Navratil, Emerich

[1191] Navratil, Emerich, von Szalók, 1834 in Budapest geb., wurde daselbst 1858 Doktor und 1859 Magister der Geburtshilfe und der Augenheilkunde, 1860 Operateur, widmete sich auf Anregung des Physiologen Czermak vorzüglich der Laryngoskopie, besuchte Wien, Deutschland, Frankreich und England, und wurde nach Veröffentlichung mehrerer selbständiger laryngologischer Arbeiten 1865 Dozent, 1872 a. o. Prof. der chirurgischen Kopf- und Halskrankheiten, 1874 Primarchirurg des Budapester St. Rochusspitals, später (1892) ord. öffentl. Prof. ebendaselbst. Er veröffentlichte 1866 »Géljebajok« (Kehlkopfkrankheiten), das die erste ausführliche Diagnostik der Stimmbandlähmungen auf anat.-physiolog. Basis brachte, 1867 »Sebészi mütéttan« (chirurg. Operationslehre), 1868 eine Artikelreihe in der B. kl. W. über Pathol. und Therap. der Kehlkopfgeschwülste, und über die (von ihm so benannte) Laryngofission. 1871 teilte er vivisekt. Resultate mit, nach denen Durchschneidung des N. access. Willis. an der Medull. oblong. und im Wirbelkanale[1191] keine Störung der Stimmbildung bewirken soll; in den in Leipzig (1871) erschienenen »Laryngologischen Beiträgen« beschrieb er als der erste die Chorditis haemorrhagica, Stimmbandlähmung durch Trichinose, und eine Modifikation der Kehlkopfspaltung zur Entfernung von Kehlkopfgeschwülsten. 1878 resezierte er ein 246 cm. langes gangränöses Darmstück und vollführte 1880 mit Erfolg die erste Darmresektion bei Anus praeternaturalis. 1879 erschien im Cbltt. für Chirurgie: »Organtin als Contentiv-Verband«, in der B. kl. W.: »Radicale Operation der Kehlkopfpapillome«, 1879 bis 80 im Orvosi Hetilap: »Agysebészeti adatok« (hirnchirurgische Beiträge), in welchen N. erfolgreich operierte Fälle von Gehirnabszessen, Epilepsien veröffentlichte, später deutsch (Stuttgart 1889) »Beiträge zur Hirnchirurgie«; 1882 erschienen ebenfalls in Stuttgart chirurg. Beiträge. 1897 vollführte N. mehrere Exstirpationen des Ganglion Gasseri bei Trigeminus-Neuralgie. K. Emmert's Chirurgie hatte er schon früher ins ungarische übersetzt. N. wurde 1892 in Anerkennung seiner Verdienste auf dem Gebiete der ungarischen med. Litteratur in den ungarischen Adelstand erhoben.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1191-1192.
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