Arnold, Friedrich

[47] Arnold, Friedrich, Geheimer Hofrat und Professor der Anatomie und Physiologie zu Heidelberg, 8. Januar 1803 zu Edenkoben bei Landau in der Rheinpfalz geb., studierte zusammen mit seinem älteren Bruder Johann Wilhelm A. von 1821 bis 1825 zu Heidelberg, woselbst Tiedemann und Fohmann seine Lehrer in der Anatomie waren. Er wurde 1825 daselbst Doctor med. mit der »Diss. inaug. sistens observationes nonnullas neurologicas de parte cephalica nervi spmpathici in homine« (Heidelbergae 1826). In demselben Jahre, 1826, in welchem er mit seinem Bruder die naturwissenschaftlichen und medizinischen Anstalten zu Paris besuchte und in welchem er im Herbst als Prosektor der anatomischen Anstalt zu Heidelberg angestellt wurde, veröffentlichte er (in Tiedemann's und Treviranus' Ztschr. f. Physiologie, Bd. II) eine »Beschreibung des Kopfteiles des sympathischen Nerven beim Kalbe, nebst einigen Beobachtungen über diesen Teil beim Menschen«. Zwei Jahre später folgte: »Über den Ohrknoten, eine anatomisch-physiologische Abhandlung« (Heidelberg) und in einigen weiteren Abständen: »Der Kopfteil des vegetativen[47] Nervensystems beim Menschen in anatomischer und physiologischer Hinsicht« (mit 10 Kupfertafeln, Heidelberg und Leipzig 1831) und »Anatomische und physiologische Untersuchungen über das Auge des Menschen« (m. 3 Taf., ib. 1832). 1834 zum Professor e. o. in der med. Fakultät zu Heidelberg ernannt, publizierte er seine »Icones nervorum capitis« (c. IX tabb. Heidelberg. 2. Aufl. 1860). – 1835 folgte A. einem Rufe als ordentlicher Professor und Direktor der anatomischen Anstalt in Zürich, woselbst er 5 Jahre blieb. In diese Zeit fällt die Herausgabe seines »Lehrbuch der Physiologie des Menschen« (1836–1840) als I. Band des in Gemeinschaft mit seinem Bruder Joh. Wilh. A. bearbeiteten Werkes »Die Erscheinungen und Gesetze des lebenden menschlichen Körpers im gesunden und kranken Zustande«. In dem Lehrbuche der Physiologie sind namentlich die Ergebnisse von A.'s histologischen Arbeiten niedergelegt, die er bereits 1832 begonnen hatte. Dieselben haben, abgesehen von den mannigfaltigen Einzelforschungen, insbesondere wegen der daraus abgeleiteten Theorie über den Bau und die Entwickelung des von ihm angenommenen histologischen Elements im tierischen Körper eine hervorragende Bedeutung. Es erschienen ferner ausser mehreren Publikationen zur Anatomie des Gehirns und Rückenmarks die »Tabulae anatomicae, quas ad naturam accurate descriptas in lucem edidit« (Fasc. I, II, IV. Turici 1838–1843), das letztere Heft auch unter dem Titel: »Abbildungen der Gelenke und Bänder des menschlichen Körpers« (Zürich 1843). Die vorstehend verzeichneten Abbildungswerke, angefangen von den »Icones nervorum capitis«, bilden auch in künstlerischer Beziehung eine Zierde der deutschen Litteratur und haben durch die Fülle der darin niedergelegten eigenen Beobachtungen geradezu die Bedeutung von Quellenwerken. – 1840 übernahm A. die anatomisch-physiologische Professur an der Universität zu Freiburg im Breisgau und setzte hier nicht nur seine angefangenen literarischen Unternehmungen fort, sondern begann auch die Herausgabe eines »Handbuch der Anatomie des Menschen, mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und praktische Medizin« (Bd. I–III, Freiburg 1843 bis[48] 1851). – 1845 ging A. nach wiederholter Berufung nach Tübingen, um den dortigen Lehrstuhl der Anatomie und Physiologie einzunehmen und folgte 1852 einem Rufe an die Universität Heidelberg, wo er seine Lehrthätigkeit begonnen hatte, 1876 emeritiert wurde und als Nestor der deutschen Anatomie 5. Juli 1890 starb. Seine letzten Schriften: »Zur Physiologie der Galle. Denkschrift zur 50jährigen Jubelfeier des Dr. Friedr. Tiedemann im Namen der med. Fakultät der Universität Heidelberg verfasst« (Heidelberg 1854) – ferner: »Über die Atmungsgrösse der Menschen. Ein Beitrag zur Physiologie und zur Diagnostik der Krankheiten der Atmungswerkzeuge« (mit 8 Tafeln, Heidelberg 1855) und »Die physiologische Anstalt der Universität Heidelberg von 1853–1858« (mit 8 Tafeln, ib. 1858) enthalten die Arbeiten A.'s über die von ihm am meisten gepflegten Teile der Physiologie. Unter seinen Verdiensten um die letztere ist auch die in der ärztlichen Welt jetzt allgemein geltende Ansicht über den Herzstoss anzuführen, die von ihm zuerst bestimmt ausgesprochen wurde.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 47-49.
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