9. Notwendigkeit der Bildung als Vorbereitung für den Staatsdienst

[59] Mong Dsï trat vor den König Süan von Tsi und sprach: »Wenn Ihr ein großes Schloß bauen wollt, so laßt Ihr den Werkmeister sicher nach großen Bäumen suchen, und wenn der Werkmeister große Bäume findet, so seid Ihr zufrieden und haltet dafür, daß sie ihren Zweck erfüllen. Wenn dann beim Bearbeiten der Zimmermann sie zu klein macht, so werdet Ihr böse und haltet dafür, daß sie ihren Zweck nicht mehr erfüllen. Wenn nun ein junger Mensch sich durch Lernen darauf vorbereitet, was er, erwachsen, ausüben will, und Eure Hoheit sprechen zu ihm: ›Laß einmal dein Lernen beiseite und folge mir nach!‹ Was ist davon zu halten? Angenommen, hier wäre ein kostbarer, aber noch roher Stein, er mag zweihunderttausend Lot schwer sein, man müßte dennoch erst einen Steinschneider kommen lassen, um ihn zu schneiden und zu glätten. Wenn es sich aber um die Ordnung eines Reiches handelt, da sollte es angehen, zu sagen: ›Laß einmal dein Lernen beiseite und folge mir nach!‹? Was berechtigt dazu, es hier anders zu machen, als bei einem Edelstein, den man dem Steinschneider übergibt, um ihn zu schneiden und zu glätten?«19

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Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 59.
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