[125] 28. sākshād api avirodhaṃ Jaiminiḥ
auch wenn geradezu, sei kein Widerspruch, so Jaimini.

Im Vorherigen wurde gelehrt, dass der höchste Gott, sei es unter dem Symbole des Verdauungsfeuers, sei es durch den Upādhi des Verdauungsfeuers, hier zur Verehrung aufgestellt werde, um den Bestimmungen von dem innerlich Einwohnen u.s.w. gerecht zu werden; jetzt aber heisst es: auch ohne | die Annahme eines Symboles oder eines Upādhi's könne man hier »geradezu« eine Verehrung des höchsten Gottes vorgeschrieben finden, ohne dass dadurch ein Widerspruch entstünde; »so« meint der Lehrer »Jaimini«. – ›Aber steht mit einem solchen Absehen von dem Verdauungsfeuer nicht der Ausspruch der Schrift von dem innern Einwohnen in Widerspruch, sowie auch die in dem Ausdrucke »wegen des Wortes u.s.w.« (Sūtram 1, 2, 26) angedeuteten Gründe?‹ – Darauf ist zu erwidern: was zunächst das Schriftwort von dem innern Einwohnen betrifft, so steht dasselbe nicht damit in Widerspruch; denn in den betreffenden Worten: »wer es als menschenartig dem Menschen innerlich einwohnend weiss« (Ēatap. br. 10, 6, 1, 11) liegt gar keine Beziehung auf das Verdauungsfeuer vor, indem dieses weder das Thema bildet noch auch mit Namen genannt wird; vielmehr steht es so, dass dasjenige, welches das Thema der Stelle bildet und als menschenartig mittels menschlicher Körperteile vom Schädel an bis zum Kinne hin vorstellig gemacht wird, dass dieses auch gemeint ist, wenn es heisst: »wer es als menschenartig dem Menschen innerlich einwohnend weiss«, ähnlich etwa, wie man den Ast [die äussere Gestaltung des Baumes] dem Baume [auch] innerlich befestigt sieht. – Oder auch man kann sagen: der höchste Gott, von dem hier die Rede ist, und welcher in psychologischem wie in kosmologischem Sinne nur als Upādhi [als eine nur vom verehrenden Subjekte ihm beigelegte Bestimmung] auch die Menschenartigkeit besitzt, dieses höchsten Gottes [nicht durch die Upādhi's bedingte, sondern von ihnen] freie Gestalt als des innern Zuschauers (sākshin) ist es, mit Beziehung auf welche, es heisst: »wer ihn als menschenartig dem Menschen innerlich einwohnend weiss«. Steht aber durch Betrachtung des Vorhergehenden[125] und des Nachfolgenden fest, dass man an den höchsten Ātman zu denken hat, so wird sich auch das Wort Vaiēvānara in irgend einer Weise von ihm | verstehen lassen; also etwa, weil er alles und jeder (viēvaē ca naraē ca) ist, oder weil er der eine (nara) in allen (viēve) ist, oder weil alle Menschen (viēve narāḥ) sein eigen sind, darum heisst der höchste Gott Viēvānara als der allbeseelende; denn Vaiēvānara ist nur so viel wie Viēvānara, indem die Derivativbildung ebenso wie bei rākshasa und vāyasa [statt rakshas und vayas] den Sinn nicht modificiert. Und auch das daneben vorkommende Wort agni (Feuer) mag sich, etwa indem man zur Erklärung desselben als agraṇī (»der oberste Führer«) oder dergleichen seine Zuflucht nimmt, auf den höchsten Ātman beziehen. Endlich auch die Auffassung desselben als das Gārhapatya-Feuer u.s.w. (Chānd. 5, 18,2) und die [sich daran anschliessende] Besprechung der dem Leben (prāṇa) darzubringenden Spenden (Chānd. 5, 19-24) lassen sich daraus, dass der höchste Ātman die Seele in allem ist, erklären.

Aber in welchem Sinne ist es, wenn man die Stelle auf den höchsten Ātman bezieht, zu verstehen, dass die Schrift ihn (Chānd. 5, 18, 1) »eine Spanne lang« nennt? – Um dieses zu erklären heisst es:

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 125-126.
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