III. Geldakkumulation

[87] Ob g, der vergoldete Mehrwert, sofort wieder dem prozessierenden Kapitalwert zugeschlagen, und so, zusammen mit dem Kapital G, in der Größe G' in den Kreislaufsprozeß eingehn kann, hängt von Umständen ab, die unabhängig sind von dem bloßen Vorhandensein von g. Soll g als Geldkapital in einem, neben dem ersten Geschäft anzulegenden, zweiten selbständigen Geschäft dienen, so ist klar, daß es hierzu nur anwendbar, wenn es die zu solchem Geschäft erheischte Minimalgröße besitzt. Soll es zur Ausdehnung des ursprünglichen Geschäfts verwandt werden, so bedingen die Verhältnisse der stofflichen Faktoren von P und deren Wertverhältnisse ebenfalls eine bestimmte Minimalgröße für g. Alle in diesem Geschäft wirkenden Produktionsmittel haben nicht nur ein qualitatives, sondern ein bestimmtes quantitatives Verhältnis zueinander, einen proportionellen Umfang. Diese stofflichen und die von ihnen getragnen Wertverhältnisse der in das produktive Kapital eingehenden Faktoren bestimmen den Minimalumfang, den g besitzen muß, um in zuschüssige Produktionsmittel und Arbeitskraft, oder nur in erstere, als Zuwachs des produktiven Kapitals umsetzbar zu werden. So kann der Spinner nicht die Zahl seiner Spindeln vermehren, ohne gleichzeitig die entsprechenden Kratzen und Vorspinnstühle anzuschaffen, abgesehn von der vermehrten Ausgabe für Baumwolle und Arbeitslohn, die eine solche Geschäftsausdehnung bedingt. Um diese letztre auszuführen, muß also der Mehrwert schon eine ziemliche Summe ausmachen (1 Pfd. St. per Spindel Neuanschaffung wird gewöhnlich gerechnet). Solange g diesen Minimalumfang nicht besitzt, muß der Kreislauf des Kapitals sich mehrmals wiederholen, bis die Summe der sukzessive von ihm erzeugten g, mit G zusammen, also in G' – W' ‹ A+Pm fungieren kann. Schon bloße Detailveränderungen,[87] z.B. in der Spinnmaschinerie, soweit sie diese produktiver machen, erheischen größre Ausgabe in Spinnmaterial, Ausdehnung der Vorspinnmaschinerie etc. In der Zwischenzeit wird also g angehäuft und seine Anhäufung ist nicht seine eigne Funktion, sondern das Resultat wiederholter P... P. Seine eigne Funktion ist sein Verharren im Geldzustand, bis es aus den wiederholten Verwertungskreisläufen, also von außen, Zuschuß genug erhalten hat, um die zu seiner aktiven Funktion erheischte Minimalgröße zu erreichen, die Größe, in der allein es wirklich als Geldkapital, im gegebnen Fall als akkumulierter Teil des in Funktion begriffnen Geldkapitals G, mit in die Funktion dieses letztren eingehn kann. In der Zwischenzeit wird es angehäuft und existiert nur in der Form eines im Bildungsprozeß, im Wachstum begriffnen Schatzes. Geldakkumulation, Schatzbildung, erscheint hier also als ein Prozeß, der die wirkliche Akkumulation, die Ausdehnung der Stufenleiter, worauf das industrielle Kapital wirkt, vorübergehend begleitet. Vorübergehend, denn solange der Schatz in seinem Schatzzustande verharrt, fungiert er nicht als Kapital, nimmt nicht teil am Verwertungsprozeß, bleibt eine Geldsumme, die nur anwächst, weil ohne ihr Zutun vorhandnes Geld in denselben Kasten geworfen wird.

Die Form des Schatzes ist nur die Form von nicht in Zirkulation befindlichem Geld, von Geld, das in seiner Zirkulation unterbrochen ist und deshalb in seiner Geldform aufbewahrt wird. Was den Prozeß des Schatzbildens selbst betrifft, so ist er aller Warenproduktion gemein und spielt als Selbstzweck eine Rolle nur in den unentwickelten vorkapitalistischen Formen derselben. Hier aber erscheint der Schatz als Form des Geldkapitals und die Schatzbildung als ein Prozeß, der die Akkumulation des Kapitals vorübergehend begleitet, weil und sofern das Geld hier als latentes Geldkapital figuriert; weil die Schatzbildung, der Schatzzustand des in Geldform vorhandnen Mehrwerts ein außerhalb des Kreislaufs des Kapitals vorgehendes, funktionell bestimmtes Vorbereitungsstadium für die Verwandlung des Mehrwerts in wirklich fungierendes Kapital ist. Es ist also latentes Geldkapital durch diese seine Bestimmung, weshalb auch der Umfang, den es erreicht haben muß, um in den Prozeß einzutreten, durch die jedesmalige Wertzusammensetzung des produktiven Kapitals bestimmt ist. Solange es aber im Schatzzustande verharrt, fungiert es noch nicht als Geldkapital, ist noch brachliegendes Geldkapital; nicht wie vorher in seiner Funktion unterbrochnes, sondern noch nicht zu seiner Funktion fähiges.

Wir nehmen hier die Geldanhäufung in ihrer ursprünglichen realen Form, als wirklichen Geldschatz. Sie kann auch existieren in der Form von bloßen Guthaben, Schuldforderungen des Kapitalisten, der W' verkauft hat.[88]

Was die andren Formen betrifft, wo dies latente Geldkapital in der Zwischenzeit selbst in Gestalt von Geld heckendem Geld existiert, z.B. als zinstragendes Depositum in einer Bank, in Wechseln oder Wertpapieren irgendeiner Art, so gehören sie nicht hierher. Der in Geld realisierte Mehrwert verrichtet dann besondre Kapitalfunktionen außerhalb des Kreislaufs des industriellen Kapitals, dem er entsprungen; Funktionen, die erstens mit jenem Kreislauf als solchem nichts zu tun haben, zweitens aber von den Funktionen des industriellen Kapitals unterschiedne Kapitalfunktionen unterstellen, die hier noch nicht entwickelt sind.

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1963, Band 24, S. 87-89.
Lizenz:
Kategorien: