2.

[329] Diese Welt war zu Anfang Tamas nur allein. Dasselbe muss gewesen sein in dem Höchsten. Von diesem Höchsten angetrieben, geriet es in den Zustand der Ungleichheit; dies war das Rajas als Erscheinungsform. Dieses Rajas wiederum, angetrieben, geriet in den Zustand der Ungleichheit; dieses war die Erscheinungsform des Sattvam. Dieses Sattvam, angetrieben, floss aus als ein Saft; das ist jener Teil, der als rein Geistiger in den einzelnen Personen als Seele (kshetrajña) besteht und das Vorstellen [des Manas], das Urteilen [der Buddhi] und den Individualwahn [des Aha kâra] als Li gam [Charakter, psychischen Organismus] hat; Prajâpati und Viçvâ [die Allheit] sind seine vorher [wohl unter den Namen Kâla und Annam] erwähnten Erscheinungsformen. Was nun, fürwahr, an ihm der Tamas-artige Teil ist, der, ihr Brahmanschüler,[329] ist jener Rudra; und was, fürwahr, an ihm der Rajas-artige Teil ist, der, ihr Brahmanschüler, ist jener Brahmán, und was, fürwahr, an ihm der Sattvam-artige Teil ist, der, ihr Brahmanschüler, ist jener Vishṇu. Und dieser Eine, nachdem er dreifach geworden, so ist er achtfach, elffach, zwölffach, unendlichfach5 entstanden, und weil er entstanden ist, darum ist er das Wesen; er schaltet in den Wesen, in die er eingegangen, und ebenderselbe ist zum Oberherrn der Wesen geworden. So besteht dieser Âtman inwendig und draussen, – inwendig und draussen.

Fußnoten

1 svârthe svâbhâvikârthe ca. Der Zweck ist die Erlösung. Nach der Sâ khyalehre wird dieselbe bewirkt von der Prakṛiti um des Purusha willen: svârthe iva parârthe ârambhaḥ, »ihr Bemühen ist für einen andern, als wäre es für sie selbst«, Sâ khya-K. 56. An unsrer Stelle, wo Brahman noch Purusha und Prakṛiti zugleich ist, wohnen die Wesen in ihm um svârtha (Erlösung des Purusha) und svâbhâvikârtha (Erlösung des Prakṛiti, svabhâva = prakṛiti) zu erlangen. – Anders der Kommentar, der svârtha auf die allgemeinen, svâbhâvikârtha auf die besondern Zwecke der Individuen bezieht.


2 Der çânta âtman könnte auch hier (wie Kâṭh. 3,13) auf die Prakṛiti, der guhyatama auf das Urprinzip (das param des folgenden Mythus) bezogen werden.


3 Der çânta âtman könnte auch hier (wie Kâṭh. 3,13) auf die Prakṛiti, der guhyatama auf das Urprinzip (das param des folgenden Mythus) bezogen werden.


4 Vgl. Manu 1,3.


5 Nachgebildet nach Chând. 7,26,2 (oben S. 186).

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 329-330.
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