem Inhalte, der meist aus Bolitophagus, Diaperis, [40] Orchesia, Dorcatoma etc. besteht, durchsuchen. An verpilzten Baumstämmen befinden sich oftmals Agathidien, die man bei richtiger Anwendung des Siebes in grossen Mengen erbeuten kann. An der verpilzten Stirnfläche eines faulenden Baumstammes bei Raho in Nordungarn sah ich einige Agathidium discoideum sitzen. Ich schlug mit einem kleinen Handbeile eine mehrere Zoll tiefe Schichte des faulenden Holzes in das untergehaltene Sieb ein u. fand beim Aussuchen dieses Gesiebes mindestens 5 Agathidium-Arten in grosser Anzahl vor, darunter die schönen A. discoideum u. plagiatum in einigen hundert Exemplaren. Das Aushauen von wunden oder faulenden Stellen stehender Bäume, namentlich der Eichen, besonders wenn aus solchen der Baumsaft quillt, ist stets lohnend auszuführen u. soll niemals übersehen werden. Pleganophorus bispinosus lebt in anbrüchigen Eichen, welche von Lasius brunneus bewohnt werden. Der Entdecker dieses merkwürdigen Tieres sammelte es um Hermannstadt im ersten Frühjahre, indem er die am Fusse der Stämme befindlichen Moospolster abhob, zwischen welchen die Ameisen ihre Gänge gebaut hatten u. falls sich Pleganophorus nicht vorfand, oder nach Aufnahme desselben, die Moospolster wieder an die Stämme drückte.

Meine Absicht, das Tier an denselben Eichenstämmen im Juni 1876 auf gleiche Weise zu finden, misslang, weil die Zeit bereits eine zu vorgeschrittene war; selbst das Durchsieben des trockenen Baummooses, das von Ptinus subpilosus zahlreich belebt war, lieferte nicht das gewünschte Resultat. Erst das kräftige Losschlagen der knorrigen alten, teilweise losen Rindenteile, welche Operation natürlich über dem Siebe geschah, brachte mich in den Besitz eines weiblichen Pleganophorus, welcher der letzte war, der an dieser Lokalität überhaupt gefangen wurde. Auf ganz ähnliche Weise ist es mir gelungen, bei Triest Mitte April 1880 von alten Eichen die neue Triplax tergestana in einigen Stücken ins Sieb zu schlagen, die ich sonst nicht entdeckt haben würde. Durch das Angeführte soll nachgewiesen werden, dass es für den rationellen Sammler unlohnend ist, an Bäumen, liegenden Stämmen oder an Baumstöcken ohne Sieb mit dem Stemmeisen herum zu krabbeln, u. die sich zeigenden Tiere sogleich in die Fangflaschen zu bringen. In dieser Weise wird nur ein sehr kleiner Bruchteil dessen dem Sammler zur Beute, was er bei geringerem Zeitaufwande mit Benützung des Siebes hätte erlangen können.

Holzspäne, die oftmals in Wäldern in alten Holzschlägen oder an solchen Plätzen faulen, auf denen einmal Schindeln erzeugt wurden, soll man stets der Beachtung wert finden u. über dem Siebe durch heftige Schläge von ihren Erdteilen entblössen. In diesem Gesiebe wird man oft Anommatus, Trichophya, Homalota etc. in Anzahl vorfinden. Selbst der Mist, welcher sich unter solchen Bäumen oftmals an Waldesrändern vorfindet, worauf die Haushühner sich über Nacht aufzubäumen pflegen, liefert durch das Einsieben gute Aleochara, Microglossa u. andere Staphyliniden-Arten.

Hat man unter Steinen solche Ameisennester entdeckt, in denen sich Claviger, Hetaerius oder Catopomorphus befinden, so vermeide man es, nach den einzelnen Myrmecophilen zu haschen. Hat man das Sieb bei sich u. der Siebesack ist leer, so scharre man möglichst rasch, bevor sich die Tiere in ihre tieferen Gänge flüchten können, das ganze Nest ins Sieb. Kann man im Momente das Sieb hierzu nicht benutzen, so genügt auch ein Reservesäckchen, aus dem man zu Hause durchs dichte Sieb die gröberen Erdteile, Steinchen u. Wurzelwerk entfernen kann. In ähnlicher Weise hat man zu verfahren, wenn man die Dermestes, Saprinus, Catops, Corynetes etc. aus Aesern hervorholen will. Wie unangenehm u. lästig ist es, mit der Pinzette die einzelnen Tiere aus den Kadavern herauszuholen u. wie wenig wird die dabei in keineswegs angenehmer Weise verbrachte Zeit belohnt. Man suche das Aas rasch auf das weitmaschige [41] Sieb zu legen u. scharre möglichst schnell die Erde, worauf es vorher lag, mit den zahllosen Insekten, die sich in sie flüchten, mit einem anderen Beile oder einem anderen Instrumente, das man eben bei der Hand hat, entweder in ein zweites Sieb oder in ein Reservesäckchen. Der Kadaver wird einige Male über dem Siebe gewendet u. falls daran keine eigentlichen, mit Maden besetzten Fleischteile mehr vorhanden sind, auch über dem Siebe ausgepocht. Diese Operation erfordert wenige Minuten u. man wird den grössten Teil der an dem Kadaver vorhandenen Insekten nach Hause tragen u. sortieren können. Auch das Entleeren der in der Erde aufgerichteten Fanggläser oder Fangbecher mit Fleischköder etc. soll über dem Siebe geschehen. Die darin befindlichen grösseren Käfer, wie Carabus, Silpha, Geotrupes, bleiben über dem Drahtgeflechte des Siebeinstrumentes zur Herausnahme geborgen; alle kleineren Tiere werden durch die Maschen in den Siebesack flüchten. Die ganze Operation erfordert wenige Sekunden u. geschieht in gründlichster Weise. Dabei entgeht man der Gefahr, sich eine Blutvergiftung zuzuziehen. Es pflegt nämlich in die Fanggefässe oft Regenwasser zu gelangen, welches das faulende Fleisch auslaugt. Hebt man in unbesonnener Eile, wie es beim Sammeln oft vorkommt, mit von Dornen zerkratzten u. aufgeschundenen Händen die in der Flüssigkeit des Bechers zappelnden Caraben etc. heraus, so kann man sehr leicht in ernste Lebensgefahr geraten.

Durch vorstehende Winke ist aber die Anwendung des Siebes noch lange nicht erschöpft. Man findet dafür an Orten eine praktische Verwendung, wo es scheinbar nichts einzusieben gibt. Ein solcher Fall tritt an den Schneefeldern hoher Berge ein. Am hohen Pietrocza, an der Grenze Nord-Siebenbürgens, befinden sich in der Nähe der Schneefelder grosse Flächen, welche sich von der Ebene als Grasflächen ausnehmen, in der Tat aber aus vereinzelten Grasbüscheln bestehen, deren Wurzeln eine 10 cm hohe, zähe, fast undurchdringliche, dichtgeschlossene Masse bilden, aus der ein Insekt selbst mit dem Siebe schwer zu erlangen ist, weil diese zähe Wurzelmasse auch dem grossen Handbeile Widerstand leistet. Trotzdem gelang es mir, in diesem Wurzelwerke das Zugegensein des Niphetodes Redtenbacheri zu konstatieren. Besser bewährte sich das Sieb auf dem hohen Negoi, in den transsylvanischen Alpen, wo ich Graswurzeln übers Sieb einzupfte, zwischen denen sich mehrere kostbare, zum Teile neue Coleopteren in reichlicher Anzahl vorfanden. Weit vorteilhafter ist es aber, an Schneerändern hoher Berge Teile der vom Schneewasser durchtränkten Rasenstücke auszustechen, in Säcke verladen u. entweder durch Menschen- oder Tierkräfte ins Standquartier schaffen zu lassen. Die Rasenstücke werden sodann zerkleinert u. soweit trocknen gelassen, damit man zu ihrem Durchsieben oder aber direkt zur Zerbröckelung auf dem Arbeitstische schreiten kann. Ich kam nur zweimal in die Lage, diese Sammelmethode anzuwenden; das erste Mal auf der Czerna-Hora der Karpathen, das andere Mal auf Veles-Planina bei Mostar. In beiden Fällen war das Resultat ausserordentlich ergiebig, obgleich die Rasen auf der Czerna-Hora bei Regenwetter ausgestochen wurden. In diesen Rasenstücken befanden sich: Trechus Dejeani, Leptusa piceata, Homalota infirma Weise n. sp., carpathica, Niphetodes Redtenbacheri, Scleropterus Reitteri Weise n. sp. In den Graspolstern der Veles-Planina in der Herzegowina fanden sich vor: Molops simplex, Parreyssi, Leptusa difficilis Epph. n. sp. Ocyusa nigrata, Arpedium macrocephalum zahlreich, Stomodes convexicollis Mill. n. sp. häufig u. in Menge, Scymnus suturalis etc.

An dieser Stelle mag in Erinnerung gebracht werden, dass mein lieber Freund L. Ganglbauer in Nord-Siebenbürgen, im Rodnagebirge, obige Sammelmethode mit grossem Erfolge durch eine einfachere ersetzte.

[42] Derselbe hat die vorragenden Grasbüschel auf der Kammhöhe des Gebirges mit grossem Messer dicht in oder über der Wurzel abgeschnitten, die Grasteile über ein ausgebreitetes Leintuch zerzupft u. das Produkt dieser Arbeit durch ein Sieb passieren lassen. Es sind dadurch nicht nur höchst seltene Tiere, die offenbar in den Graswurzeln leben, zu Tage geschafft worden, sondern die grösste Zahl an neuen Arten gewonnen worden, welche die damalige Rodna-Reise meinem Freunde lieferte.

