59. [385] Familie. Meloidae.

SR. des Hsch. verrundet oder nur mit sehr stumpfer, ungerandeter SR-Kante, die Basis ist schmäler als die Fld. K. hinter den Schläfen plötzlich stark abgeschnürt u. durch einen dünneren Teil mit dem Hsch. verbunden. F. verschieden gestaltet, einfach oder zur Spitze verdickt oder irregulär gebildet, selten undeutlich gesägt. Klauen meistens an der Spitze tief gespalten oder gezähnelt oder mit Anhängen oder mit einem Hautsaume am UR. Körper meist von bedeutender Grösse. –


Ein noch unbekanntes, wenn auch nicht allzu sehr in die Augen fallendes Familienmerkmal der Meloiden, welches sie von allen Heteromeren unterscheidet, ist ein elliptischer Ausschnitt auf der InnenS. der SchnSpitze, namentlich an den VSchn., der es den Tieren gestattet, die Tr. nach innen zu krümmen; die Enddorne stehen am R. dieses Ausschnittes u. sind so weit voneinander getrennt, dass dazwischen die dicken Tr. gelegt werden können. Die Enddorne stehen demnach nicht an der Spitze, sondern vor derselben u. höher als die TrEinlenkungsstelle, welche ausgehöhlt erscheint. Bei Meloë schwächt sich dieser Charakter etwas ab; bei den grossen Oedemeriden ist er [385] angedeutet, weil die Schn. nach innen abgeschrägt sind, aber die Enddorne sind genähert u. gestatten den Tr. keine Zwischenlage.

Die Meloiden haben eine von den übrigen Familien sehr abweichende, den Rhipiphoriden teilweise ähnliche Verwandlung. Die Eier werden im April in 3- bis 4wöchentlichen Zwischenräumen an trockene, sonnig gelegene Plätze in kleine Höhlungen in die Erde haufenweise gelegt u. mit Erde bedeckt. Nach 4–5 Wochen kriechen aus denselben die äusserst kleinen, lausähnlichen gelben Larven (Fg. 138), die mit langen F.u.B.u. mit 2 langen Analborsten ausgestattet, u. darum andern Käferlarven unähnlich sind u. gaben Veranlassung, von Fabricius als Pediculus apis, von Dufour hingegen wegen der Dreizahl der Klauen als Triungulinus1 andrenetarum beschrieben zu werden. Diese sehr lebhafte Jugendform der Meloiden-Larven kriecht auf die in der Nähe befindlichen blühenden Pflanzen, besonders Kompositen, versteckt sich auf dem Blütenboden u. lauert dort auf die die Blüten besuchenden Bienen2, stürzt sich sodann auf sie, hält sich mit den Mandibeln u. Krallen in deren Haaren fest u. lässt sich sodann in den Bienenbau tragen. Hier verlassen die Larven die Biene u. warten, bis sie Gelegenheit finden, in einer Honigzelle auf ein frisch gelegtes Ei zu kommen, das sie bis auf die Eihaut verzehren. Während dieser etwa 8 Tage dauernden Zeit hat die Larve die doppelte ihrer ursprünglichen Grösse erreicht, dann reisst die Haut auf ihrem Rücken u. es kommt ein weisses Tier hervor, das mit der früheren Larve keine Aehnlichkeit mehr besitzt u. durch den nach unten gebogenen Leib befähigt ist, auf dem in der Zelle befindlichen Honig zu schwimmen u. diesen, rasch wachsend, zu verzehren (Fg. 139). Ist der Honigvorrat der Zelle verzehrt, dann zieht sie sich zusammen, die Haut löst sich ab u. bildet um sie einen geschlossenen Sack, der an die Tönnchen der Fliegen erinnert. In diesem Zustande bleibt die Larve gewöhnlich den ganzen Winter ruhend (Pseudo nymphe). Im Frühjahr ändert sich diese Form von neuem, der Körper schwillt wieder an, die S. runden sich u. bilden als Ganzes ein längliches Ellipsoid, dessen Querschnitte Kreise sind. Zugleich aber geht unter der hornigen Decke eine neue Verwandlung vor sich; die äussere Schale löst sich vollständig u. zusammenhängend, gerade wie bei der Pseudonymphe, ab, so dass sie einen zweiten geschlossenen Sack bildet, der in dem ersten, noch ebenfalls geschlossenen, steckt. In dieser zweiten Haut aber befindet sich eine neue Larve (Fg. 140), die mit der 2. Form grosse Aehnlichkeit zeigt, nur ist der Hlb. weniger gross, die Stigmen treten mehr vor, das 9. Paar derselben ist deutlicher, jetzt fast ebenso gross wie die andern u. die OKf. endigen in eine scharfe Spitze. [386] Schon nach wenigen Tagen fällt auch diese 3. Larvenform wieder in vollständige Lethargie, die 4–5 Wochen andauert; dann schreitet das Tier zur richtigen Verpuppung, indem die Haut auf dem Rücken nach vorne zu aufreisst u. durch einige Zuckungen als kleines Knäuel nach hinten abgestreift wird. Die Puppe unterscheidet sich wenig von anderen, denn auch sie zeigt bereits die Umrisse des vollkommenen Käfers u. entwickelt sich ungefähr nach einem Monat zum vollkommenen Insekt, das aber erst nach der vollkommenen Ausfärbung, etwa nach weiteren 14 Tagen, das Bienennest verlässt, um den Zyklus seiner Vermehrung von neuem zu beginnen. Die Imagines leben im Freien von Gräsern u. Blüten u. lieben den grellen Sonnenschein. Es ist natürlich, dass bei diesem komplizierten Lebensvorgange es nur wenigen Individuen vergönnt ist, zum abschliessenden Ziele zu gelangen u. es ist so erklärlich, dass trotz der enormen Eiablage die Imagines, besonders einiger Meloiden-Gattungen, relativ selten sind. Die winzigen Triungulinus-Larven verfehlen oft ihr Ziel, weil sie sich an alle behaarten Insekten heften, welche auf die von ihnen besetzten Blüten gelangen. Ich habe sie oft u. zahlreich auf dem Haarpelz der Amphicoma-Arten angetroffen u. auf ihnen allmählich zugrunde gehen sehen.


  • Fg. 138
    Fg. 138

  • Fg. 139
    Fg. 139

  • Fg. 140
    Fg. 140

Unterfamilien:


1'' Fld. an der Basis mehr weniger übereinander greifend, hinten klaffend, mehr minder verkürzt, an den S. einen Teil der Br. umfassend, der NahtR. ohne Spur einer Säumungslinie, ohne Fl., Sch. fehlend oder bedeckt, sehr selten klein u. frei, OKf. mit sehr stumpfer, 2lappiger Spitze

Meloinae 387.

1' Fld. an der Basis genau aneinanderliegend u. die Naht daselbst meistens mit einer feinen RLinie, selten verkürzt, aber oft hinten klaffend, die SStücke der Br. nicht verdeckend, meistens geflügelt, Sch. stets ausgebildet u. oben sichtbar, freiliegend, die OKf. mit scharfer Spitze.

Lyttinae 392.

Fußnoten

1 Diese Jugendform wird deshalb auch als die Triungulinus-Form bezeichnet.


2 Welche zumeist den Gattungen Anthophora, Andrena, Eucera, Osmia, Halictus, Colletes u. Nomada angehören.


Quelle:
Edmund Reitter: Fauna Germanica. Die Käfer des deutschen Reiches. Stuttgart: K.G. Lutz, 1911.
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