Goldschmidt, Julius

[611] Goldschmidt, Julius, geb. zu Mainz 12. Februar 1843, besuchte die Universitäten Würzburg und Giessen und legte auf letzterer sein Staatsexamen ab. (Mai 1886). Seine Doktordissertation behandelte einen Fall von Rotz beim Menschen. In demselben Jahre begleitete er einen Kranken nach Madeira, wo er sich niederliess und beinahe 30 Jahre ärztlich thätig war. Als dauerndes Denkmal seiner Thätigkeit begründete er 1883 aus eigenen Mitteln zu Funchal, Hauptstadt der Insel, ein internationales Seemanns-Hospital, das in stetiger Vergrösserung begriffen ist und Seeleuten aller Nationen[611] die grössten Dienste leistet. Seit 4 Jahren ist er als Arzt in Paris ansässig. Er ist Lauréat de l'Académie de Médecine und Ritter der Ehrenlegion etc. Eine auf Madeira aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts stammende Leproserie gab ihm Anlass zu eingehenden Leprastudien, deren Resultat er in vielfältigen Veröffentlichungen festgelegt hat. Die wichtigsten sind: »Die Lepra auf Madeira« (Leipzig 1891) – »Erste Behandlung der Lepra durch Tuberculin« (D. med. W. 1891) – »Behandlung und Heilung der Lepra tuberosa mit Europhen« (Therap. Mtsh. 1893) – »Zur Aetiologie und Prophylaxis der Lepra« (Berl. kl. W. 1894). Seit 1894 präkonisierte er die Berufung eines internationalen Leprakongresses, dem er sein zu erreichendes Ziel genau vorschreibt und der als erste Leprakonferenz in Berlin 1897 ins Leben trat. »Le Lèpre, Observation et expériences personelles« (Société d'éditions scientifiques Paris 1894) – »Sur le curabilité de le lépre« (Bull. méd. IX). 1891 veröffentlichte er in der Berl. med. Wochenschr. seine ersten Beobachtungen über Immunität gegen Influenza durch Vaccination und in dem darauffolgenden Jahre in derselben Zeitschrift 2 grössere statistische Arbeiten über denselben Gegenstand, die sich auf die Veröffentlichungen des deutschen u. französischen Generalstabs stützten. Von seinen klimatologischen Arbeiten führen wir an: »Madeire, étudiée comme station d'hiver et d'été« (2. éd. Paris 1884) – »Madeira und seine Bedeutung als Heilungsort« (unter Mitarbeit von Mittermaier, 2. Aufl. Leipzig 1885, mit einer ersten Statistik über Heilung der Lungenphthise).

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 611-612.
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