Ein ganz unentbehrliches Sammelinstrument ist das Sieb auf sumpfigem Terrain. 2–3 Exkursionen an die Sümpfe der Narenta genügten, um viele Tausende von geschätzten Kleinkäfern heimtragen zu können. Auch an diesen Lokalitäten muss man nach einem gewissen System vorgehen. Vorerst siebt man das Gemülle u. das Laub, oft das vorhandene Stroh, oder das aufgestapelte, faulende Rohrwerk ein u. man wird meist über die Massen Käfer staunen, welche diese vegetabilischen Ueberreste beherbergen. Die Bryaxis, Euconnus, Pelochares u. andere Arten sind oft in unglaublichen Mengen vorhanden; die Tychus u. die Boeocera finden sich zwischen den faulenden Rohrüberresten. Die zahllosen Bembidien, Staphyliniden u. Anthiciden, die beim Aussuchen des Gesiebes in hastiger Geschwindigkeit davoneilen, können uns schier die Arbeit verleiden. Die schlammigen Sumpfränder sollen nach den grossen Compsochilus-Arten mit den Händen geknetet werden; diese Tiere kommen auf andere Weise schwer zum Vorschein. Die kleinen Compsochilus finden sich im Geniste der Sumpfränder oder am Schlamme zwischen den dichten Sumpfgräsern. So fand ich den Comps. Rosti auf Zante; ich entfernte die obere Schlammschichte u. legte sie ins Sieb; ein grosser Teil der Käfer flüchtete in den Siebesack, während sich andere Stücke in den Schlamm tiefer einzugraben suchten. Grosse Grasbüschel, welche oftmals inselförmig aus den Sümpfen vorragen, müssen systematisch ausgebeutet werden, da sie ein Heer von Insekten zwischen ihren Blättern u. Wurzeln beherbergen. Solche Grasbüschel werden samt den Wurzeln ausgegraben u. von der Erde über dem dichten Siebe entblösst. Sodann siebt man so viel von der vorhandenen fetten Humuserde ein, als sie in Menge Käfer aufweist. Anstatt dieser Grasbüschel des Narentatales fand ich an den Sümpfen der jonischen Inseln grosse Distelbüsche, unter deren Schutz die ganze Sumpffauna Zuflucht gefunden hatte. Um zu den Siebetieren zu gelangen, musste erst der Distelbusch mit einem Beile entblättert werden; sodann wurden die alten faulenden Blattüberreste, meistens unter arger Belästigung der Hände, samt der oberen Erdschichte ins Sieb geschafft. Von der Arten-u. Individuenzahl, welche auf diese Weise in das Sieb gelangt, kann sich der Nordländer kaum einen Begriff machen, da in unseren Ländern eine ähnliche allgemeine u. permanente Massenzufluchtsstätte von Coleopteren nicht vorzukommen scheint.3

Auch das Ausziehen einzelner Pflanzen aus Sumpfboden u. Ausschütteln über dem Siebe ist an den geeigneten Lokalitäten, besonders im Süden zu empfehlen.

Tanygnathus terminalis fand sich bei Paskau an sumpfigen Teichrändern im Schlamm u. Moose kleiner Randquellen; Schlamm u. Moos wurde in das Sieb gebracht; das letztere darüber zerzupft u. den darin befindlichen Tieren Zeit gelassen, aus dem Schlamm durch die Maschen des Siebes in den Sack zu flüchten. Bei dieser Fangmethode haben wir mit Vorteil die Schlamm- u. Moosteile in Reservesäcke geschafft, u. erst in einigen Tagen, im Hause durchgesucht. Bei dieser Gelegenheit erwies sich die Cistela auricoma als Begleiter des Tanygnathus in der Sumpffauna.

[43] Ein sehr ergiebiges Sieberesultat lieferten auf den jonischen Inseln die überall zahlreich vorhandenen, faulenden oder verfaulten u. bereits ausgedörrten Opuntia-Blätter. In dem Safte der faulenden Blätter lebt in grosser Menge das Agathidium opuntiae; in den trockenen: Euthia formicetorum, Atomarien, Monotomen, Stenosis-Arten, Dapsa opuntiae (selten) u. andere. Die Blätter werden der Länge nach geteilt, damit das Innere blossgelegt erscheint u. sodann durch heftige Schläge über dem Siebe ausgebeutet.

Bei Grottenexkursionen vergesse man ebenfalls nicht das Sieb mitzunehmen. Kann man auch nicht der im schlammigen Kote unter Steinen lebenden Sphodrus u. Anophthalmus mit demselben habhaft werden, so lassen sich aber die leicht übersehbaren Bathyscien, welche auf fettem Humus unter Steinen sich aufzuhalten pflegen, um so leichter in raschester Weise in das Sieb einraffen. Es genügt oft für diesen Zweck statt dem Siebe ein Reservesäckchen zu verwenden.

Cryptophagus, Atomaria, Corticaria- u. verschiedene Staphylinenarten findet man im Sommer in grosser Menge, wenn man das schimmelnde Bansenstroh der leerstehenden Scheunen aussiebt. Ein einziger Siebeversuch zu günstiger Zeit an passender, feuchter Lokalität kann grosse Mengen dieser Tierchen zutage fördern. Besonders hält sich an solchen Orten Cryptophagus Milleri auf, den ich bei meinem ersten Siebeversuche vor 35 Jahren in Mähren entdeckte u. dabei von dieser Art allein an ca. 500 Exemplare erbeutete.

Wie ich schon früher sagte, ist die Güte der Sammellokalität von dem Feuchtigkeitsgrade abhängig, welchen sie besitzt. Eine u. dieselbe Gegend kann demnach aus diesen Gründen in den verschiedenen Jahren verschieden ergiebig sein. Obgleich man das Sieb das ganze Jahr über mit Vorteil vielfältig verwenden kann, so ist das eigentliche u. ergiebigste Aussieben von feuchtem Laube hauptsächlich auf das Frühjahr beschränkt, im Sommer ist es ganz unergiebig, im Spätherbste wieder lohnender. Nur das karpathische Waldgebirge in Nordungarn u. dem nördlichen Teile von Ost-Siebenbürgen (vielleicht auch das Glatzer u. Riesengebirge), bietet auch im Hochsommer dem Siebenden reichliche Ausbeute, was sich aus dem grossen Feuchtigkeitsgehalte dieses ganz bewaldeten Gebirgszuges erklären lässt. Bei meinem ersten Besuche der Capella in Kroatien ergab sich im Mai in ihren Trichtern durch das Sieb eine sehr reiche Fauna; zwei Jahre später fand ich an denselben Lokalitäten im Juni alles ausgestorben.

Nicht immer entspricht eine scheinbar gute Lokalität den Erwartungen, welche man in sie setzt. So boten die schönen Eichenauen auf der Insel Veglia, trotzdem sie viel faulendes Laub in den erwünschtesten Lagen bargen, oder die blühenden, jungen Wälder der Insel Lesina, kaum ein nennenswertes Insekt, während die unscheinbare Erde unter einzelnen daselbst im freien Felde stehenden Carduus-Büschen Tychus rufus, Anthiciden etc. dem Siebe lieferte.

Im Süden Europas, sowie in den subtropischen Gegenden ist es nicht immer so leicht, die Lokalitäten zu finden, wo man mit Erfolg sieben kann. Hat man das Sieb in unseren waldreichen Ländern als Sammelinstrument schätzen gelernt u. unternimmt zum ersten Male eine Reise nach dem Süden, so wird man meist von dem ersten Erfolge enttäuscht sein. Man muss in diesem Falle mit Geduld die verschiedenen Umstände ausnützen, die sich nacheinander darbieten. Man frägt vor allem nach Wäldern, wo man sieben könnte, u. sieht sie oft von der Ferne einladend uns entgegenwinken; ist man aber bei ihnen angelangt, so finden wir meist lichte Pinienwälder auf verdorrtem Boden, welche kaum Schutz gegen die heisse Sonne gewähren. An solchen Lokalitäten muss man den einzelnen eingesprengten Laubbüschen, die gewöhnlich aus Lorbeer-, [44] Karoben- u. Rosensträuchern bestehen u. deren Zutritt fast immer stachelige Schlingpflanzen verwehren, nachgehen. Ein kleines Handbeil, mit dem man sich den Zutritt hierzu erzwingen kann, leistet dabei unschätzbare Dienste. Auf dem schattigen Grunde im Innern dieser Büsche wird man fast immer auf mehr oder minder hoher u. feuchter Humuslage das gesuchte Laub zum Einsieben vorfinden, welches besonders an Pselaphiden, kleinen Rüsslern etc. reich zu sein pflegt. Dichte Dornenhecken an altem Gemäuer oder an Gartenzäunen u. an Felderrainen sind im Süden ähnliche Sammelstellen. Auch einzelne Büsche an schattigen Felswänden können mit Erfolg aufgesucht werden. Im Süden muss man meist auf eigentliche Wälder in unserem Sinne verzichten, es ersetzen sie daselbst die häufig ausgedehnten Flächen mit niederem, oft aber dichtem, schattigen Buschwerk, das meist aus immergrünen Sträuchern besteht. Im Winter ist das Einsieben des abgefallenen Laubes der Oelbaumplantagen manchmal lohnend, in vorgerückterer Jahreszeit gar nicht. Bessere Siebestellen bietet der Süden meist auf grösseren Bergplateaus u. Bergeshängen, die oftmals unseren Sammelstellen sehr ähnlich werden.

Von grosser Wichtigkeit ist es, bei grösseren Exkursionen die Zeit gut u. angenehm auszunützen, um bei eintretendem, längerem Regenwetter nicht zur Untätigkeit gezwungen zu sein. Das geschieht einfach dadurch, dass man gleich eine grössere Anzahl von Reservesäckchen mit Gesiebe einzufüllen u. sich einen Gesiebevorrat zu erhalten sucht, der nach u. nach ergänzt wird. Es ist selbstverständlich, dass man stets das zuerst eingetragene Gesiebe zuerst aussucht u. so vorgeht, dass keines über 8–10 Tage undurchsucht bleibt. Ist das Wetter günstig, so suche man die Austrocknung des Gesiebes durch Anfeuchten zu verzögern, bei schlechtem Wetter hingegen durch Verteilung in grössere Reservesäcke oder auf andere Weise, durch Wärme etc. zu beschleunigen.


Apparat zum Auslesen der im Gesiebe enthaltenen Käfer (und anderer Insekten).

(Photeklektor.)


Herr Ormay in Hermannstadt war der erste, welcher einen Apparat konstruierte, welcher die in dem »Gesiebe« enthaltenen Insekten auszuscheiden hat. Er nannte ihn Insektenklavier, da er ungefähr die Form eines Klaviers hatte. Er besteht aus einem lang dreieckigen, nicht hohen Kästchen, das vorne eine kleine verglaste Oeffnung hat, wodurch das Licht in denselben gelangt; davor befindet sich eine trichterförmige Oeffnung nach abwärts, worunter ein mit Spiritus gefülltes Glas hängt, in das die dem Lichte u. der Freiheit zustrebenden Tiere hereinfallen. Der obere Teil (Deckel) ist abnehmbar; durch ihn wird das »Gesiebe« in das Insektenklavier hereingeschüttet.

Ich selbst habe dieses nunmehr mehrfach vervollkommte u. verbesserte Instrument, welches bei Herrn Winkler u. Wagner in Wien gekauft werden kann, niemals verwendet, weil ich die Zeit nicht scheute, die Insekten aus dem Gesiebe überweissen Karton priesenweise auszusuchen. Mir hat gerade diese Arbeit stets viel Vergnügen bereitet, welches ich mir durch einen Apparat, von dessen Verlässlichkeit ich nicht überzeugt war u. es heute noch nicht bin, nicht entgehen lassen wollte. Einzelne meiner Kollegen sind mit demselben sehr zufrieden.


