I, 54. An Indra.

[58] In Vers 3 scheint Indra dem Himmel, und sein Wagen der Sonne gleichgesetzt.


1. Verstoss uns nicht, o Held, in dieser Kampfesnoth;

denn unerreichbar ist das Ende deiner Kraft;

Du liessest Ströme brausen, rauschen das Gehölz;

wie rannen nicht zurück die Fluten voller Schreck?

2. Dem starken, mächt'gen, allgewalt'gen singe nun,

und rühme herrlich Indra, den erhörenden,

Der Erd' und Himmel beide sich mit kühner Kraft

der starke Stier mit Stierestärke unterwirft.

3. Dem hohen Himmel sing' ein kraftbegabtes Lied,

dem kühnen, dessen kühner Sinn sich selbst bestimmt,

Denn hochberühmt, voll Leben und mit Kraft gebaut,

dringt vor der starke Wagen mit dem Füchsepaar.

4. Des hohen Himmels Gipfel hast erschüttert du,

mit kühnem Sinn den Çambara herabgestürzt,

Wenn durch den Lusttrank kühn die schlaffen Zaubrer du

mit scharfem zwiegezacktem Donnerkeil bekämpfst.[58]

5.63 Wenn auf das Haupt des schnaubenden, des Çuschna, du,

des zehrenden die Speere tobend niederwirfst,

Wenn heute auch mit kräft'gem, strebendem Gemüth

du wirken willst, wer ist's der dann dich hindern mag?

6. Du halfst dem Narja, halfst dem Turvaça, Jadu,

dem Vajia, Turviti, hundertkräftiger,

Dem schnellen Ross und Wagen im Entscheidungskampf,

vernichtet hast die neunundneunzig Burgen du.

7. Der König traun, der tapfre Fürst, der Mann gedeiht,

der Opfergüsse spendet und Befehl ertheilt,

Und wer die Sprüche reichlich durch Geschenk belohnt,

für solchen strömet reich herab des Himmels Thau.

8. Die einen haben beste Herrschaft, beste Weisheit,

die andern sind voran als Somatrinker,

Die Indra dir, dem Spender, Herrschaft mehren,

die grosse und die feste Heldenstärke.

9. Für dich sind diese vielen steingemelkten,

in Schalen ruhnden, dir zum Trunk die Becher;

Nun lange zu, befried'ge ihr Verlangen

und wende deinen Sinn zur Güterspende.

10. Der Wasser Grund umhüllend stand die Finsterniss,

der Wolkenberg in Vritra's Bäuchen eingesperrt;

Da schlägt die Ströme, die in Vritra's Leibe ruhn,

in jähem Sturze Indra nieder allesammt.

11. So gib uns, Indra, Gut, das Heil uns schaffe,

und grosse, starke, mächt'ge Männerherrschaft,

Beschütze uns und unsre reichen Fürsten,

und gib uns Schatz und kinderreiche Wohlfahrt.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 58-59.
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