II, 2. [193.] An Agni.

[8] 1. Durch Opferwerk erquickt den Wesenkenner nun,

den Agni ehrt durch Opferguss und grosses Lied,

Den liebevollen, den entflammten Glanzesherrn,

den Himmelspriester, der des Opfers Deichsel zieht.

2. Dir Agni jauchzen Nächt' und Morgenröthen zu,

wie in den Ställen Kühe nach dem Kalbe schrein,

Du Himmelsdiener strahlst der Menschen Stämme an,

der Nächte stet'ge Reihen, gabenreicher du.

3. Drum setzten ihn die Götter an der Lüfte Grund

zum thät'gen Diener Himmels und der Erde ein,

Der leuchtend strahlt gleich wie ein weitberühmter Held,

der bei den Menschen wie ein Freund zu preisen ist.

4.1 Sie setzten ihn, der wächst im Luftraum, in sein Haus,

den schlangengleichen, welcher hell wie Gold erglänzt,[8]

Der fliegt durch Wolken und mit seiner Augen Strahl

Auf Erd' und Himmel wie ein Pfadbehüter schaut.

5.2 Das ganze Opfer mög' als Priester er umfahn,

denn Menschen streben ihm mit Lied und Speisen zu;

Mit goldner Lippe reg' er in den Reisern sich;

gestirntem Himmel gleich durchleuchte er die Welt.

6.3 So strahl' uns reichlich Schätze zu zum Wohlergehn,

seist du entzündet, oder seist erloschen du;

Mach Erd' und Himmel uns geneigt zu hohem Glück,

des Menschen Opfer, Agni, Göttern zum Genuss.

7. Uns gieb, o Agni, vieles, tausendfaches Gut,

wie Thüren schliesse Schätze uns zum Heile auf,

Und mach uns Erd' und Himmel durch Gebet geneigt,

mach hell die Morgen gleich der lichten Sonne Schein.

8. Entzündet leuchtet durch die dunkeln Morgen er,

der Sonne gleich mit feurigrothem Strahlenschein;

Schönwirkend Agni mit des Menschen Opferguss,

der Stämme König und dem Mann ein werther Gast.

9. So fand Erhörung unser menschliches Gebet,

uralter Agni, bei den ew'gen Himmlischen,

Dem Sänger, eine Milchkuh in dem Heiligthum,

ausströmend hundertfaches, vielgestalt'ges Gut.

10. Durch schnelles Ross, o Agni, schenk uns Heldenkraft,

lass durch Gebet uns überstrahlen jeden Mann;

Es möge leuchten unser unerreichter Glanz

hoch über die fünf Stämme wie der Sonne Licht.

11. Du sollst, o starker, hoch von uns gepriesen sein,

zu welchem strebt die hochgeborne Herrenschar,

Es strahlt das Opfer, dem sie nahen gabenreich,

im eignen Hause, Agni, für des Leibes Spross.

12. O Wesenkenner, Agni, lass in deiner Hut

uns beide stehn, die Sänger und die Opferherrn,

Verleih uns Reichthum, schönen, herrlich glänzenden,

Sehr vielen, der an Kindern reich und Enkeln sei.

(13. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 8-9.
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