Behandlung der eingesammelten Käfer.

Die frisch getöteten Käfer werden innerhalb weniger Tage, so lange sie noch ziemlich weich u. gelenkig sind, aufpräpariert, falls man dazu genügende Zeit findet. Ist dies nicht der Fall, so werden sie entweder im Spiritus bis [45] zu ihrer Aufpräparation gelassen, oder aber, wenn sie trocken behandelt wurden u. in Spiritus nicht gelegt werden sollen, so verbleiben sie bis dahin in den Papierrollen.

Die Papierrollen macht man nach der Grösse der Tiere, die sie fassen sollen; stärkere Rollen werden auch gleichzeitig länger gemacht. Um solche Rollen herzustellen, wird ein langer Streifen festen, steifen Papieres über einem runden Stabe (welcher der gewünschten Stärke der Rolle entspricht) so lange aufgewickelt, bis das Papier eine beliebig starke Lage erhält; es soll die Wandung der Rolle sich nicht leicht eindrücken lassen. Die Enden werden beiderseits mit Watte geschlossen. Die Tiere befinden sich in der Mitte dicht gelagert, damit sie sich nicht schütteln können. Die Füllung der Tiere muss auf einmal stattfinden, so lange sie noch biegsam sind; eine Nachfüllung in späterer Zeit würde den erst gelagerten Tieren, wegen der inzwischen eingetretenen Austrocknung Schaden verursachen.

In solche Papierrollen kann man auch sortierte u. bestimmte Duplikate (Dubletten = überzählige Exemplare einer in der Kollektion genügend vertretenen Art) einlegen u. für späteren Tauschbedarf aufbewahren. Auf solche Rollen wird der Name des eingeschlossenen Insektes, Fundort mit Jahr u. Monat angeschrieben. Bevor man die gesammelten Käfer aufpräpariert oder sortiert in Rollen zur weiteren Lagerung gibt, sollen sie, um sie vor Raubinsekten zu schützen, eine kurze Zeit nach Grössen sortiert in eine Lösung von arseniksauren Salzen gelegt werden. Solche Arten, deren Bestäubung oder Behaarung es nicht rätlich erscheinen lässt, in eine Flüssigkeit gegeben zu werden, sind mittels eines Pinsels auf ihrer US. mit der giftigen Flüssigkeit zu bestreichen.

Jedenfalls soll man die kleine Mühe nicht scheuen, seine Sammlungsobjekte zu vergiften; es ist dergestalt die einzige Möglichkeit, sich vor den zahlreichen Musealzerstörern zu schützen. Auch Tiere, die man im Tausche erhält, sollte man, bevor sie der Sammlung einverleibt werden, der Vergiftung unterziehen. Grössere Arten sollen einige Stunden in der Arseniklösung liegen, bei kleineren Objekten genügt 1/2 Stunde, oder bei ganz winzigen Arten wenige Minuten.

Waren die Käfer schon trocken, so können sie in der Lösung gleich aufgeweicht werden, was natürlich etwas längere Zeit beanspruchen wird.


Herstellung der Imprägnierungsflüssigkeit.

Nach Herrn Apotheker Hans Krauss in Nürnberg, der ein sehr erfahrener Koleopterologe ist, stellt man sich eine konzentrierte Lösung von leicht löslichem, arseniksaurem Kali (oder arseniksaurern Natron) in destilliertem Wasser her, im Verhältnis 1:3, versetzt sodann die Lösung noch mit feiner Moschustinktur (5 Gramm auf 1 Liter Flüssigkeit), lässt sie einige Wochen an kühlem Orte stehen u. filtriert sie schliesslich zu einer klaren Lösung. Von dieser konzentrierten Lösung genügen ca. 30–35 Tropfen auf etwa 100 ccm gewöhnlichen Wassers (was etwa 0,75–1% Arsensalz entspricht).

Es wäre erwünscht, wenn die entomologischen Handlungen die konzentrierte Lösung zum Verkaufe auf Lager halten möchten.


Aufweichung trockener Käfer.

Die Tiere in den Rollen, sowie trockene Insekten überhaupt, werden wieder weich u. geschmeidig gemacht, indem man sie 6–24 Stunden auf nassen Sand legt, der sich auf einem Teller befindet u. mit einem Glassturz bedeckt wird. Dem Wasser, das auf den Sand geschüttet wird, soll etwas Formalin zugesetzt werden, um die Schimmelbildung zu verhüten.

[46] Waren die Käfer schon vor dem Einweichen vergiftet, so ist es nicht nötig, die Vergiftung des Materials neuerdings nach dem Aufweichen vorzunehmen, im andern Falle soll man nicht versäumen, die Imprägnierung der Tiere mittels der Arseniklösung nach der Aufweichung vorzunehmen.

Ebenso kann man ältere, trockene Käfer der Sammlung in gleicher Weise aufweichen u. überpräparieren.


Präparation der Käfer.

Die geschmeidigen, frisch gesammelten, oder die unter der Glasglocke auf nassem Sande aufgeweichten Tiere werden in kleinen Partien auf eine dicke Lage von Fliesspapier (am besten ist weisses Filtrierpapier) gelegt, damit die sie umgebende Feuchtigkeit rasch beseitigt wird. Die grösseren Tiere, von 10 mm aufwärts, werden auf Insektennadeln gespiesst. Man wähle lieber dünne, als dicke Nadeln u. wegen der Grünspanbildung, lieber schwarze als weisse. Man verwende zum Spiessen für grössere Arten nicht stärkere Nadeln als Nr. 6, u. für die kleineren nicht unter Nr. 2.

Die Nadel wird dem Käfer in die rechte Fld. unfern der Naht exakt senkrecht eingeführt, so dass die Spitze in der HBr., in der Mitte zwischen den M.- u. HHü. heraustritt. Alle Individuen sollen in gleicher Höhe an der Nadel stehen; 1/4 der oberen Nadellänge soll über dem gestochenen Objekte frei bleiben. Das Auge wird sich bei einiger Uebung bald an diese Gleichmässigkeit gewöhnen. Den gestochenen Tieren werden die Schn. u. Tr. unter den Körper gebogen, die Knie sollen gleichmässig vorstehen, die vordersten schräg nach vorne, die beiden hinteren Paare schräg nach hinten. Die F., wenn sie länger sind, werden nach hinten über den Körper gebogen. Das Ausbreiten der B.u.F. bei gestochenen Käfern ist wegen ihrer besseren Erhaltung u. wegen geringerer Platzeinnahme zu vermeiden. Objekte, die nicht in der gegebenen Stellung verbleiben wollen (meist starre, ungünstig getötete Tiere), werden durch Umsteckung mit Nadeln gezwungen, die Stellung zu behalten u. haben bis zu ihrer völligen Austrocknung zwischen den sie einengenden Nadeln zu verbleiben.

Kleinere Käfer, unter 10 mm Länge, werden auf entsprechende, grössere oder kleinere Papierplättchen von steifem Karton geklebt, Fig. 40. Diese Plättchen sollen ebenfalls in gleicher Höhe auf der Nadel stehen. Man kann zum Annadeln der Insektenklebzettelchen eine dicke Torfplatte verwenden, auf der die Klebzettel ausgebreitet sind u. auf ihr angestochen werden. Die Dicke der Platte hat dem Raume zu entsprechen, den die Klebzettelchen in der Höhe einnehmen sollen. Dadurch wird eine genaue gleiche Anspiessung der Klebezettelchen erzielt.

Den Tieren, welche aufgeklebt werden sollen, werden vorher mittels eines feinen, starren Pinsels, oder einer Starrnadel, die B. auseinandergebreitet, die F. vorgestreckt u. sodann werden sie auf das Klebezettelchen gelegt, auf welches vorher ein kleines Tüpfelchen eines guten Leims (Rings Syndetikon4, das bei jedem Drogisten zu erhalten ist), der mittels eines Spannadelköpfchens aufgetragen wurde. Halten die Tiere fest, so werden (nach etwa 1/2 Stunde) noch die F.u.B. mittels einer Nadel in symmetrische Lage gebracht u. sollen gut präparierte Stücke das Laufen imitieren. Wichtig ist es, dass sowohl F.u.B. durch die Ränder des Klebzettelchens gedeckt sind.

Gummi arabicum, selbst mit Glyzerinzusatz, entspricht nicht; es ist ein zu sprödes Material; beim Versenden fallen mit Gummi arabicum geklebte Tiere leicht ab u. die abgefallenen zerschellen die andern.

[47] Man benützt verschiedene Zettelchen zum Aufkleben der Kleinkäfer. Vielfach werden sogenannte Spitzzettelchen empfohlen, kleine, dünne, ziemlich lange Dreiecke, auf deren Spitze die Tiere reitend angeleimt werden. Sie sollen den Vorzug besitzen, die US. des Tieres sehen zu lassen, haben aber den Nachteil, Beschädigungen leichter zugänglich zu sein. Der Vorzug, den man dieser Methode zuschreibt, ist aber eine Illusion; der Zettel verklebt den HLeib u. die ganze M.- u. HBr., der Klebestoff verschwimmt sogar bei kleinen Tieren bis auf die VBr. u. die US. der VBr. bleibt nur bei grösseren, geklebten Stücken der Besichtigung frei zugänglich. Da aber diese allein für eingehendere Besichtigung nicht genügt, so ist man gezwungen, auch das auf Spitzzettel geklebte Tier abzukleben, um die US. gut besichtigen zu können.

Ich bin entschieden dafür, die Objekte wegen der Schönheit, Gleichmässigkeit u. ihrer viel besseren Erhaltungsfähigkeit nach der allgemein jetzt gebräuchlichen französischen Manier, auf kleine, rechteckige Zettelchen zu kleben, auf denen durch das Plättchen die F.u.B. geschützt sind. Eine Sammlung, die derart präpariert erscheint, sieht gefüllter aus, lässt sich leichter erhalten, da selbst beim Fallen oder Werfen das Objekt nicht zu brechen braucht, da es die Zettelränder von allen Seiten schützen. Diese Methode gestattet auch, die Tiere leicht u. rasch abzulösen u. nach Besichtigung der US. auf frische Zettelchen zu setzen. Dies geschieht, indem man mit einem gewöhnlichen, in Wasser getauchten Pinsel über das Tier einen grossen Wassertropfen durch Berührung der OS. des Objektes erzeugt, der möglichst das ganze Tier umgibt, worauf dann das Objekt in wenigen Minuten auf der Oberfläche des grossen Wassertropfens schwimmt. Es wird nun auf Filtrierpapier gelegt, die US. besichtigt u. wieder auf ein neues, frisches, oder selbst auf das alte Klebezettelchen mit Leim befestigt.


