Cykel

[608] Cykel (lat. Cyclus, v. gr.), gewisse Reihe von Jahren, die, in eine Periode zusammengefaßt, da sich endigt, wo ein regelmäßig wiederkehrendes Verhältniß von Neuem wieder eintritt. Die C. wurden schon früh zur Einrichtung des Kalenders berücksichtigt u. in dieser Hinsicht bes. ein Sonnen- u. ein Mond-C. aufgestellt. Der Sonnen-C. (C. solaris) ist eine Reihe von 28 Jahren, nach welcher die Sonntage (also auch die übrigen Wochentage) wieder auf dieselben Monatstage fallen. Der Monds-C. (C. lunaris) ist eine Zeit von 19 Jahren, binnen welcher die Neumonde, u. also auch die andern Mondeswechsel, wieder auf dieselben Tage des Jahres fallen. Meton führte denselben 433 v. Chr. in dem griechischen Kalender ein (daher Cyclus Metonĭcus), u. nannte die Zahl eines jeden Jahres in demselben die Goldne Zahl. Er enthält nämlich 235 Mondwechsel, doch nicht völlig genau. Es fallen daher die Neumonde nach 19 Jahren zwar meist auf denselben Tag, aber um 1 Stunde 27 Minuten 31 Secunden früher ein, u. nach 312 Jahren weicht der bis dahin übereinstimmende Mondwechsel um 1 Tag zurück. Kallippos suchte ihn daher etwa 100 Jahre später zu verbessern, indem er 4 der Metonschen C-n, od. 76 Jahre, zusammennahm u. von dem letzten 1 Tag wegließ (Kallipische Periode, s.d.). In dem christlichen Kalender wurde aber (bes. auch zur Bestimmung der Osterzeit) von dem Mond-C. des Meton Gebrauch gemacht (C. paschalis). Da das angenommene Jahr der Geburt Christi das 2. des damaligen Mond-C-s war, so hat man, um für ein gewisses Jahr die Zahl der Mond-C. (Goldne Zahl) zu finden, zur Jahreszahl 1 zu addiren u. diese Summe durch 19 zu dividiren; der Rest bildet die Goldne Zahl. Der Indictions-C. (C. indictionis romanae) entstand zur Zeit der römischen Kaiser u. befaßt 3 Lustern od. 15 Jahre, auf welche nämlich Steuern ausgeschrieben wurden; er ist auch später beibehalten worden u. liegt der Julianischen Periode zu Grunde; in Urkunden, auch in Notariatsinstrumenten, wird zuweilen das Jahr der Indiction angegeben, nämlich die Zahl, die als Rest bleibt, wenn die um 3 vermehrte Jahrzahl durch 15 dividirt wird. Pascals C. ist eine mit dem ersten Jahre vor Christi Geburt beginnende Periode von 532 Julianischen Jahren. Weil 532 = 28 x 19 ist, so kehren nach dem jedesmaligen Ablauf dieser Periode die Sonnen- u. Mond-C., also auch Ostern, so wie sämmtliche bewegliche Feste, endlich auch die Sonntagsbuchstaben u. Epakten des Julianischen Kalenders, in derselben Ordnung wieder zurück.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 608.
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