IV, 18. [314.] Auf Indra's Geburt und Kindheit.[125] 102

In Vers 2, in der zweiten Zeile von Vers 3 und in der vierten von Vers 11 ist Indra redend eingeführt, in Vers 7 und in der zweiten Zeile von Vers 11 Indra's Mutter.


1. Dies ist der Weg, der aufgefundne, alte,

auf dem die Götter alle sind geboren,

Auf dem entspringe auch der ausgewachsne;

nicht lass er so in Tod die Mutter sinken.

2. »Nicht geh auf dem ich, da ist schlechter Durchgang,

quer von der Seite will hervor ich gehen;

Noch ungethanes muss ich viel vollbringen,

mit jenem kämpfen und mit diesem reden,«[125]

3.103 Er blickte nach der Mutter, da sie hinschied,

»Ich nehm' zurück das Wort, dort will ich gehn nun«,

In Tvaschtar's Hause trank dann Indra Soma,

den goldeswerthen, der die Schalen füllte.


4. Was wird vor allem der thun, den die Mutter

wol tausend Monde trug und viele Jahre?

Denn nichts ist diesem einen zu vergleichen

von allem, was geboren ist und sein wird.

5. Ihn für gering erachtend barg die Mutter,

den Indra, den von Heldenkraft erfüllten,

Da brach er vor, in eignes Kleid sich hüllend,

erfüllte beide Welten, der geborne.


6. Es rinnen munter plätschernd diese Fluten,

wie heil'ge Frauen miteinander plaudernd;

Die frage aus, was sie so fröhlich reden,

durchbrechen sie des Felsens Wehr, die Wasser?

7. »Sind's Sprüche, die die Wasser ihm verkünden?

ist's etwa Hohn, den sie dem Indra bieten?

Mein Sohn liess strömen diese Flüsse alle,

als Vritra er mit mächt'gem Hieb erschlagen.«


8.104 Jetzt stiess dich aus die jugendliche Mutter,

und jetzt verschlang dich Kuschava, die Strömung,

Jetzt waren hold dem jungen Spross die Wasser,

und jetzt erhob mit Allgewalt sich Indra.

9. Jetzt schlug, o Mächt'ger, dir die beiden Kiefern,

Viansa ab, der Unhold, dich verwundend;

Verwundet dann errangest doch den Sieg du

zerschlugst des Dämons Haupt mit deiner Keule.


10. Die junge Kuh gebar den starken, raschen,

den feisten Stier, den unbezwungnen Indra;

Das ungeleckte Kalb entlässt zum Gehn sie;

das durch sich selbst schon seinen Weg sich suchte.

11. Dann wandte sich zum hohen Sohn die Mutter:

»Mein Sohn, die Götter lassen dich im Stiche.«

Und Indra sprach, den Streich nach Vritra führend,

»o Vischnu, Freund, geh etwas doch zur Seite.«

(12. 13 siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 125-126.
Lizenz: