Kocher, Theodor

Kocher, Theodor
Kocher, Theodor

[878] Kocher, Theodor, geb. 25. Aug. 1841 zu Bern, studierte hier, sowie in Zürich, Berlin, London, Paris, war Schüler von Lücke, sowie von Billroth und v. Langenbeck, wurde 1865 promoviert, 1872 auf den Lehrstuhl der chir. Klinik an der Berner Univ. berufen. Seine bedeutenderen Arbeiten sind: »Hodenkrankheiten« (in Pitha-Billroth's Handbuch und der Deut. Chir.) – »Die acute Osteomyelitis« (Deut. Ztschr. f. Chir.) – »Zur Lehre von der Brucheinklemmung (mit Aufstellung[878] einer neuen Theorie derselben)« (Ib.) – »Aetiologie und Therapie des Pes varus« (Ib.) – »Chirurgische Beiträge zur Physiologie des Gehirns und Rückenmarks« (Ib.) – »Die Verletzungen der Wirbelsäule und des Rückenmarks« (Grenzgebiete der Medizin) – »Eine neue Methode zur Reduction der Schulterverrenkung« (jetzt allgemein üblich; Berl. kl. W.) – Zahlreiche Beiträge zur »Theorie der Wirkungsweise der modernen Kleingewehrgeschosse« (wodurch K. Mitbegründer der neuen Theorie der hydrodynamischen Wirkung der Geschosse wurde) – »Über Schussverletzungen« (Leipzig) – »Chirurgische Operationslehre« (ins Franz., Engl., Ital., Russ. übersetzt und in 3. Aufl. erschienen). Die grösste Bedeutung für die Wissenschaft haben K.'s zahlreiche Arbeiten »Über die Erkrankungen der Schilddrüse« gehabt. Nicht nur hat er über 1800 Kropfexstirpationen ausgeführt, sondern er hat den Anstoss gegeben zu den zahllosen neueren Arbeiten über die Physiologie der Schilddrüse durch seine Entdeckung der Cachexia strumipriva als Folge totaler Kropfexzision, deren Gefahren er zuerst 1883 am Chirurgenkongress in Berlin hervorhob. Daran schliessen sich seine Arbeiten über »Verhütung des Cretinismus und cretinoider Zustände« (D. Ztschr. f. Chir.), zur Aetiologie des Kropfes etc.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 878-879.
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