  • Fg. 40.
    Fg. 40.

Von grossem Vorteile ist es, von kleinen Arten wenigstens je ein Stück verkehrt aufzukleben u. die Füsschen u.F. auszubreiten. Das verkehrt geklebte Tier soll rechts neben dem normal befestigten gestellt werden, doch muss man von der artlichen Gleichheit beider Individuen positiv überzeugt sein.


Etikettierung der Käfer.

Die präparierten Insekten sollen mit einem kleinen Patria- (Vaterlands-) Zettelchen versehen werden, denn nur solche Sammlungen haben einen wissenschaftlichen Wert, deren Tiere nicht nur richtig determiniert (mit richtigen Namen versehen), sondern auch mit genauen Fundortsangaben ausgestattet sind.

Diese, möglichst kleinen Zettelchen sollen Land, Ort u. Namen des Sammlers enthalten (Fig. 41). Will man ein Uebriges tun, so kann man den Monat des Fundes beifügen, was gemeiniglich durch eine zugefügte Zahl (I–XII) geschieht. Diese Daten gestatten, zoogeographische Studien zu machen. Man hat früher dem [48] ersten Sammlungsstücke jeder Art den Patriazet tel gegeben, oder jedem ersten Tiere von neuer Fundstelle. Dieser Vorgang hat sich als unzulänglich erwiesen u. kommen viel zu oft unvermeidliche Verwechselungen vor; auch die Patriaangabe auf dem Namenszettel unter der Artreihe in der Sammlung ist vollständig ungenügend gewesen, da die Patriazettelchen unbedingt an die Nadel der Tiere gehören, damit Verwechselungen ausgeschlossen sind. Auch soll man Patriaangaben nicht durch kleine bunte Zettelchen markieren, die nur dem Besitzer resp. dem Anleger der Sammlung geläufig sind, früher oder später aber sicher ausser Evidenz geraten. Musealdirektor L. Ganglbauer befürwortet sogar jedem Individuum ausser dem Patriazettelchen, noch einen zweiten, kleinen beizufügen, auf dem der Speziesname (nicht jener der Gattung) des betreffenden Tieres, sowie der Name des Determinators (des Bestimmers) steht.


  • Fg. 41.
    Fg. 41.

Diese Zettelchen sollen möglichst klein gehalten sein u. wenn möglich jenen in der Grösse entsprechen, worauf die Tiere geklebt sind. Auch sollen sie so gestochen werden, dass die unteren (Patria- u. Namenszettel) vom oberen Klebzettelchen gedeckt werden.

Das Bestreben, die Sammlung in der Präparation sweise zu unifizieren, ist oft schädlich. Ich habe einige Male gefunden, dass meine abgegebenen, schön präparierten Insekten in häuslicher Weise dieser Unifizierung zum Opfer fielen, indem ich sie auf kleinen, kurzen, dreieckigen Zettelchen quer über die Spitze hängend u. von Klebstoff verschmiert, gelegentlich wieder zu Gesichte bekam.

Zum Einstecken der Insekten in die Sammlungsschachteln u. Versandkistchen kann man sich einer Insektenzange oder einer Steckpinzette, welche beide an der Spitze etwas gebogen sind, bedienen, die man in verschiedenen Naturalienhandlungen zu kaufen bekommt.


Studienlupe und Mikroskop.

Zum Studium der Käfer bedient man sich, behufs besserer Erkennung der einzelnen Details am Hautskelette derselben 1, resp. 2–3 guter Lupen, die eine etwa 10-, 17- u. 25fache Vergrösserung aufweisen. Beste Bezugsquellen für sehr feine aplanatische Lupen, mit denen ich arbeite, sind: Optisches Institut von Karl Zeiss in Jena; Optisches Institut von K. Reichert in Wien VIII, Benogasse 26; Entomologisches Atelier von Winkler u. Wagner in Wien XVIII, Dittesgasse 11.

Auch ein Mikroskop ist bei eingehenderem Studium, besonders zur Besichtigung sehr kleiner Details nicht überflüssig. Man kann auch einzelne Objektivgläser des Mikroskopes als Lupen benützen.


Wenn man Mundteile blosslegen will zur Untersuchung oder Besichtigung, Nachprüfung etc., so wird das betreffende Objekt vorerst in einem mit Wasser gefüllten Blechlöffel über einer offenen Flamme aufgekocht, dann wird eine sehr feine, spitzige Schere kleinster Sorte, wie man sie in Handlungen chirurgischer Instrumente zu kaufen bekommt, in das Hinterhauptsloch eingeführt u. auf der US. ein Schnitt schräg nach aussen u. ein anderer ebenso auf der entgegengesetzten Seite ausgeführt u. sodann, am besten über einem mit reinem Wasser gefüllten Teller oder Waschbecken, der zwischen den Schnitten gelegene, mittlere Teil, der die Mundteile ganz oder zum grössten Teile umfasst, abgehoben. Diese Teile werden sorgfältig aufgelesen u. zwischen 2 Deckgläschen in Kanadabalsam gelegt. Die Ränder des Präparates werden mit Papierstreifen oder einfachem Siegellack verklebt u. auf einer Seite verzeichnet man den Namen der Art, welcher die Mundteile entnommen wurden.

[49] In neuerer Zeit wird auch zur Artunterscheidung der männliche genitale Haftapparat (Penis, Forceps5) auspräpariert, der aus 3 Teilen besteht, die aber oft (wie bei den Carabiden) zu einem einzigen Stücke verschmolzen erscheinen.

Mittels einer starken Nadel oder einer scharfen Pinzette wird der HLeib eines männlichen (besser vorher in heissem Wasser aufgeweichten) Käfers, den jeder Entomologe zu erkennen in der Lage ist, von der Brust losgetrennt u. zur Untersuchung entfernt. Aus dem gesonderten Bauche wird sodann mittels feiner u. scharfer Pinzette der meist grosse, hornige Forceps (Penis) von vorne zu fassen gesucht u. herausgezogen. Dieser wird dann vorsichtig auf einem weissen Papierblatt von den umgebenden Häuten befreit u. gesäubert, was mit einer Nadel geschehen kann u. sodann auf ein kleines Plättchen Karton aufgeklebt, in einer Lage, die die Vorder- u. Seitenansicht zu betrachten gestattet. Dieses Plättchen wird schliesslich auf die Nadel des Tieres gestochen, wozu es gehört. Der abgetrennte Bauch wird auch wieder mittels Klebestoff in die frühere Lage gebracht.

Bei einiger Uebung kann diese Prozedur rasch stattfinden, ohne das Objekt äusserlich erkennbar zu verletzen.


Anleitung zum Bestimmen der Käfer nach vorliegenden Bestimmungsschlüsseln.

Hat man bereits einen Vorrat schön präparierter u. gut etikettierter Käfer, so kann das Material der Bestimmung zugeführt werden. Vor allem wird man seinen Blick u. sein Gefühl für Systematik üben können durch ein freies Sortieren der Käfer, wie sie dem Anfänger verwandt erscheinen. Ein Laufkäfer (Carabide), ein Schwimmkäfer (Dytiscide) ein Bockkäfer (Cerambycide) oder ein Laubkäfer (Chrysomelide) u. andere Familienreihen haben alle so viel Eigentümliches für das Auge, dass zumeist auch der Laie schon das wirklich Zusammengehörige zusammenstecken wird.

Sodann kann man seine provisorisch gesichteten Tiere nach dem vorliegenden Buche, u. zwar zuerst auf die Familie prüfen. In späterer Zeit, bei vorgeschrittenem Studium, wird es hauptsächlich auf die Speziesbestimmung u. eventuell der Bestimmung der Gattung ankommen.

Bei Benützung vorliegender Tabellen hat man zuerst die Familienreihe, dann die Familie, die Unterfamilie, dann die Gattung u. Art festzustellen.

Alle diese Tabellen sind in gleicher Weise abgefasst u. sind auch in gleicher Weise zu verfolgen, um die erwünschte Auskunft zu erhalten.

Will man das Bestimmungsobjekt auf die Familie prüfen, so beginnt man mit dem ersten Satze des dafür vorgesehenen Textes des Bestimmungsschlüssels, der mit 1 bezeichnet ist. Die Stricheln bei der Zahl sollen andeuten, wie viel Gegensätze vorhanden sind, auf die es ankommt; gewöhnlich sind es 2 (1'' u. 1'), aber es können auch 3 (''') oder 4 ('''') Gegensätze vorkommen, die dann entsprechend mit 3 oder 4 Stricheln bezeichnet sind. Der erste Satz trägt die Leitzahl mit den meisten Stricheln, u. der letzte endet mit einem Strichel.

Das Bestimmungsobjekt wird zuerst mit dem ersten Leitsatz u. seinen Gegensätzen (fast immer sind es 2) verglichen u. wenn man gewissenhaft die erwähnten Eigenschaften nachgeprüft, so muss einer dieser beiden (eventuell der dritte oder vierte) auf das Objekt passen. Nehmen wir an, das Objekt stimmt gleich eingangs auf den ersten Satz (1''), so haben wir sodann die

[50] Zahl 2'' zu vergleichen, u. so lange die nächste Zahl unterhalb der passenden, bis wir zum Abschluss auf einen Namen gelangen, den wir wissen wollten.

Stimmt die erste Zahl 1'', so haben wir den resultierenden Namen innerhalb der Sätze zwischen 1'' u. 1' sicher zu erwarten.

Stimmt die Zahl 1' (u. nicht 1''), also der zweite im Texte befindliche Gegensatz, so müssen wir zur weiteren Vergleichung die nächste darunter befindliche Leitzahl konsultieren. In diesem Falle wird es weder 2, 3 etc. sein, sondern möglicherweise eine viel höhere, je nach dem Umfange der Tabelle.

Es ist mithin stets die nächste Leitzahl zu konsultieren, die sich nach dem passenden Gegensatze ergibt u. ist in dieser Weise so lange zu verfolgen, bis wir auf den Namen gelangen, den wir erfahren wollen.

Ist dieser Name der einer Familie, so wird in gleicher Weise dann in der entsprechenden Tabelle jener der Gattung u. endlich in der Artentabelle jener der Spezies gesucht u. gefunden.


Ein Beispiel.


