X, 63. [889.] An alle Götter.

[347] Dies und das folgende Lied würde den Gaja, Sohn des Plati, zum Verfasser haben, wenn nicht, wie das abweichende Versmass wahrscheinlich macht, die beiden letzten Verse, in denen sich jener als Dichter nennt, später zugefügt wären.


1. Die gern von ferne kommen zur Genossenschaft,

geliebt von Menschen, des Vivasvat hoher Stamm,

Die auf der Streu Jajati's Sohns des Nahuscha

als Götter sitzen, mögen tröstend uns erfreun.

2.364 Denn alle eure Namen, o ihr Götter, sind

des Betens, der Verehrung und des Opfers werth;[347]

Die aus dem Himmel, aus der Erd', aus Wassern ihr

geboren seid, vernehmet hier nun meinen Ruf.

3. Sie, die die Mutter reichlich tränkt mit süssem Trank,

mit Milch der Himmel, unbegrenzt und felsenfest,

Die spruchumrauschten, reichen, Männer hegenden

Aditja's will zum Heil begrüssen jubelnd ich.

4. Die nimmer schlummernd Männer schaun, die Götter sind

zu hohem ew'gen Dasein nach Verdienst gelangt;

Mit lichtem Wagen schlangenschillernd, sündenlos

bewohnen sie zum Heil des Himmels höchsten Raum.

5. Die Herrscher, die dem Opfer segnend sind genaht,

die unumstürzbar thronen auf des Himmels Sitz,

Die lock' ich her durch Opferwerke und Gebet

zum Heile die Aditja's und die Aditi.

6. Wer bringt euch dar den Lobgesang, der euch gefällt,

ihr Männer alle, Götter ihr, so viel ihr seid?

Wer macht das Opfer, vielgeborne, euch bereit,

das über Noth hin uns zum Heile führen soll?

7. Ihr, denen Manu weihte einst den ersten Guss,

mit sieben Priestern willig bei des Feuers Glut,

Ihr, o Aditja's, reicht uns unbedrohten Schutz

und bahnet schön die Pfade uns zum Wohlergehn.

8. Sie, welche weise herrschen über diese Welt,

die über alles walten, was da geht und steht,

O führet uns, ihr Götter, aus der Sünde heut

aus unvollbrachter und vollbrachter hin zum Heil.

9. In Schlachten rufen Indra wir, der schnell erhört,

die Götterschar, die wohl thut und von Noth erlöst,

Den Agni, Mitra, Varuna zum Glücksgewinn,

die Maruts, Bhaga, Erd' und Himmel uns zum Heil.

10. Den hohen Himmel und die Erde reich an Schutz,

die Aditi, die herrlich leitet und beschirmt,

Der Götter Schiff, das ohne Fehl ist, ohne Leck,

mit schönen Rudern, woll'n besteigen wir zum Heil.

11. Ihr hehren Götter alle, sagt uns Hülfe zu,

beschirmt uns vor des Bösgesinnten Uebelthat;

Voll Wirkung sei der Ruf, mit dem wir rufen euch,

o Götter, die ihr uns zum Schutz und Heil erhört.

12. Verjagt die Krankheit, jede Opferlässigkeit,

verjagt des Bösen frevelhafte Uebelthat,

O Götter, jaget weit von uns hinweg den Hass

und breitet euer Schirmdach über uns zum Heil.

13. Ganz unverletzt gedeihet jeder Sterbliche

und pflanzt sich nach der Reihe fort durch Kindeskind,[348]

Den ihr mit schöner Führung, o Aditja's, führt

zum Wohlergehn durch alles Misgeschick hindurch.

14. Den Wagen, den, o Götter, ihr im Krieg beeilt,

und in der Schlacht, o Maruts, bei entbranntem Kampf,

Der frühe kommt, o Indra, und den Preis gewinnt,

der nicht zerbricht, den lasst besteigen uns zum Heil.

15. Schafft Heil uns auf den Wegen, Heil uns auf dem Land,

Heil auf dem Wasser, Heil im güterreichen Sitz,

Heil in den Schössen bei der Kinderzeugung uns,

und Heil, o Maruts, zu des reichen Guts Erwerb.

(16. Des Heiles Göttin, sie die reichste, beste,

die hin zu Schätzen eilt auf fernem Pfade,

Sie schütze uns daheim und in der Ferne,

schön geh sie ein und sei beschirmt von Göttern.

17. So hat verherrlicht euch der Sohn des Plati,

o weise Aditi, Aditja's alle;

Durch ew'ge Götter werden stark die Menschen;

durch Gaja ist gerühmt das Volk des Himmels.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 347-349.
Lizenz:

Buchempfehlung

Lessing, Gotthold Ephraim

Miß Sara Sampson. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Miß Sara Sampson. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Die tugendhafte Sara Sampson macht die Bekanntschaft des Lebemannes Mellefont, der sie entführt und sie heiraten will. Sara gerät in schwere Gewissenskonflikte und schließlich wird sie Opfer der intriganten Marwood, der Ex-Geliebten Mellefonts. Das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel ist bereits bei seiner Uraufführung 1755 in Frankfurt an der Oder ein großer Publikumserfolg.

78 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon