XI. Ersatz des fixen Kapitals

[446] Eine große Schwierigkeit bei Darstellung der Umsätze der jährlichen Reproduktion ist die folgende. Nehmen wir die einfachste Form, worin sich die Sache darstellt, so haben wir:

(I.) 4000c + 1000v + 1000m +

(II.) 2000c + 500v + 500m = 9000,

was sich schließlich auflöst in:

4000 Ic + 2000 IIc + 1000 Iv + 500 IIv + 1000 Im + 500 IIm = 6000c + 1500v + 1500m = 9000. Ein Wertteil des konstanten Kapitals, soweit dies nämlich besteht aus eigentlichen Arbeitsmitteln (als distinkte Abteilung der Produktionsmittel), ist übertragen von den Arbeitsmitteln auf das Arbeitsprodukt (die Ware); diese Arbeitsmittel fahren fort, als Elemente des produktiven Kapitals zu fungieren, und zwar in ihrer alten Naturalform; es ist ihr Verschleiß, der Wertverlust, den sie nach und nach erleiden während ihrer in bestimmter Periode fortdauernden Funktion, der als Wertelement der vermittelst derselben produzierten Waren wiedererscheint, vom Arbeitsinstrument auf das Arbeitsprodukt übertragen wird. Mit Bezug auf die jährliche Reproduktion kommen hier also von vornherein nur solche Bestandteile des fixen Kapitals in Betracht, deren Leben länger als ein Jahr währt. Sterben sie ganz ab innerhalb des Jahrs, so sind sie auch ganz durch die jährliche Reproduktion zu ersetzen und zu erneuern, und der in Frage kommende Punkt betrifft sie daher von vornherein nicht. Bei Maschinen und andren länger währenden Formen des fixen Kapitals kann es vorkommen – und kommt häufiger vor –, daß gewisse Teilorgane derselben innerhalb[446] des Jahres mit Haut und Haar zu ersetzen sind, obgleich der ganze Gebäude- oder Maschinenkörper langlebig. Diese Teilorgane fallen in dieselbe Kategorie der innerhalb des Jahres zu ersetzenden Elemente des fixen Kapitals.

Dies Wertelement der Waren ist in keiner Weise zu verwechseln mit den Reparaturkosten. Wird die Ware verkauft, so wird dies Wertelement versilbert, in Geld verwandelt wie die andren; nach seiner Verwandlung in Geld aber erscheint sein Unterschied von den andren Wertelementen. Die in der Produktion der Waren verzehrten Rohmaterialien und Hilfsstoffe müssen in natura ersetzt werden, damit die Reproduktion der Waren beginne (überhaupt der Produktionsprozeß der Waren ein kontinuierlicher sei); die in ihnen verausgabte Arbeitskraft muß ebenso durch frische Arbeitskraft ersetzt werden. Das aus der Ware gelöste Geld muß also beständig in diese Elemente des produktiven Kapitals wieder umgesetzt werden, aus Geldform in Warenform. Es ändert nichts an der Sache, daß z.B. Rohmaterialien und Hilfsstoffe in gewissen Terminen in größrer Masse – so daß sie Produktionsvorräte bilden – gekauft werden, daß also während gewisser Frist diese Produktionsmittel nicht neugekauft zu werden brauchen, also auch – solange sie vorhalten – das aus dem Warenverkauf eingehende Geld – soweit es für diesen Zweck dient – sich ansammeln kann und dieser Teil des konstanten Kapitals daher zeitweilig als in seiner aktiven Funktion suspendiertes Geldkapital erscheint. Es ist kein Revenuekapital; es ist produktives Kapital, das in Geldform suspendiert ist. Die Erneuerung der Produktionsmittel muß beständig stattfinden, obgleich die Form dieser Erneuerung – mit Bezug auf die Zirkulation – verschieden sein kann. Der Neukauf, die Zirkulationsoperation, wodurch sie erneuert, ersetzt werden, kann in längren Terminen vorgehn: dann große Geldanlage auf einmal, kompensiert durch entsprechenden Produktionsvorrat; oder in kurz aufeinanderfolgenden Terminen: dann rasch aufeinanderfolgende kleinere Dosen von Geldausgabe, kleine Produktionsvorräte. Dies ändert nichts an der Sache selbst. Ebenso mit der Arbeitskraft. Wo die Produktion kontinuierlich auf selber Stufenleiter das Jahr durch ausgeführt: beständiger Ersatz der aufgezehrten Arbeitskraft durch neue; wo die Arbeit saisonmäßig oder verschiedne Portionen Arbeit in verschiednen Perioden, wie in der Agrikultur, angewandt werden: dementsprechender Ankauf bald kleinrer, bald größrer Masse Arbeitskraft. Dagegen wird das aus dem Warenverkauf gelöste Geld, soweit es den Warenwertteil vergoldet, der gleich ist dem Verschleiß von fixem Kapital, nicht wieder rückverwandelt in den Bestandteil des produktiven Kapitals, dessen Wertverlust es ersetzt. Es schlägt nieder neben dem produktiven[447] Kapital und verharrt in seiner Geldform. Dieser Geldniederschlag wiederholt sich, bis die aus einer größern oder geringern Anzahl von Jahren bestehende Reproduktionsepoche abgelaufen ist, während deren das fixe Element des konstanten Kapitals unter seiner alten Naturalform fortfährt, im Produktionsprozeß zu fungieren. Sobald das fixe Element, Baulichkeiten, Maschinerie etc., ausgelebt hat, nicht länger im Produktionsprozeß fungieren kann, existiert sein Wert neben ihm, vollständig ersetzt in Geld – der Summe der Geldniederschläge, der Werte, die vom fixen Kapital allmählich übertragen worden auf die Waren, in deren Produktion es mitgewirkt, und die durch den Verkauf der Waren in Geldform übergegangen. Dies Geld dient dann dazu, das fixe Kapital (oder Elemente desselben, da die verschiednen Elemente desselben verschiedne Lebensdauer haben) in natura zu ersetzen und so diesen Bestandteil des produktiven Kapitals wirklich zu erneuern. Dies Geld ist also Geldform eines Teils des konstanten Kapitalwerts, des fixen Teils desselben. Diese Schatzbildung ist also selbst ein Element des kapitalistischen Reproduktionsprozesses, Reproduktion und Aufspeicherung – in Geldform – des Werts des fixen Kapitals oder seiner einzelnen Elemente, bis zu der Zeit, wo das fixe Kapital ausgelebt und folglich seinen ganzen Wert an die produzierten Waren abgegeben hat und nun in natura ersetzt werden muß. Dies Geld verliert aber nur seine Schatzform und tritt daher erst aktiv wieder ein in den durch die Zirkulation vermittelten Reproduktionsprozeß des Kapitals, sobald es rückverwandelt wird in neue Elemente des fixen Kapitals, um die abgestorbnen zu ersetzen.

