Heidenhain

Heidenhain, Rudolf Peter Heinrich
Heidenhain, Rudolf Peter Heinrich

[704] Heidenhain, preuss. Arztfamilie, Rudolf Peter Heinrich, als ältester Sohn des Kreisphysikus Heinrich Jacob H. (1808 bis 68) zu Marienwerder 29. Jan. 1834 geb., in Königsberg, Halle, Berlin (Heintz, H. W. Volkmann, du Bois-Reimond) ausgebildet und 1854 zu Berlin promoviert, erhielt 1859 bereits den Ruf als Prof. der Physiologie und Histologie an die Univers. Breslau, wo er mit dem Titel Geh. Medizinalrat und anderweitig vielfach ausgezeichnet, bis zu seinem 13. Oktober 1897 nach längerer Krankheit erfolgten Ableben thätig war. Seine Dissert. handelte: »De nervis organisque centralibus cordis cordiumque ranae lymphaticorum« (1854); seine Habilitationsschr. lautete: »Disquisitiones criticae et experimentales de quantitate sanguinis in corpore mammalium exstantis« (Halle 1857). Unter seinen sonstigen zahlreichen u. wichtigen Arbeiten sind hervorzuheben: »Physiologische Studien« (Berlin 1856) – »Mechanische Leistung, Wärmeentwickelung und Stoffumsatz bei der Muskelthätigkeit« (Leipzig 1864) – »Physiologie und Absonderungsvorgänge« (Hermann's Handb. d. Phys., V, Leipzig 1880) – »Die Vivisection im Dienste der Heilkunde« (Leipzig 1879; dasselbe Thema auf Veranlassung des Kultusministeriums 1884) – »Der sogenannte thierische Magnetismus« (Leipz. 1880). Die »Studien des physiologischen Institutes[704] zu Breslau« erschienen in 4 Bdn., Leipzig 1861 bis 68; von da ab in Pflüger's Archiv und im Archiv für mikrosk. Anatomie. H. gehört zu den bedeutendsten Physiologen des 19. Jahrhunderts. Von seinen zahlreichen Neuerungen, mit denen er die Physiologie bereichert hat, sind die wichtigsten die Studien über die Absonderungsvorgänge, die er auf celluläre Vorgänge zurückführte, ohne jedoch den Einfluss der Nerven und Gefässe ganz zurückzuweisen, während er allerdings die mech. Theorie von Ludwig bekämpfte. Nicht viel minder wichtig sind H.'s Forschungen zur allg. Physiologie der Muskeln u. Nerven, speziell über mech. Leistung, Stoffumsatz und Wärmeentwickelung bei der Muskelthätigkeit. Diese bereits in Berlin unter du Bois-Reimond begonnenen Untersuchungen führten zur Konstruktion d. Tetanomotors. Ein weiteres Verdienst erwarb H. sich durch seine experimentelle Prüfung der hypnot. Phänomene; diese Arbeiten machte er gemeinschaftlich mit Berger in Breslau.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 704-705.
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