Nârâyaṇa-Upanishad.

[746] Ähnlich wie die Mahâ-Upanishad, feiert auch die Nârâyaṇa-Upanishad den Nârâyaṇa als das Prinzip aller Götter und Wesen, nur dass sie weniger im Stile der Brâhmaṇa-Mythen redet und dafür mehr von ältern Upanishadstellen Gebrauch macht. Neu aber, und in dieser Weise bis jetzt nicht zur Verwendung gekommen, ist ein Element, welches in noch späteren Upanishad's zum allbeherrschenden wird, nämlich der Kultus der Formel, dessen Auftreten hier (wie in andrer Weise wiederum in unserer Zeit) ein Symptom der Nekrose des philosophischen Denkens ist. Die Formel, deren Betrachtung in unserer Upanishad an die Stelle des Nachdenkens über die Dinge tritt, lautet: Om! namo Nârâyaṇâya! »Om! Verehrung dem Nârâyaṇa!« – Da sie erst in den letzten beiden Kapiteln erscheint, nachdem Kap. 3 bereits mit Verheissungen geschlossen hatte, so liegt die Vermutung nahe, dass die ganze Upanishad aus zwei der Zeit nach verschiedenen Stücken zusammengesetzt sei.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 746-747.
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