Es soll ein Schwimmkäfer auf die Familie bestimmt werden, so werden sich nachfolgende Leitsätze als passend erweisen in der Tabelle der Familien (unter den Adephaga):


A' – hier statt einer Zahl ein Buchstabe, dann

b'' – in diesem Falle gibt es auch ein b' –, das also hier nicht in Betracht kommt, dann

2' und

3' ergibt echte Schwimmkäfer: Dytiscidae.


Ein anderes Beispiel.


Nehmen wir an, es sei Cicindela soluta auf den Speziesnamen zu prüfen, so ergeben sich folgende Gegensätze in der Artentabelle der Cicindeliden:


1'', 2', 3'', 4'', 5' = Cicindela soluta.


Hinter der Tabelle ist unter Anführung des gleichen Namens die kurze, ergänzende Beschreibung des Tieres zur Nachkontrolle aufzusuchen. Daselbst findet sich auch die Grösse angegeben u. die Art des Vorkommens, oft mit biologischen Bemerkungen. Im allgemeinen werden bei diesen kurzen Beschreibungen die wichtigsten Eigenschaften nicht mehr wiederholt, welche in der entsprechenden Tabelle enthalten sind; meist beschränken sich dieselben auf Formverhältnisse u. die Färbung, die meist in den Tabellen nicht angezogen erscheinen.

Bei einigen sehr homogenen Familien, wo die Arten einander sehr ähnlich sind (Staphyliniden, Gattung Meligethes, u. viele andere), beschränken sich alle Angaben auf die Bestimmungstabelle; in diesem Falle sind Grösse u. abweichende Färbungen auch an dieser Stelle angegeben.

Redtenbacher, Ganglbauer, u. viele andere haben ihre dichotomischen Uebersichten in etwas anderer Weise angelegt; sie haben nämlich die Gegensätze gleich alle hinter- u. nebeneinander gestellt u. am Schlusse der einzelnen Sätze (rechts) mittels sogenannter Leitzahlen den Bestimmer weiter geführt. Die gleiche Leitzahl war dann im Laufe weiter auch links so lange zu verfolgen, bis man auf den Namen des Objektes gelangte.

Es kann zugegeben werden, dass diese Methode vielleicht für den Benützer bequemer zu gebrauchen ist, aber sie hat den grossen Nachteil, dass eine Uebersicht über das System u. die Verwandtschaft der Arten vollständig verloren geht, da dadurch stets die am meisten differenten Arten zusammenkommen. – Bei der in unserer Fauna benützten Form, der sich Seidlitz u. viele andere Forscher bedienen, bleiben die Arten einer Untergattung schön [51] beieinander u. selbst die Arten werden systematisch nach ihrer Verwandtschaft gegliedert u. angereiht. Unsere Form der Tabelle berücksichtigt also in erster Linie System u. Verwandtschaft der Arten u. darum wurde sie von mir für unsere Fauna gewählt.


Die Käfersammlung.

Die bereits auf ihren Namen nachgeprüften Käfer werden sodann in die »Sammlung« einverleibt. Die Sammlung besteht aus 1 oder mehreren Schränken, in welche passende Laden eingeschoben sind, deren Zahl u. Grösse ganz von dem Willen des Sammlers abhängt. Die Insektenladen sollen praktische Dimensionen haben; die Länge soll etwas grösser sein als die Breite, dagegen die Höhe etwas grösser als die normale Nadellänge, d.i. etwa 51/2 cm. Der Deckel soll auf der Lade dicht schliessen, damit Staub u. Raubinsekten nicht hinein gelangen können; dessen oberer Teil pflegt verglast zu sein. Man kann übrigens auch die Sammlung in anderen Insektenschachteln unterbringen u. ist dies eine Sache, die jeder einzelne sich selbst überlegen muss. Praktisch sind Holzladen mit Glasdeckel für solche Entomologen, welche ihre Wohnung voraussichtlich nicht zu wechseln brauchen. Für Entomologen, welche ihre Wohnung oft zu wechseln gezwungen sind, empfiehlt es sich, leichte Schachteln zu wählen, die in einfachen Stellagen untergebracht werden, u. die beim Transporte keine Schwierigkeiten bereiten können.

Sehr wichtig ist die Auslegung der Insektenschachteln. Man ist lange schon davon abgekommen, dafür die teuren Korkplatten zu verwenden; auch sind sie nicht weich u. tief genug. Man verwendet jetzt Insektenpappe u. Torfplatten. Ich habe meine Laden mit beiden Materialien ausgelegt, aber ziehe Torf allem anderen Materiale vor, weil dieses Material sehr weich ist u. trotzdem die Nadeln gut hält. Bei Auslegung der Torf- oder Filzdeckelplatten sollen die Wände der Laden mit 1% Sublimatlösung vergiftet werden. Schliesslich wird die Bodenfüllung mit schön weissem Papier überklebt u. sodann steht die Lade bereit, die Insekten aufzunehmen.

Jeder Sammler hat vor Anlage der Sammlung sich zu entschliessen, in welchem Umfange er seine Sammlung anlegen will. Man kann die Arten seiner Umgebung, oder seines Kronlandes, oder des heimatlichen Reiches sammeln, oder sie auf Europa oder gar die paläarktische Fauna ausdehnen. Die Zahl der Schachteln oder Laden wird von dem faunistischen Umfange bestimmt.

Bevor man die Käfer definitiv in die Sammlung unterbringt, hat man sich die Schachteln mit allen Na mensetiketten auszustecken, welche bei dem gewählten Faunenumfange in Frage kommen. Dadurch erhalten wir 1. eine Uebersicht über das, was vorhanden ist u. was noch fehlt; 2. kann jedes nachträgliche Insekt ohne weitere Umstände u. ohne Zeitverlust für Etikettenschreibung etc. in die Sammlung getan werden, wo dafür schon der Platz mit seinem Namen existiert; 3. erspart man sich unliebsame Umsteckungen, wenn man auch beim Ausstecken der Etiketten auf die Grösse der Tiere Rücksicht genommen hat. – Die Namensetiketten sollen möglichst wenig Raum einnehmen, weil sie einen grossen, kostbaren Schachtelraum verdrängen, der eigentlich ganz den Insekten gewidmet wurde. Am besten ist es, als Namensetiketten die Kataloge dafür zu verwenden, welche dem Faunengebiete entsprechen, indem man sie zerschneidet. Wenn es nicht einseitig bedruckte Kataloge sind (was selten vorkommt), so muss man 2 dafür verwenden: einen für die Namen der geraden, u. einen für jene der ungeraden Seiten. – Diese Zettelchen werden natürlich sehr schmal sein, dagegen können sie so lang sein, als es die Schachtelspalte gestattet, in welche sie befestigt werden sollen. Sie werden in die Schachtel mit kleinen, sogenannten Etikettennadeln (2–3) befestigt.


Apparate zum Sammeln der Käfer

[52] Die Schachteln sind gewöhnlich der Länge nach in Spalten eingeteilt, welche die Breite haben, dass man eine Anzahl gleicher Objekte in eine Reihe stellen kann. Ich stecke den Familien- u. Gattungsnamen vor, den Speziesnamen hinter die Käferreihe. Die Zettel stelle ich nicht besonders frei, weil man die Namen derselben zwischen den Käferreihen ganz vorzüglich lesen kann. Gattungs- n. Speziesnamen in einer Spalte links, die Käfer rechts davon zu stecken, halte ich für eine unschöne Raumverschwendung.

Für Sammlungsetiketten sind in zweierlei Auflagen (einseitig und beiderseitig bedruckte) des Catalogus Coleopterorum Europae Caucasi et Armeniae rossicae von der Verlagshandlung E. Reitter in Paskau (Mähren) hergestellt worden u. können von ihr bezogen werden.


Bemerkungen zum Versand der Käfer.

Die Duplikate besserer Käferspezies, die man einzusammeln in der Lage ist, werden allgemein zu Tauschzwecken verwendet. Man verfertigt gewöhnlich jährlich im Herbste eine Liste der abgebbaren Käferarten, welche man zur Auswahl an entfernter domizilierende Kollegen einsendet. Die gewählten Tiere werden dann in nicht zu grosse, mit dickem Torf ausgelegte Schachteln so gesteckt, dass selbe sich gegenseitig nicht berühren können, auch dann nicht, wenn, durch Stösse veranlasst, sie die Neigung hätten, sich zu drehen, was man durch Umsteckung von 2 Nadeln bei den grösseren Tieren zu vermeiden sucht. Es empfiehlt sich, die Tiere nicht dicht in die Schachteln zu stecken u. lieber mehrere kleinere, als eine grosse zu verwenden. Geschieht durch Loslösung eines Leibes ein Schaden, so bleibt er dann auf eine kleine Schachtel beschränkt u. es fällt dann der Beschädigung nicht das ganze Material der grossen Schachtel zum Opfer. Als Versandschachteln eignen sich vorzüglich die niedrigen Zigarrenschachteln, welche mit dicker Torflage ausgelegt u. sauber mit weissem Papier ausgeklebt werden sollen. Es ist gut, eine dünne Watteschicht über den Boden zu legen, in welcher etwaige herabgefallene Objekte an den Krallen hängen bleiben u. so keinen weiteren Schaden anrichten können.

Wird die Sendung im Inlande gemacht, so kann die Schachtel in Papiere gewickelt, verschnürt u. dann in ein Kistchen zwischen Holzwolle so plaziert werden, dass die Schachtel (oder mehrere) in der Mitte u. diese ringsum wenigstens einige (5) cm mit Holzwolle ja nicht zu fest umgeben bleibt. Ein Brief kann im Inlande u. nach Oesterreich der Sendung beigeschlossen werden, in das weitere Ausland ist dies nicht gestattet. Auf die Kiste kommt ausser der Verschnürung u. Versiegelung eine deutliche Adresse des Empfängers u. in eine Ecke die des Aufgebers. Man sorge für gute, hier mitgeteilte Packung, in der die Tiere schon einen ausgiebigen Stoss vertragen. Die Warnungsangaben: »Bitte Vorsicht; nicht stürzen; nicht werfen« sind, wenn man die Massenbehandlung der Postpakete schon zu beachten Gelegenheit hatte, vollständig wertlos. Nur die sorgfältige Emballage kann hier schützend eingreifen. Die Drahtstifte zur Befestigung des Deckels sollen dünn sein, damit sie nicht die Wände spalten u. die Kiste länger verwendet werden kann. In das Ausland hat man gute Siegel an der Kiste anzulegen u. ausser der Postbegleitadresse noch die vorgeschriebenen Zolldeklarationen beizubringen, die man am Postschalter erhalten kann.

