Asson, Michelangelo

[56] Asson, Michelangelo, berühmter venetianischer Operateur, 1802 in Verona geb., studierte in Pavia und Padua, begann seine praktische Laufbahn in seiner Vaterstadt, von wo er infolge mannigfaltiger Schicksalsschläge 1831 nach Venedig übersiedelte. Während der Revolution 1838 wurde er zum Chefchirurgen des militärischen Krankenhauses von Chiora ernannt und 1849 zum chirurgischen Primärarzt im Civilkrankenhause, eine Stellung, die ihm nach der Einnahme Venedigs von der österreichischen Regierung belassen wurde. Nach einiger Zeit wurde er auch Professor der Anatomie an der Malerakademie und nach der Errichtung der praktischen medizinischen und chirurgischen Schule im Civilkrankenhause Venedigs (1863) Professor der chirurgischen Klinik. 1872 vom Schlage gerührt, starb er 1877; die letzten fünf Jahre, während deren er zur Unthätigkeit verurteilt war und nach und nach seine geistigen Fähigkeiten einbüsste, waren vielleicht die einzigen ruhigen seines langen, von Unglück über Unglück bedrängten Lebens. Als Operateur war er hochgeschätzt und hatte eine ausgedehnte Praxis in der Stadt und in den nahen Provinzen. Als Schriftsteller sehr fruchtbar, hinterliess A. über 120 grössere und kleinere Schriften medizinischen, chirurgischen und zum Teil auch litterarischen Inhaltes (letztere hauptsächlich über Dante und schöne Künste). Die zahlreichsten sind die chirurgischen und unter diesen die wichtigsten: »Annotazioni anatomo-patologiche e pratiche intorno le[56] chirurgiche malattie« (Venezia 1842–1845, in 4 Bänden) – »Considerazioni anatomiche, fisiologiche, patologiche e chirurgiche intorno la milza« (im Giornale Veneto di Scienze mediche 1878) – »Sulla frattura del collo del femore« (ebendaselbst 1855, worin ein neuer Apparat zu ihrer Heilung beschrieben wird, der jedoch seiner Kompliziertheit und seines hohen Preises halber wohl von niemand anderem angewendet wurde, umsomehr, als man jetzt dieselben Vorteile mit einfacheren und billigeren Mitteln erzielt.) – Originelles ist in den Schriften wenig zu finden, aber sie enthalten ein reiches Material der Beobachtung und resümieren die Geschichte und den Stand der damaligen Chirurgie in Italien.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 56-57.
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