[103] 14. sthāna-ādi-vyapadeēāc ca
auch weil ihm Standorte und anderes beigelegt werden.

›Aber wie kann dem Brahman, welches wie der Äther allgegenwärtig ist, der kleine Standort im Auge zugeschrieben werden?‹ – Wir antworten: es würde dieses eine Ungehörigkeit sein, wenn ihm nur dieser eine Standort zugeschrieben würde; es werden ja aber auch andere Standorte desselben, z.B. die Erde u.s.w., erwähnt, wenn es heisst: »der in der Erde wohnend« u.s.w. (Bṛih. 3, 7, 3), und unter diesen Standorten wird auch das Auge[103] genannt, denn es heisst: »der in dem Auge wohnend« u.s.w. (Bṛih. 3, 7, 18.) Wenn unser Sūtram sagt: »auch weil ihm Standorte und anderes beigelegt werden«, so bedeutet der Zusatz »und anderes«, dass es nicht nur ein bestimmter Standort ist, welcher unangemessenerweise dem Brahman beigelegt wird, sondern auch Namen und Gestalten werden ihm zugeschrieben; und obgleich Derartiges bei dem namenlosen und gestaltlosen Brahman unangemessen ist, so sagt doch die Schrift z.B. von ihm »sein Name ist ›hoch‹« (Chānd. 1, 6, 6) und schildert ihn als den Mann »mit goldenem Barte« u.s.w. (Chānd. 1, 6, 5.) Obgleich nämlich das Brahman eigentlich attributlos ist, so wird es doch hier und da von der Schrift, indem sie ihm Namen und Gestalten als Attribute beimisst, zum Zwecke der Verehrung als attributhaft hingestellt, wie wir dies ja bereits auseinandergesetzt haben. Und auch das sahen wir schon, dass das Brahman, obwohl es allgegenwärtig ist, doch, um der Auffassbarkeit willen, ohne Widerspruch an einen speciellen Standort verlegt werden kann, ähnlich wie Vishṇu in den Ēālagrāma-Stein.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 103-104.
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