Erwiederung der Gäste auf das vorige Lied, beim Schlusse des Mahls.

[414] Nun sind wir reichgetränkt mit Wein,

Gesättiget mit Gütigkeit.

Dem hohen Herrn zehntausend Jahr'!

Dein glänzend Glück wachs' allezeit!


Nun sind wir reichgetränkt mit Wein,

Man setzt' aus deine Speisen her.

Dem hohen Herrn zehntausend Jahr'!

Dein glänzend Licht wachs' immermehr!


Dein glänzend Licht, sich kräftigend,

So hoch und klar, sind't gutes End';

Welch' gutes Ende schon begann, –

Der Todtenknab' hat's kundgethan.1


Und was er kundgethan, was war's? –

»Die Schüsseln waren rein und zart;

Die Freunde, die den Dienst gethan,

Die thaten Dienst in würd'ger Art.«


»In würd'ger Art wird zeitig schon

Dem hohen Herrn verlieh'n der fromme Sohn.

Von frommen Söhnen sonder End'

Wird Segen stets dir zugewend't.« –2
[415]

Der Segen denn, was wird er sein?

Daß in den Gängen im Palast,

O hoher Herr, zehntausend Jahr'

Du allzeit Glück und Nachkunft hast.


Die Nachkunft denn, wie wird das sein? –

Der Himmel fügt dein Glück dir bald;

Dem hohen Herrn zehntausend Jahr'!

Dein hehres Amt hat sichern Halt.


Der sichre Halt, was wird das sein?

Dir wird ein mannhaft Eh'gemahl;

Wird dir ein mannhaft Eh'gemahl,

So folgen Enkel ohne Zahl.

1

S. II. 6, 5. Anm. 4.

2

Hier muß nothwendig die Anführung des Segenspruches des Todtenknaben enden und die letzten der Strophen können nur dessen erläuternde Ausführung im Munde der Singenden sein. Da diese dem jungen Könige erst Nachkommen verheizen, so kann auch in der fünften Strophe nur von dessen zukünftigem Sohne die Rede sein.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 414-416.
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