Burow

[286] Burow, zwei Chirurgen in Königsberg, Vater und Sohn. Der Vater, August, 10. Nov. 1809 zu Elbing geb. 1830 bezog die Universität Königsberg, studierte ein Semester Theologie, um dann zur Medizin überzugehen. Hier hatte er das Glück, Männern wie Baer, Sachs, dem älteren Burdach nahe zu treten und schöpfte aus ihrem Umgang entscheidende Einflüsse für seine wissenschaftliche Entwicklung. 1835 legte er in Berlin sein Staatsexamen ab, nachdem er in Königsberg mit einer Doktorarbeit promoviert hatte: »De vasibus sanguiferis ranarum«, deren Kupfertafel Baer auf Staatskosten herzustellen für wert befunden hatte. In Berlin machte Dieffenbach einen unverlöschlichen Eindruck auf ihn, so dass dessen Wirken das Vorbild seines Strebens wurde. Ein Jahr später wurde er in Königsberg, wo er sich niederliess, Sachs' Assistent und gründete 1846 eine gut frequentierte, chirurg. Privatklinik, an deren Material B. seine Erfahrungen machte, die er namentlich auf dem Gebiete der Chirurgie und Augenheilkunde in vielen Schriften niederlegte. Nachdem er 1839 sich als Dozent an der Universität habilitiert hatte, wurde er 1844 zum Extraordinarius befördert, und nach wenigen Jahren wurde seine Poliklinik zur chir. Universitäts-Poliklinik erhoben. Als B. dann 1859 seine Professur niederlegte, wurde die Poliklinik mit der Universitätsklinik vereinigt und seine Anstalt wieder[286] Privat-Institut. Den Krieg von 1866 machte B. als konsultierender Generalarzt der Armee v. Manteuffel's mit und wirkte vorzugsweise in den Lazaretten zu Aschaffenburg und Kissingen. 1870 leistete er demselben Rufe bei den Armeen des Prinzen Friedrich Karl Folge, obgleich er schon damals kränklich war. Westlich von Metz in St. Marie stationiert, musste B. hier anfangs allen Mangel und alle Not des Krieges ertragen, da in diesen Gregenden die Proviantierung grosse Schwierigkeiten machte. Krank nach Königsberg zurückgebracht, erholte er sich nie wieder ganz und starb 1874. Aus einer Reihe von 39 Publikationen auf dem Gebiete der Chirurgie und Ophthalmologie sind besonders hervorzuheben: »Physiologie und Physik des menschlichen Auges« (1842) – »Resultate der Beobachtung an 137 Schieloperationen« (1844), vielfache Mitteilungen über die offene Wundbehandlung, über Plastik mit Hilfe der seitlichen Dreiecke, über die essigsaure Thonerde (letztere ist bekanntlich jetzt der deutschen Pharmakopoe einverleibt). Ferner sind zu erwähnen Arbeiten über Brillenskala, über ein neues Optometer, über Gipsverbände, eine neue Klumpfussmaschine, über Herniotomie etc.

– Der Sohn, Ernst, zu Königsberg geb. und ausgebildet, studierte noch in Berlin und wurde 21. Dezember 1860 promoviert. Seit Juni 1861 als praktischer Arzt in Königsberg, seit 1878 als ausserordentlicher Professor daselbst fungierend, leitete er die chirurgische Privatklinik seines Vaters und starb 20. November 1885. Seine umfangreicheren Leistungen sind: »Laryngoskopischer Atlas« (Stuttgart 1877) – »Mittheilungen aus der chirurgischen Privat-Klinik« (Leipzig 1875, 1877, 1880). Daneben viele Journal-Artikel.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 286-287.
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