1. Wo ist der hehre Indra? und bei welchem Mann
lässt er als Freund sich hören heut?
Der in der Sänger weitem Sitz
und einsam auch besungen wird?
2. Hier ist der hehre Indra, und bei uns wird heut
gerühmt der Blitzer hell an Glanz,
Der zu den Männern wie ein Freund
herbeischafft volle Herrlichkeit,
3. Er, der ein Herr ist grosser Macht in vollem Glanz,
Erreger grosser Manneskraft,
Der Träger kühnen Donnerkeils,
der wie ein Vater liebt den Sohn.[309]
4. Der du des Windes ungestüme Rosse schirrst
des Gotts, du blitzbewehrter Gott,
Hinschiessend auf der lichten Bahn,
hineilend rühmst die Wege du.
5. Du eiltest zu des Windes rothem Rossepaar
und nahmst es dir zu deiner Fahrt,
Für das kein Lenker je ersteht,
kein sterblicher, der Gott allein.
6. Da fragt man eifrig euch die beiden eilenden:
Was heischend kommt ihr uns ins Haus?
Von ferne kamt zum Sterblichen
vom Himmel, von der Erde ihr.
(7. Erfülle, Indra, das Gebet,
das wir zu dir empor gelenkt,
Die Gunst erbitten wir von dir,
dass du den Unhold Çuschna schlägst.)
8. Uns widerstrebt der Dämon schlimm an That und Sinn
der Unhold, welcher andern dient,
Vereitle dieses Bösen Hieb,
du, der die Feinde du erschlägst.
(9. Durch unsre Starken bist du stark,
und wir durch dich geschützt mit Macht;
Von dir gehn Gaben allerwärts,
die reichlichen, wie Ströme aus.)
10.310 O feure, blitzbewehrter Held, die Männer an
in Feindesschlacht, im Schwerterkampf,
Da du der Sänger Hüter bist,
der Menschen, Sternen gleich an Zahl.
11.311 Schnell ward vollbracht dein Werk, du reichlichgebender,
o Indra, blitzbewehrter Held,
Als du des Çuschna ganze Brut,
mit den Genossen niederschlugst.
12. Es mögen, Indra, deine guten Hülfen nie
bei uns vergeblich sein, o Held;
Wir, wir, o Blitzer, seien stets
in dieser deiner Hülfen Gunst.
13. Lass, Indra, diese Hülfen bei uns wirksam sein;
uns heilsam, nicht verletzend uns;
Uns werde ihr Genuss zu Theil
wie Milch der Kühe, Blitzender!
14. Damit die Erde, ob auch ohne Fuss und Hand,
erblühe durch der Weisheit Kraft,
So schlag den Çuschna du hinab
zur rechten Hand zu aller Heil.
(15. siehe Anhang.)
Buchempfehlung
Wenige Wochen vor seinem Tode äußerte Stramm in einem Brief an seinen Verleger Herwarth Walden die Absicht, seine Gedichte aus der Kriegszeit zu sammeln und ihnen den Titel »Tropfblut« zu geben. Walden nutzte diesen Titel dann jedoch für eine Nachlaßausgabe, die nach anderen Kriterien zusammengestellt wurde. – Hier sind, dem ursprünglichen Plan folgend, unter dem Titel »Tropfblut« die zwischen November 1914 und April 1915 entstandenen Gedichte in der Reihenfolge, in der sie 1915 in Waldens Zeitschrift »Der Sturm« erschienen sind, versammelt. Der Ausgabe beigegeben sind die Gedichte »Die Menscheit« und »Weltwehe«, so wie die Sammlung »Du. Liebesgedichte«, die bereits vor Stramms Kriegsteilnahme in »Der Sturm« veröffentlicht wurden.
50 Seiten, 4.80 Euro