Zwanzigstes Kapitel
Fortsetzung; Vierheit etc. ist im Göttlichen nicht möglich

[22] Das Dreieck ist die einfachste Figur, auf welche jedes Polygon reducirt werden kann. Das absolut größte, oder was dasselbe ist, das absolut kleinste Dreieck faßt alle möglichen Polygone in sich; die vier- und mehrseitige Figur ist also nicht die kleinste, weil die dreiseitige kleiner als sie ist, sie ist folglich auch nicht ohne Zusammensetzung. Es kann mithin dem Größten als dem Einfachsten, das nur mit dem Kleinsten coincidirt, die vier- und mehrseitige Figur, die stets zusammengesetzt ist, nicht correspondiren, sie könnte auch unmöglich das adäquateste Maaß der Dreiecke sein. So wie daher nur das Dreieck die nächst höhere Potenz der Linie ist für alle rechtwinklichten, der Kreis für alle kreisförmigen Flächen, die Kugel für alle Breiten und Tiefen, diese aber, unendlich gedacht, Eines sind, und weitere Potenzen der Linie unmöglich, so ist auch in dem Größten keine Vierheit oder Vielheit möglich, sondern die Dreiheit, welche Einheit, ist das einzige und adäquateste Maß aller Dinge. Dahin gehören alle Thätigkeiten, die sich in Potenz, Gegenstand und Wirksamkeit verlaufen, alle Operationen des Erkennens, alle Thätigkeit der Natur, die aus einem Wirkenden, Leidenden und dem Resultate aus beiden besteht.

Quelle:
Des Cardinals und Bischofs Nicolaus von Cusa wichtigste Schriften. Freiburg im Breisgau 1862, S. 22.
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