Die Schachteln, welche die Käfer enthalten, soll man, wenn sie ins Ausland gehen, mit einer Glasleinwand überziehen, welche genug durchsichtig ist, um den Inhalt den Zollbeamten erkennen zu lassen. Ich beziehe solche [53] Glasgaze aus Wien von Ed. Schopps Söhne, Wien VII, Mariahilferstrasse 54, zu sehr billigem Preise u. sie ist in grösseren Orten Deutschlands sicher zu erhalten.


Kleinere Partien von Käfern versendet man am häufigsten als Muster ohne Wert (Echantillons sans valeur), einfach oder rekommandiert (eingeschrieben).

Das Schächtelchen, welches die Versandtiere enthält, wird oben mit Glasgaze überklebt, in Papier gewickelt u. dann reichlich nach allen Seiten mit Watte umgeben, schliesslich in Papier gepackt, die Adresse darauf geschrieben u. entsprechend nach dem Posttarif frankiert.

Selbstverständlich haben allemal die Insekten, welche man zum Versand bringt, Nummern (oder besser direkte Namen derselben) zu tragen, welche mit jenen korrespondieren, welche man im Begleitbriefe dem Empfänger mitteilt.


Vergrösserung der Sammlung durch Kauf und Tausch.

Wer seine Sammlung nicht auf die Arten seiner nächsten Umgebung beschränken will, sucht Tauschverbindungen in jenen Ländern anzustreben, in welchen man tauschfreudige Interessenten findet. Obwohl die selbstgesammelten Insekten dem Sammler grösseres Vergnügen bereiten, als die ertauschten (weshalb man die selbst gesammelten stets im Werte zu überschätzen geneigt ist, gegenüber den erworbenen), so wird man ausser dem Tausche oft auch den Ankauf, wenigstens von orientierenden Gattungsvertretern, von guten Insektenhändlersfirmen zu der Erleichterung seines Studiums nicht vermeiden können, falls man überhaupt geneigt u. in der Lage ist, dafür einiges Geld auszugeben.

Für den Tausch sammle man nur die feinen Arten in grosser Anzahl, wobei vor unnützem Massenmord eindringlich gewarnt wird. Man sammle im eigenen Lande niemals von einer Art die man noch nicht kennt, viele Stücke; bei einer Sammeltour im Auslande muss der Anfänger allerdings die entgegengesetzte Praxis ausüben. Häufige Arten werden nicht verlangt u. der Anfänger erlebt von seinem Tauschresultat eine Enttäuschung, wenn er sie gut zu verwerten meint. Die gemeinen Arten haben eben eine weite Verbreitung u. kommen auch im Gebiete der Tauschfreunde vor.

Der Tauschverkehr beginnt im Herbste. Man tauscht beiderseits zu gleichen Werten (Einheiten), indem man die Preislisten der Händler als Wertmesser verwendet; die Händler verlangen 50% Rabatt, da sie zu Geschäftszwecken u. nicht für die eigenen Sammlungen Akquisitionen machen. Dieser Rabatt erweist sich aber auch dem Lieferanten vorteilhaft, weil die Händler grosse Suiten einer Art abnehmen, während die Tauschkollegen sich per Art auf 1–4 Stücke beschränken. Es ist Regel, Tauschsendungen gegenseitig portofrei zu halten.


Schädlinge der Sammlungen. Mittel gegen sie.

Eine Insektensammlung muss trocken gehalten werden u. zuverlässig trocken stehen. Sie ist vor Licht u. Staub zu schützen.

Ebenerdige Lokale eignen sich wenig für sie, weil sie in solchen leicht anschimmeln.


Der Schimmel

ist demnach der erste, ärgste Feind einer Sammlung u. dieser ist wohl imstande, uns die Freude an unseren Sammelobjekten zu verleiden. Angeschimmelte Insekten sind, insofern es sich um häufigere Arten handelt, durch frische [54] Exemplare zu ersetzen; seltene werden mit Schwefeläther, Chloroform oder auch starken Spiritus abgepinselt. Kleine Arten werden am besten abgelöst (unter einer Glasglocke auf nassem, mit Formalinbeisatz versetzten Sand) u. dann in Seifenwasser aufgekocht u. im abgetrockneten Zustande mit einem zarten Pinsel abgeputzt.

An dieser Stelle mag auch gewarnt werden, Sammlungsteile in verglasten Laden durch lange Zeit dem


Lichte oder gar der Sonne


aussetzen zu lassen. Das Licht bleicht die Tiere u. macht sie unnatürlich. Ich habe eine Melasomensammlung gesehen, wo die tiefschwarzen Blaps u. Pimelienarten durch das lange auf sie fallende Licht eine durchwegs gelblichbraune Färbung erhielten.


Insektenmilben.

Diese äusserst kleinen, trägen, weissen, staubähnlichen Tierchen sind als die grössten Schädlinge unserer Sammlungen anzusehen. Ihr Zugegensein verrät sich durch das anscheinende Staubigwerden der Insekten. Sollte eine Untersuchung mit der Lupe ihre Gegenwart konstatieren, so muss man schleunigst trachten, sich von diesen tückischen Zerstörern zu befreien. Es geschieht dies durch mehrtägige Einlage der betreffenden Laden in einen Giftkasten, der an anderer Stelle beschrieben erscheint. Man wird gezwungen sein, die infizierten Laden mehrere Male den giftigen Gasen auszusetzen. Eine radikale Kur gegen diesen kleinen Feind erreicht man auch dadurch, dass man die geöffnete Lade (eine nach der anderen) einige Minuten heftiger Bratröhrenhitze aussetzt.

Je kleiner der Feind, desto schwieriger seine Bekämpfung; der grosse kann sich nicht so leicht verbergen u. wird durch seinen gröberen Frass eher bemerkt u. kann vertilgt werden, ehe er der Sammlung einen grösseren Schaden zufügen konnte.


Anthrenen, Dermestiden.

Die Larven dieser Käfer werden an ihrer langen, pelzartigen Behaarung leicht erkannt; ihr Zugegensein wird an dem Bohrmehle konstatiert, das sich unter den von ihnen befallenen Objekten vorfindet. Es genügt oft, solche angegriffenen Objekte in Aether oder Spiritus zu legen; nur wenn eine volle, junge Brut der Anthrenen im Kasten ausgekommen ist, muss man die betreffende Lade für einige Tage in dem Giftkasten stehen lassen. (Bücherskorpione [Chelifer] stellen lebenden Schädlingen nach.)


Staubläuse.

(Psociden: Troctes divinatorius u. der grössere Atropos pulsatorius L.)


Sehr kleine, weiche, weissliche, flügellose Insekten, die ziemlich behende in Insektenschachteln, die nicht sehr trocken stehen, umherkriechen u. auch die zarten Spitzenenden der Tastorgane der Sammlungsobjekte benagen, sind die Psociden. Der Schaden, den diese Tierchen an Käfersammlungen anrichten, ist gering, bei Lepidopteren u. Dipteren, kann er allerdings ins Auge fallen.

Ein gutes Mittel, Sammlungsschädlinge fernzuhalten, sind gut schliessende Gefässe (Laden, Kästen). Erworbene Tauschtiere sollte man erst 1 oder 2 Wochen einer Quarantäne unterziehen, um zu sehen, ob nicht Schädlinge sich darin befinden. Am besten wird man verfahren, die neuen Erwerbungen vorerst in den Giftkasten zu geben, bevor sie in die Sammlungen eingereiht werden.

Eigentlich sollten im Tausche erworbene Käfer ebenfalls, wie die eigenen, in einer Lösung von arseniksauren Salzen (siehe pag. 46) vor dem Zerstören durch Sammlungsfeinde gesichert werden.

[55] Das einfachste u. erfolgreichste Mittel, seine Sammlung vor Schädlingen rein zu halten, ist in erster Linie eine fleissige Revision derselben in kurzen Zeitabständen. Angefressene Objekte, die man an dem unter ihnen befindlichen Frassstaube erkennt, sind auf einige Stunden in Aether oder Alkohol zu legen.

Zum Schlusse muss noch ein mineralischer Schädling genannt werden; es ist der


Grünspan,


welcher sich oft an den Nadeln im Körper des Objektes ansetzt, immer reicher anschwillt u. schliesslich den HLeib des Tieres absprengt u. es verdirbt.

Wenn man eine grössere Menge Grünspan an einem Tiere bemerkt, so empfiehlt es sich, denselben sogleich mittels eines in Amoniak getauchten Pinsels abzuwaschen.

Zur Vermeidung des Grünspans werden in neuerer Zeit schwarz lackierte Nadeln zum Spiessen der Käfer verwendet. Ganz besonders neigen zur Grünspanansetzung die an dem kieselsäurehaltigen Schilf lebenden Donacien u. einige andere Gattungen.


Giftkiste mit Wasserverschluss.

Eine Kiste, so gross, dass in ihr 2–5 Sammlungsladen bequem Platz haben u. noch von allen Seiten ein handbreiter, leerer Raum verbleibt, wird mit Zinkblech ausgeschlagen. Am oberen Aussenrande wird eine 6 cm tiefe Blechrinne angelötet, welche zur Wasseraufnahme bestimmt ist. Der Deckel besteht aus einer einfachen Brettfläche, unten mit Zinkblech versehen. Die Aussenränder des Deckels sind durch starkes Zinkblech senkrecht nach unten etwa 5 cm verlängert, damit dieser Besatz beim Aufsetzen desselben in die Wasserrinne gelangt. Oben in der Mitte befindet sich ein Loch, das mittels eines Korkes geschlossen werden kann.


  • Fg. 42. Giftkasten, altes, normales System.
    Fg. 42. Giftkasten, altes, normales System.

  • Fg. 43. Giftkasten, System Zonfal.
    Fg. 43. Giftkasten, System Zonfal.

In diesen Giftkasten werden die infizierten Insektenladen sukzessive nach der Fassung des ersteren (3–5) hereingestellt u. zwar derart, dass der Deckel der Insektenladen verschoben aufliegt u. den giftigen Gasen überall Zutritt gestattet. Oben auf die Laden wird ein kleiner Teller gesetzt, der mit Schwefelkohlenstoff angefüllt u. der Verdunstung in dem sodann verschlossenen Giftkasten ausgesetzt wird. Die Rinne wird zugleich mit Wasser gefüllt.

Beim Oeffnen des Kastens hat man vor Abnahme des Deckels früher den Korkpfropfen des Deckels zu entfernen, damit Luft hineingelangen u. er leichter gehoben werden kann.


Behandlung der Sammlungsladen vor ihrer Verwendung.

