I, 55. An Indra.

[59] 1. Dem Himmel gleich ist Indra's Umfang ausgedehnt,

die Erde selbst kommt nimmer ihm an Grösse gleich;

Gewaltig furchtbar schärft er seinen Racheblitz,

der Volksbestrafer, wie ein Stier die Hörner wetzt.

2. Gleich wie die See die Flüsse, die zum Meere gehn,

die weitverzweigten nimmt in ihren weiten Schooss,

So zeigt sich Indra kräftig zu des Soma Trunk,

erweist als Kriegsheld herrlich sich durch seine Kraft.

3.64 Um auszubeuten, Indra, diesen Wolkenberg,

verfügest über grosse Kraft und Opfer du;

Er ragt durch Mannheit vor der Götterschar hervor,

der mächtige zu jeder That vorangestellt.

4. Beim Holz der Kufe plaudert mit den Frommen er,

den Menschen kündend seine grosse Indramacht;[59]

Ein glänzender und ein erwünschter Stier ist er,

wenn ihm der reiche Geber fröhlich Milchtrank weiht.

5. Er ist der Kriegsheld, welcher grosse Schlachten kämpft

dem Volk zu Nutz nach seiner Kraft und Herrlichkeit;

Dann traun sie recht auf Indra, den gewaltigen,

der seinen Blitz als Todeswaffe niederwirft.

6. Denn er voll Ruhmgier auf der Erde neu gestärkt,

zerbrach mit Kraft die List-geschaffnen Wohnungen,

Willkommnes Licht verschaffte er den Opferern

und liess die Wasser strömen, der gewaltige.

7. Geneigt zum Schenken, Somatrinker, sei dein Sinn,

das Preislied hörend, lenk herbei dein Füchsepaar;

Du, Indra, hast die besten Wagenlenker ja;

die eifervollen Wünsche täuschen nimmer dich.

8. In deinen Händen trägst du unvertilgbar Gut,

legst an den Leib, berühmter, unbesiegte Kraft;

In deinen Gliedern, Indra, sind der Kräfte viel,

wie Wasserbrunnen, die die Künstler zugedeckt.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 59-60.
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