Sowenig wie die einfache Warenzirkulation identisch ist mit bloßem Produktenaustausch, sowenig kann sich der Umsatz des jährlichen Warenprodukts in bloßen, unvermittelten, gegenseitigen Austausch seiner verschiednen Bestandteile auflösen. Das Geld spielt eine spezifische Rolle darin, die namentlich auch in der Weise der Reproduktion des fixen Kapitalwerts sich ausdrückt. (Es ist nachher zu untersuchen, wie sich das anders darstellen würde, vorausgesetzt, die Produktion sei gemeinsam und besitze nicht die Form der Warenproduktion.)

Kehren wir nun zu dem Grundschema zurück, so hatten wir für Klasse II: 2000c + 500v + 500m. Die sämtlichen im Lauf des Jahrs produzierten Konsumtionsmittel sind hier gleich Wert von 3000; und jedes der verschiednen Warenelemente, woraus die Warensumme besteht, zerfällt seinem Wert nach in 2/3c + 1/6v + 1/6m, oder prozentig in 66 2/3c + 16 2/3v + 16 2/3m. Die verschiednen Warensorten der Klasse II mögen konstantes Kapital in verschiedner Proportion enthalten; ebenso mag der fixe Teil des konstanten Kapitals bei ihnen verschieden sein; ebenso die Lebensdauer der fixen Kapitalteile,[448] also auch der jährliche Verschleiß oder der Wertteil, den sie pro rata übertragen auf die Waren, in deren Produktion sie beteiligt sind. Dies ist hier gleichgültig. Mit Bezug auf den gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß handelt es sich nur um den Umsatz zwischen den Klassen II und I. II und I treten sich hier nur in ihren gesellschaftlichen Massenverhältnissen gegenüber; die proportionelle Größe des Wertteils c des Warenprodukts II (in der jetzt behandelten Frage allein maßgebend) ist daher das Durchschnittsverhältnis, wenn alle Produktionszweige, die unter II subsumiert sind, zusammengefaßt werden.

Jede der Warensorten (und es sind zum großen Teil dieselben Warensorten), deren Gesamtwert rubriziert ist unter: 2000c + 500v + 500m, ist so gleichmäßig dem Wert nach = 66 2/3%c + 16 2/3%v + 16 2/3%m. Dies gilt sowohl von je 100 der unter c, als unter v, als unter m figurierenden Waren.

Die Waren, worin die 2000c verkörpert sind, sind dem Wert nach wieder zerfällbar in:

1. 1333 1/3c + 333 1/3v + 333 1/3m = 2000c,

ebenso 500v in:

2. 333 1/3c + 83 1/3v + 83 1/3m = 500v,

endlich 500m, in:

3. 333 1/3c + 83 1/3v + 83 1/3m = 500 m.

Addieren wir nun in 1, 2 und 3 die c zusammen, so haben wir 1333 1/3c + 333 1/3c + 333 1/3c = 2000. Ebenso 333 1/3v + 83 1/3v + 83 1/3v = 500, und desgleichen unter m; die Gesamtaddition ergibt den Totalwert von 3000 wie oben.

Der ganze in der Warenmasse II zum Wert von 3000 enthaltne konstante Kapitalwert ist also enthalten in 2000c, und weder 500v noch 500m enthalten ein Atom davon. Dasselbe gilt für v und m ihrerseits.

In andren Worten: Das ganze Quotum der Warenmasse II, das konstanten Kapitalwert darstellt und daher wieder umsetzbar ist, sei es in dessen Natural –, sei es in dessen Geldform – existiert in 2000c. Alles auf den Umsatz des konstanten Werts der Waren II Bezügliche ist also beschränkt auf die Bewegung von 2000 IIc; und dieser Umsatz kann nur vorgehn mit I (1000v + 1000m).

Ebenso ist für Klasse I alles auf den Umsatz des ihr angehörigen konstanten Kapitalwerts Bezügliche zu beschränken auf die Betrachtung von 4000 Ic.

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1963, Band 24, S. 446-449.
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