Die Innenflächen der Kästen, in welche dann die Torfausfüllung zu kommen hat, sowie die US., dann die SR. des Torfes, Korkes oder sonstiger Einlagen, sollen mit einer Sublimatlösung bestrichen werden, damit denselben [56] gegen das feindliche Eindringen von Raubinsekten von aussen her ein Schutz geboten wird. Um Korrosionen der Nadeln durch das Sublimat zu vermeiden, ist das Einlagematerial nicht von oben, sondern nur von unten mit dem Gifte zu befeuchten.

Man verwende zu diesem Zwecke eine 1% alkoholische Lösung des Quecksilbersalzes, welche 20% destilliertes Wasser enthalten soll.

Zu einer Imprägnierung der Insekten selbst ist Sublimat nicht geeignet, weil derart behandelte Käfer einen blauen, unnatürlichen Schiller erhalten.


Einfaches Mittel, um langbehaarte, im Spiritus verdorbene Käfer wieder in ihrer ursprünglichen Schönheit herzustellen.

Die zum Auffrischen bestimmten Käfer werden so lange in Spiritus geschüttelt, resp. gewaschen, bis die gewechselte Flüssigkeit klar bleibt. Die triefend nassen Tiere (eventuell auch aus der verdünnten Arseniklösung) werden sodann in eine Schachtel schichtenweise auf einer dicken Lage gut gereinigter, staubfreier u. trockener, weicher Sägespäne derart ausgebreitet, dass sie nicht zu nahe aneinander liegen. Sodann überschüttet man die Insektenlage neuerdings mit einer dicken Sägespäneschichte u. sucht durch Rütteln die Holzteilchen dicht an die Insektenkörper zu bringen. Die Austrocknung soll rasch geschehen u. kann durch Sonnenstrahlen oder mässige Ofenwärme befördert werden. Nach 12–24 Stunden müssen den Insekten die anhaftenden Holzteilchen mittels eines steifen Pinsels abgekehrt werden, wobei man den Pinsel so streicht, dass die Behaarung in ihre ursprüngliche aufstehende Form zurückkehrt. Bei grossen Tieren wird man eventuell die ganze Prozedur noch einmal wiederholen müssen.

Die Sägespäne sollen vom Querschnitt einer Zirkularsäge, wie man sie in grösseren Tischlereien bekommen kann, genommen u. nach längerer Benützung gewaschen u. gut ausgetrocknet werden.


Beispiel zur Aufzucht eines Laufkäfers aus dem Ei.

Der bekannte Karabologe, Herr G. de Laponge, findet die Aufzucht von Laufkäfern aus dem Ei als leicht durchführbar. Um eine Eiablage zu erzielen, füllt er einen Blumentopf halb mit Erde, halb mit Moos, verstopft die Bodenöffnung mit Watte, bedeckt das Gefäss mit einem beschwerten Teller u. das Wochenbett für einen Laufkäfer (Carabus) ist fertig. Dieses Gefäss, dessen Erde immer etwas feucht gehalten werden muss, fasst 10–12 Käfer. Als Nahrung werden zerschlagene Schnecken, dann Würmer, aber auch Früchte u. Beeren gereicht. Nach der Begattung kommen die Weibchen in einen separaten Topf, aus dem man von Zeit zu Zeit (8–10 Tage) die ziemlich grossen, milchweissen Eier herausnimmt u. möglichst einzeln in kleinere, gut verschlossene Töpfe bringt, die recht feine Erde u. Moos enthalten. Die Aufzucht der Larven ist nicht schwierig, wenn immer genügend entsprechendes Futter gereicht wird. Nach dreimaliger Häutung verpuppt sich die Larve u. ergibt nach 2–4 Wochen den Käfer. (Aus Kranchers Jahrbuch 1907.)


Ueber besonders lange Lebensdauer einiger Coleopteren

berichtet Dr. O. Krancher im Ent. Jahrb. 1907, 51. Dr. O. Nickerl in Prag hielt einen Carabus 7 Jahre lang in Gefangenschaft, bis derselbe schliesslich an Altersschwäche zugrunde ging. Im Laufe der letzten Jahre hatte er zusammen 21 Tr. – Gld. verloren u. war am rechten HB. gelähmt. Nach J. Lauffer [57] u. Dr. Buddeberg, die gleichfalls über die Lebensdauer der Insekten Untersuchungen anstellten, erreichte eine Akis lusitanica gleichfalls ein Alter von 7 Jahren, die aber stets munter war u. noch kein Gld. der Tr. eingebüsst hatte, so dass ihr Tod überraschte. Ferner wurden einige Blaps gigas 4 Jahre 10 Monate in Gefangenschaft gehalten.

Hierzu soll bemerkt werden, dass die Käfer in normaler Weise in der Natur höchstens 1/2 Jahr alt werden u. dies nur, wenn sie im Herbste aus der Puppe schlüpfen u. als Imago überwintern; die im Frühjahre entwickelten Arten leben im Durchschnitte kaum 2 Monate. Der Grund, weshalb sie in der Gefangenschaft um so viel älter werden, liegt in dem Umstande, dass ihnen auf künstliche Weise günstige Lebensbedingungen geschaffen werden, aber hauptsächlich nur in der Voraussetzung, dass sie eine Kopulation nicht vorher eingegangen sind u. zu einer solchen nicht gelangen. Bietet man in der Gefangenschaft zu einer Begattung die Möglichkeit, so stirbt das S darauf in 1–2 Tagen, oft in wenigen Stunden; das Q hingegen nach stattgefundener Eiablage.


Herstellung von Köderplätzen.

An passenden Stellen, an Waldrändern oder geschützten Gartenstellen, oder in Parkanlagen, wo Hühner nicht zukommen, kann man Köderstellen anlegen. Man legt auf festgestampften Untergrund zwischen Schichten von Steinen, Moos u. Laub, Knochen, alten Käse, alte Pilze u. sonstige geeignete Dinge, in Form eines kleinen Hügels, den man mit Reisig belegt.

Diese Köderhügel können im Frühjahre 1–2mal wöchentlich durchsucht werden. Am besten geschieht dies, indem man die Bestandteile über einem Leintuch durchsucht, oder direkt über einem Insektensieb ausklopft. Die einzelnen Bestandteile des Hügels werden dann wieder an der alten Stelle aufgerichtet.

Deutschland hat leider keine Grotten, in welchen sich subterrane, augenlose Käfer vorfinden. Die zahlreichen Tropfsteingrotten der mährischen Schweiz (bei Blansko) liegen nicht mehr in der Zone, in welcher die entwickelteren augenlosen Arthropoden vorkommen.

In den Grotten von Kärnten, Krain, Küstenland, Kroatien, Bosnien, Herzegowina, dann Dalmatien, Montenegro, endlich in den zahlreichen Grotten der Meeralpen (Alpes maritimes) u. den Grotten in den Pyrenäen ködert man die Tiere in Fangbecher, oder wo die Grotten senkrechte, tiefe, abstürzende Eingänge haben, in lose zusammengerollten Lappen, zwischen welche alter Käse, zerstossene Schnecken, riechendes Fleisch eingeschoben wird. Das Ganze wird mit einem Netz, zu dem die Tiere gelangen können, umgeben u. mittels eines starken Bindfadens in den Grottenabsturz herabgelassen. Man zieht in einigen Tagen das Netz wieder vorsichtig herauf, nimmt die Tiere aus den Fetzen heraus u. kann dann diesen Köder wieder in die Grotte neuerdings nach Gefallen aussetzen.


Köderbecher.

Konisch gehaltene Blechbecher, die passend ineinander gelegt werden können, werden ebenfalls mit altem Fleisch oder Käse, zerstossenen Schnecken etc., gefüllt an passenden Orten aufgerichtet u. zwar, indem sie zu 3/4 Teilen eingegraben werden. Daneben kommen Steine als Brücken u. die Becher werden so bedeckt, dass sie reichlich auch vor Regen geschützt sind, u. doch die Käfer unter den Steinen dazu gelangen können. In der Nähe von menschlichen Wohnungen sind solche Becher nicht aufzustellen, weil die Hunde sie aufspüren [58] u. den Inhalt ausgraben; die freiliegenden Becher werden dann auch meistens gesehen u. gestohlen. Ein Dornenschutz kann in diesem Falle helfen.

Auf diese Weise fing ich zahlreiche Caraben in Wäldern, besonders auf Schneckenköder.


Vogelnester, Ziesel- und Hamsterbaue

sind vorzügliche Fundgruben für besondere Käferarten, welche zum Teile nur in Gemeinschaft dieser Tiere leben. Die Vogelnester können direkt in einen Siebesack geschafft u. der Inhalt im Hause bequem ausgesucht werden. Die Ausgänge der Nager, sowie der innere Teil des Nestes werden ausgekratzt u. die losen Erd- u. Gemülleteile ins Sieb geschafft.

Lohnend ist es, vor dem Brüten u. später nach dem Brüten die Starkästen einer eingehenden Revision des Inhaltes zu unterziehen.


Automatische Fangapparate mit Köder

empfiehlt Dr. N.v. Korotnew in Moskau. Ein Zinktrichter wird auf einem Dreifuss so angebracht, dass unter der Spitze des ersteren eine Flasche mit breitem Halse Raum findet; die Spitze mündet durch den Kork in die mit Spiritus gefüllte Flasche. In den Trichter wird ein Drahtsiebbehälter, der mit altem Fleisch, oder zerschlagenen Schnecken etc. gefüllt wird, so angebracht, dass rings um das Drahtsieb ein Raum frei bleibt, in den die das Fleisch etc. besuchenden Käfer (Necrophorus, Catops, Silphiden, Carabicinen, Staphyliniden etc.) direkt in die Flasche herab gleiten. Das Ganze wird so mit Steinen bedeckt, dass grössere Coleopteren noch leicht in den Apparat gelangen können, die Steine haben ihn von oben u. von den Seiten zu schützen.

Den Apparat kann man in die Erde entsprechend vergraben, oder oberirdisch aufstellen; im ersten Falle ist dafür zu sorgen, dass er nicht von rollender Erde verschüttet werde; im letzteren Falle müssen Steine als Brücken zum Emporklettern stark schräg angelegt werden.


Anlage einer biologischen Sammlung der Jugendstadien der Käfer.

Findet man auf seinen Exkursionen Käferlarven unter solchen Umständen, dass auch die dazu gehörige Käferart, zu der sie gehören, ausser Frage steht, so kann man eine grössere Anzahl je einer Art in kleine Eprouvettengläschen oder kleine passende Fläschchen unterbringen, die mit starkem Alkohol oder 15prozentiger Formalinlösung gefüllt sind. Dazu wird auf ein kleines Papierzettelchen mit Bleistift der Name u. Fundort notiert u. in das Gläschen gelegt. Auf der letzteren Aufschrift sollen auch die Umstände erwähnt sein, unter welchen die Larven, Puppen oder Eier gefunden wurden, ferner Angaben, welche sich auf ihre Entwickelung beziehen, wie auch die Pflanze oder Baumart, welche sie zu ihrer Entwickelung gewählt hatten.

