II, 16. [207.] An Indra.

[23] In Vers 4 wird Agni als der Stier (vrṣan) bezeichnet, der den Stier (vṙṣabá) Indra verehren soll; Vers 5 und 6 scheinen spätere, jedoch schon vor dem Abschluss der Sammlung eingeschobene Zusätze zu sein, die das beliebte Spielen mit diesen Worten bis zum Ueberdruss fortsetzen.


1. Ich bringe eurem trefflichsten der Guten dar

den Lobgesang wie Butter in des Feuers Glut;

Den starken Indra, der nicht alternd altern macht,

den ewig jungen rufen wir um Hülfe an.

2. Ohn' den nichts ist, in Indra, dem gewaltigen,

da sind vereint die Heldenkräfte allesammt;

Im Bauche Soma, in dem Leibe grosse Kraft,

Weisheit im Haupte und in seiner Hand der Blitz.

3. Die Welten beid' umfassen deine Grösse nicht,

nicht deinen Wagen Berge noch das weite Meer;[23]

Und deinen Blitz, o Indra, holt kein andrer ein,

wenn mit den Raschen hundert Meilen du durchfliegst,

4. Denn alle bringen ihm, dem kühnen, heiligen,

den Krafttrunk dar, dem Stiere, welcher Hülfe schafft,

Du kundigster, verehr' als Stier mit Opferguss,

o Indra, trink den Sorna in dem Stier, dem Licht.

(5. Des Stieres Kufe und des Methes Welle fliesst

dem Stier zum Trunk, der Stieres Speise gerne hat;

Die Priester Stiere, Stiere sind die Steine auch;

sie pressen Soma, ihn den Stier, dem Stiere aus,

6. Dein Blitz ein Stier, und auch dein Wagen ist ein Stier,

die Rosse Stiere, und die Waffen Stiere auch,

Du bist, o Stier, der Herr des Stiers der Rausch erregt;

ergötz', o Indra, an dem Stier dem Soma dich.)

7. Dich wie ein Schiff, das rauschend zu dem Lande eilt,

besteig' ich kühn mit Bitten bei dem Somaschmaus;

Ob nicht auf dieses unser Lied er achten wird?

den Indra giessen wie der Güter Born wir aus.

8. Komm her zu uns eh' uns Bedrängniss noch erreicht,

wie zu dem Kalb die Kuh von Gras gesättigt eilt;

Lass einmal doch mit deiner Huld, o kräftiger,

vereint uns sein, wie Männer mit vermählten Frau'n.

(9 = 202, 21.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 23-24.
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