Mahnung an die Beamten in schlimmer Zeit.

[426] Und hat das Volk auch schwer zu tragen,

Um etwas leichter könnt's ihm sein.

Thut Gutes dieser Landesmitte,1

Das wird dem Reiche Ruh' verleih'n.

Schont nicht der Schurken und der Kriecher,

Das treibt die Schlechtgesinnten ein.

Thut Einhalt Räubern und Bedrückern,

Die selbst das helle Licht nicht scheu'n.

Seid mild den Fremden, helft den Nächsten,

Dann wird des Königs Macht gedeih'n.


Und hat das Volk auch schwer zu tragen,

Um etwas helfen könnte man.

Thut Gutes dieser Landesmitte,

Das zieht das Volk an sie heran.

Schont nicht der Schurken und der Kriecher,

Das thut's den wirren Schwätzern an.

Thut Einhalt Räubern und Bedrückern,

Und löst dem Volk des Leidens Bann.

Entziehet euch nicht euern Mühen,

Daß Ruh' dem König werden kann.


Und hat das Volk auch schwer zu tragen,

Um etwas besser könnt' es steh'n.

Thut Gutes diesem Königssitze,2

Dann wird das Reich auch Ruhe seh'n.[427]

Schont nicht der Schurken und der Kriecher,

Das wehrt den Übermüthigen.

Thut Einhalt Räubern und Bedrückern,

Daß Schändlichkeiten nicht gescheh'n.

Bewahrt ein würdiges Verhalten,

Auf daß die Guten mit euch geh'n.


Und hat das Volk auch schwer zu tragen, –

Etwas zu mildern wär' sein Loos.

Thut Gutes dieser Landesmitte,

Dann wird das Volk des Jammers los.

Schont nicht der Schurken und der Kriecher,

Das stellt die argen Heuchler bloß.

Thut Einhalt Räubern und Bedrückern,

Daß man das Recht nicht niederstoß'.

Und seid ihr auch nur kleine Kinder,3

Ist euer Dienst doch hoch und groß.


Und hat das Volk auch schwer zu tragen,

Zu lindern wär's doch etwas mehr.

Thut Gutes dieser Landesmitte,

Das stellt das Land von Schäden her.

Schont nicht der Schurken und der Kriecher,

Das wehret dem Schmarotzerheer.

Thut Einhalt Räubern und Bedrückern,

Daß sich das Recht nicht ganz verkehr'. –

Der König wünscht, ihr wär't Juwelen;

Deßhalb ermahn' ich euch so sehr.

1

Der Hauptstadt, deren Einfluß sich auf das ganze Reich erstreckt, und wo die hohen Beamten, denen diese Ermahnung vornehmlich gilt, ihren Sitz haben.

2

Der Hauptstadt, deren Einfluß sich auf das ganze Reich erstreckt, und wo die hohen Beamten, denen diese Ermahnung vornehmlich gilt, ihren Sitz haben.

3

»Ich kleines Kind« (siào tsè) war im Alterthum in Bescheidenheitsausdruck der Minister und selbst der Könige.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 426-428.
Lizenz:

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