Larven u. Puppen, welche in sehr gerbsäurereichen Hölzern vorkommen, pflegen in Spiritus ihre weisse Farbe zu verlieren; sie werden mehr weniger braun. In Formalin hingegen behalten sie wohl ihre weisse Farbe; ich habe aber bemerkt, dass dieser Stoff die äussere Epidermis der Objekte ätzt u. besonders bei schwachen Lösungen am Grunde des Glases einen weissen Niederschlag bildet.

Larven, von denen man nicht ahnt, zu welcher Spezies sie gehören u. die sich auf leichtere Weise nicht bestimmen lassen, soll man trachten in ihrer Entwickelung zur Imago zu verfolgen u. deren biologische Daten notieren. Solche Beobachtungen sind lehrreich u. geeignet, uns ein besonderes Vergnügen [59] zu verschaffen. Hat man in solchen Beobachtungen eine gewisse Praxis u. Fertigkeit erlangt, so wird man nicht versäumen, sich von Insekten befallene Objekte in eine sogenannte


Biologische Holzkammer

einzutragen, wo solche eine häufige Beobachtung im eigenen Heim gestatten. Werden die Hölzer oder andere Objekte häufig genügend nass gemacht, wodurch die eingeschlossenen Larven lebensfähig erhalten bleiben, so kann man die aus den Puppen entschlüpften Insekten am Schlüsse, wohl meistens Käfer, vom Fenster der Kammer ablesen, wohin sie durch das Licht angelockt werden u. wo sie zu entfliehen suchen.

Auf diese Weise werden häufig solche Arten gezogen, die man sonst im Freien gar nicht vorfindet, sei es, weil es Nachttiere sind, oder dass solche ein verstecktes Leben führen, oder vielleicht in den Wipfelstücken der Bäume sich entwickeln.

Vorteilhafter ist es, eine Holzkammer im Hofe einzurichten, die aus gut gefügten Brettern besteht u. wo als Decke ein sehr dichtes Drahtnetz gespannt ist, durch welches der Regen so auf die Objekte gelangt, wie es draussen in der freien Natur der Fall ist.

Rinden- u. Holzstücke, welche als Frassbilder der Insekten aufbewahrt werden sollen, sind so zuzuschneiden, dass möglichst das ganze Frassbild darauf sichtbar ist. Erstere müssen nach dem Eintragen mit schweren Gegenständen bis zum Trockenwerden belastet werden, damit sie flach verbleiben. Im anderen Falle biegen sie sich zu einer Rolle ein, an der man nichts wahrnehmen kann.

Hölzer u. Aeste von Koniferen, bei denen ein Teil der Rinde auf denselben verbleiben soll, sind früher in eine schwache Sublimatlösung zu legen, weil sonst Callidium violaceum u. Trypopithys carpini (auch andere Trockenholzzerstörer) sich unter der Rinde einnisten u. jede Spur des ursprünglichen Frassbildes zerstören. Alle Objekte sollen mit darauf geklebten Etiketten versehen werden; darauf ist zu schreiben der Fundort, der Name der Holzart oder der Pflanze, des Schwammes etc., dann der Name des Insektes, welches den Frass verursacht hatte.

Ich habe im Laufe eines Halbjahres eine Sammlung von Frassstücken forstschädlicher Käfer zusammengebracht, die vielseitig bewundert wurde u. dennoch gar keine Geldauslagen erforderte.

Bei Anlagen solcher Sammlungen beschränke man sich nicht auf Schäden, die Käfer verursachen, sondern nehme auch Schadennachweise anderer Insektenordnungen mit, wozu auch Pflanzengallen rangieren.


Ueber biologische Insektenfrassstücke.

Ist man in der glücklichen Lage, mit den Wohnungsräumen nicht kargen zu müssen, oder hat man einen schönen lichten, russfreien Bodenraum zur Verfügung, so kann die Anlage einer Sammlung von Hölzern, Rinden, Aesten, Pflanzenstengeln, Blättern, Schwämmen, Früchten (Eicheln, Bohnen, Erbsen etc.), welche von Insekten angefressen oder teilweise zerfressen wurden, von grossem biologischen Werte sein u. schön arrangiert wird eine solche Sammlung einen grossartigen Eindruck auf jeden Naturfreund zu machen geeignet sein.

Bei der Eintragung solcher Objekte ist darauf zu achten, dass nicht zu kleine Stücke der Schäden mitgenommen werden u. zur Aufstellung gelangen, denn es soll darauf das ganze Frassbild des Schädlings zu sehen sein, weil danach [60] die Insektenspezies erkannt wird, welche es verursacht hat. Jede Art der verschiedenen Holzzerstörer oder Blattfresser hat die Eigentümlichkeit, bei ihrem Frasse nach dem gleichen Schema vorzugehen, u. gibt ein Frassbild, das meist von anderen, oft nahe verwandten Arten erkennbar abweicht. Dieser Umstand ist von grosser Bedeutung für die forstliche Insektenbiologie.

Rindenstücke, welche frei zum Trocknen überlassen werden, rollen ganz in sich zusammen, weshalb diese auf horizontaler Unterlage zwischen ordinärem Löschpapiere mit Holzstücken oder anderen Gegenständen so lange beschwert bleiben müssen, bis sie trocken geworden sind. Holzfrasse werden schön viereckig geschnitten, so dass ihr Frassbild in der Mitte sichtbar ist; von Blätterfrassen werden ganze Zweigbüschel mitgenommen u. zwischen Löschpapier bis zur Trockenheit flach gepresst.


Die Systematik und ihre Bedeutung in der wissenschaftlichen Zoologie.

Die Systematik, schreibt Dr. G.v. Seidlitz in seiner vortrefflichen Fauna transsylvanica, stellt die aus den Formverhältnissen durch logische Folgerung erkannte Verwandtschaft der Organismen in kurzer, präziser Weise in Worten dar. Ist die Verwandtschaft der betreffenden Arten richtig erkannt, so wird ihre synthetische Darstellung gleichzeitig den genealogischen Gang ihrer dichotomischen Differenzierung andeuten, wobei jedesmal die gemeinsamen niedriger bezifferten Thesen resp. Antithesen die gemeinsamen Durchgangspunkte (»ausgestorbene Stammarten«) charakterisieren. Es kann daher nur Aufgabe des Systematik treibenden Naturforschers sein, das natürliche System zu erforschen u. darzustellen, jedes künstliche System ist vorläufiger Notbehelf aber nicht Endzweck, wird daher nach Möglichkeit mehr u. mehr ausgemerzt.

Wenn wir nach diesem Massstabe den heutigen Stand der Entomologie mit dem vor 100 Jahren vergleichen, so tritt der Gegensatz grell hervor. Damals vorherrschend Färbungsbeschreibungen gesonderter Arten, die nur mit Mühe gedeutet werden, u. deren Namen nur aus Pietät u. zur Erreichung stabiler Nomenklatur erhalten werden müssen – heute hingegen gilt nur die Form u. zwar aller Teile des Hautskelettes (nicht etwa nur der Mundteile oder nur der F., oder nur der B.) als Massstab der Verwandtschaft, u. diese wird dadurch ausgedrückt, dass die gemeinsame Form auch gemeinsam beschrieben wird. Keine Art kann bei dieser Methode einzeln, sondern muss in ihren gesamten verwandtschaftlichen Beziehungen dargestellt werden, was allein einer Beschreibung jenen wissenschaftlichen Wert gibt, den man mit Recht einer Einzelbeschreibung abspricht, mag dieselbe nun äussere oder innere (anatomische) Verhältnisse betreffen. Ohne Vergleich keine vergleichende Morphologie, ohne vergleichende Morphologie keine Systematik, ohne Systematik keine wahre, wissenschaftliche Zoologie.

Nie geahnte komplizierte Organisationsverhältnisse, überraschende Verwandtschaften ergeben sich in Fülle aus jeder gründlichen Untersuchung einer Gruppe, das frühere Streben nach »neuen Arten«, weicht dem berechtigteren Suchen nach neuen gemeinschaftlichen Merkmalen, für die logisch verwandtschaftliche Gruppierung der altbekannten Arten u. für ihre einheitlich synthetische Darstellung, nach den Gesetzen der Wandelbarkeit der Merkmale u. nach deren rationeller Ableitung aus gemeinschaftlicher Urform. Solches Streben fördert die wahre Erkenntnis des natürlichen Systems u. somit der wissenschaftlichen Zoologie u. gewährt, wenn von Erfolg begleitet, dem logisch veranlagten u. richtig darwinistisch geschulten Naturforscher die höchste Befriedigung.

[61] Die Ausübung der Entomologie hat einen grossen, pädagogischen Wert. Auch ausserhalb der Schule u. des Berufes wird die Beschäftigung mit ihr an Gewissenhaftigkeit, an Ordnung, an Ausnützung der Zeit, an korrekte präzise Ausdrucksweise, an Achtung vor der Wissenschaft, an Verfolgung idealer Zwecke gewöhnen u. zwar kann sie von jedem Alter u. in jeder Lebensstellung ausgeübt werden u. hat für jeden, der sich ihr hingibt, viel Beglückendes, was ihren pädagogischen Wert zu einem allgemein ethischen macht.

Fußnoten

1 Zu erhalten, sowie alle entomologischen Artikel u. Instrumente in vorzüglicher Qualität bei Winkler u. Wagner in Wien; XVIII. Dittesgasse 11.


2 Dritter Abdruck des Originalaufsatzes.


3 Man vergleiche meine Resultate einer koleopterologischen Sammelkampagne während der Monate Februar bis April 1883 auf den jonischen Inseln. Deutsch. Ent. Zeitschr. 1884, pag. 101.


4 Es ist jener tierische Leim, von dem man sagt: »er leimt, klebt u. kittet alles«. Derselbe gärt nicht, hält gut u. kann mit Essigzusatz leicht verdünnt werden. Alle andern Klebemittel, die Gummi arabicum enthalten, sind zu verwerfen.


5 Bei dem dreiteiligen Haftapparate ist der mittlere Teil (der Löffel) der Penis, an dessen US. meist der dünne schlauchförmige Ductus ejaculatorius sich befindet, die 2 Seitenteile sind der eigentliche Haftapparat: die Klappen, oder wie man sie heute nennt: die Parameren.


Quelle:
Edmund Reitter: Fauna Germanica. Die Käfer des deutschen Reiches. Stuttgart: K.G. Lutz, 1908.
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