2. Der königliche Park

[53] König Süan von Tsi fragte den Mong Dsï und sprach: »König Wens Park soll 70 Geviertmeilen groß gewesen sein. Ist das wahr?«

Mong Dsï erwiderte und sprach: »Die Überlieferung hat es so.«

Der König sprach: »War er wirklich so groß?«

Mong Dsï sprach: »Ja, und dem Volk war er doch noch zu klein.«

Der König sprach: »Mein Park ist nur 40 Geviertmeilen groß,[53] und dem Volk ist er dennoch zu groß. Wie kommt das nur?«

Mong Dsï sprach: »König Wens Park war 70 Geviertmeilen groß, aber wer Gras oder Reisig sammeln wollte, durfte hinein; wer sich einen Fasan oder einen Hasen schießen wollte, durfte hinein. So besaß er ihn mit seinem Volk gemeinsam, und daher war es ganz in der Ordnung, daß er dem Volk zu klein war. Als ich an die Grenzen Eures Reiches kam, da erkundigte ich mich erst nach den wichtigsten staatlichen Verboten, ehe ich wagte einzutreten. Ich vernahm, daß innerhalb des Vorstadtbezirks ein Park sei, 40 Geviertmeilen groß. Wer darin einen Hirsch oder ein Reh töte, der werde bestraft, als habe er einen Menschen getötet. Auf diese Weise sind die 40 Geviertmeilen eine große Fallgrube mitten im Land. Daß das den Leuten zu groß ist, ist das nicht auch ganz in der Ordnung?«

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 53-54.
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