Fünfter Prapâṭhaka.

[328] Am Schlusse des vorigen Abschnittes waren die drei Weltregenten der Brâhmaṇazeit, Agni, Vâyu und Sûrya, die drei zu Göttern hypostasierten Begriffe, Kâla, Prâṇa und Annam, und die drei Hauptgötter des Volksglaubens, Brahmán (masc)., Rudra (d.i. Çiva) und Vishṇu, für die obersten Erscheinungsformen des Bráhman (neutr). erklärt worden.

Denselben Gedanken führt der jetzt folgende Hymnus des (übrigens unbekannten) Kutsâyana aus.

Dann folgt ein, im Stile der Brâhmaṇamythen von der Weltschöpfung auftretender, Schöpfungsmythus, welcher die drei Guṇa's der Sâ khyalehre, Tamas, Rajas und Sattvam, auf Rudra, Brahmán und Vishṇu bezieht und auch im übrigen sehr merkwürdig ist als Mittelglied der Philosophie des Ṛigveda und der spätern Sâ khyalehre. Die philosophischen Hymnen des Ṛigveda unterscheiden: 1) das Urprinzip, 2) die aus ihm hervorgehende Urmaterie, 3) das in ihr als Erstgeborner entstehende Urprinzip selbst. Dem entsprechend stellt unser Mythus an die Spitze 1) das Höchste (param), lässt aus ihm 2) Tamas, Rajas, Sattvam hervorgehen und 3) aus dem Sattvam den Reingeistigen (cetâmâtra), d.h. den Purusha entstehen, der samkalpa, adhyavasâya und abhimâna (d.h. die Funktionen von Manas, Buddhi und Aha kâra) als Li gam (feinen Leib) hat. Alle diese Begriffe sind schon die des spätern Sânkhyam, nur dass der Purusha hier noch nicht der Prakṛiti gegenübersteht, sondern in der Weise der Ṛigvedaphilosophie aus ihr hervorgeht.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 328.
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