Oettinger, Joseph

[1225] Oettinger, Joseph, geb. 1818 in Tarnów (Galizien), studierte in Krakau seit 1834 Philosophie, seit 1836 Med. und wurde 1843 Doktor mit der Diss. »Josephi Struthii medici Posnaniensis vita et duorum ejus operum, quorum alterum commentarios ad Luciani astrologiam, alterum vero artem sphygmicam exhibet bibliographico-critica disquisitio«. Er lebte nun als prakt. Arzt in Krakau, unterliess es aber nicht, sich mit wissenschaftl. Arbeiten zu befassen. 1848 begann er eine sozial-polit. Rolle zu spielen, kämpfte eifrig für die Emanzipation der Juden und war Mitbegründer und unermüdlicher Förderer des Vereins, welcher sich die Aufgabe gestellt hatte, die galizischen Juden moralisch zu heben und der modernen Kultur und Bildung zugänglich zu machen. 1850 berief ihn die Krakauer med. Fakultät und vertraute ihm vertretungsweise den Lehrstuhl der Geschichte der Med. und der öff. Gesundheitspflege an, doch das Ministerium versagte aus polit. Rücksichten die Bestätigung und erst 1868 wurde er in Krakau Prof. ord. der Geschichte der Med. 1855 gelang es seinen unermüdlichen Bemühungen, die ersten Gelder zur Stiftung eines jüd. Krankenhauses in Krakau zusammenzubringen, dem er viele Jahre als Arzt diente. Seit 1866 gehörte er als eines der thätigsten Mitglieder dem Krakauer Stadtrate an. 1862 befand er sich unter den Begründern des »Przeglad lekarski« und war 7 Jahre hindurch Mitredakteur dieses Journals, in welchem er viele Aufsätze publizierte; von[1225] besonderem Werte sind darunter diejenigen, welche sich auf Geschichte der Med. beziehen, auch war er dort als Biograph, Berichterstatter und Kritiker thätig. Von seinen grösseren Schriften seien hier genannt: »Umiejetnósé lekarska w obec szkół a w szczególnósci w obec urojonej szkoły dawnej i nowej« (Die ärztliche Wissenschaft gegenüber der Schule, besonders gegenüber der vermeintlichen alten und neuen Schule. Krakau 1863) und »Rys dawnych dziejów wydziału lekarskiego Uniwersytetu Jagiellónskiego« (Geschichte der med. Fakultät der Krakauer Univ. Krakau 1878); auch als polit. Schriftsteller war O. thätig. Er starb 2. Oktober 1895.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1225-1226.
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