VIII, 50. [670.] An Indra.

[475] Das beiderseitige Lied ist das Lied der beiden Sänger, welche abwechselnd den ersten und zweiten Vers jeder Strophe vortragen.


1. Es höre Indra nahe hier

dies unser beiderseit'ges Lied;

Der reiche, stärkste komme her zum Somatrunk

durch das vereinigte Gebet.

2. Denn ihn, den starken Selbstgebieter, haben ja

zur Kraft die Welten beid' erzeugt,

Und als der höchsten erster setzest du dich hin;

denn somaliebend ist dein Sinn.


3. O reicher Indra, schlürfe du

den ausgepressten Soma ein,

Als unbesiegter, kühner Sieger in der Schlacht

bist du bekannt uns, Rosseherr.

4.472 O ewig wahrer, mächtiger, so soll es sein,

wie es dein Sinn, o Indra, will;

Wir mögen Gut erlangen, Held, durch deine Gunst

in schnellem Lauf, o Schleuderer.


5. O sei du hülfreich, Herr der Kraft,

mit allen Hülfen, Indra, uns;

Denn wie zum reichen Geber, welcher Güter schenkt,

so streben wir zu dir, o Held.

6. Du spendest Rosse, du vermehrst der Rinder Zahl,

o Gott, des Goldes Quelle du;

Denn nie erschöpfet deiner Gaben Fülle sich;

was ich auch bitte, bring' herbei.
[475]

7. So komm denn zu dem opfernden,

verleih ihm Gut als reichen Lohn;

Ergiesse dich, o reicher, dem der Rinder wünscht,

o Indra, und der Rosse wünscht.

8.473 Du gibst uns viele tausend Heerden zum Geschenk,

und gibst uns viele hunderte,

Den Burgzerstörer stimmten wir durch weises Lied

zur Huld, den Indra durch Gesang.


9.474 Mag nun das Wort, o Indra, dir

Nichtdichter oder Dichter weihn,

Wird er dich doch, vielwirkender, dadurch erfreun,

vordringender, gewinnender!

10. Falls meinen Ruf der Armgewaltige vernimmt

der Burgzerbrecher, der vertilgt,

So rufen preisend Indra wir, der vieles wirkt,

den Güterherrn mit Güterlust.


11. Nicht zeigen wir als schlechte uns,

als gabenlos und blöden Sinns;

Den starken Indra wollen wir beim Somasaft

recht zum Genossen machen uns.

12. Den Sieger in den Schlachten spornten wir zur That,

der Frevel rächt, den niemand täuscht;

Er merkt Versehn auch, nimmt als bester Wagenheld

den Streiter fest, den er ereilt.


13. Was uns, o Indra, Furcht erregt,

davor verschaff uns Sicherheit;

Gewähr, o starker, uns durch deine Hülfen das,

den Feind zerschmettre, der uns hasst.

14.475 Für den Verehrer bist du grosser Gaben Herr,

und Schützer seiner Wohnungen,

Drum rufen wir, o reicher, liederfreuter, dich,

o Indra, Soma bringend an.


15. Er ist's, der späht und Feinde schlägt,

und Indra, der uns herrlich schirmt;

Er schütze unsern letzten, unsern mittelsten,

behüte hinten uns und vorn.

16. Von hinten, unten, oben, vorne schütze du,

von allen Seiten, Indra, uns;

Der Götter Schrecken schaffe weit von uns hinweg,

der Götterfeinde Lanzen auch.


17. Uns Sänger schütz, o Indra, heut

und morgen und in Zukunft auch,[476]

Und alle Tage schirme uns, o starker Held,

bei Tag, bei Nacht behüte uns.

18. Der stark du bist, ein Held zerschmetternd, reich an Macht,

verbündet uns zur Heldenthat,

Vielwirkender, gewaltig sind die Arme dir,

die niederschleuderten den Blitz.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 475-477.
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