Flugschrift

[389] Flugschrift (Pamphlet), eine Druckschrift von geringem Umfange, welche über Tagesfragen u. Tagesereignisse handelt, zu denen man auch die sog. Fliegenden Blätter, welche nur einen halben od. viertel Bogen einnehmen, rechnet. Sie vertraten in den ersten Jahrhunderten nach Erfindung der Buchdruckerkunst die Stelle, welche später die periodisch erscheinenden Zeitungen u. Zeitschriften einnahmen, u. bilden deshalb für die Zeiten der politischen u. religiösen Kämpfe des 16. u. 17. Jahrh. eine wichtige Geschichtsquelle. Aus diesem Grunde hat man große Sammlungen derselben angelegt, unter denen die des Britischen Museums eine der vollständigsten ist. Auch in späteren Jahrhunderten, wo das Zeitungswesen bereits organisirt war, suchten Parteiführer ihren Ideen u. Ansichten in den unteren Volksschichten durch F-n Eingang zu verschaffen, während die Erzählung der Tagesereignisse fast ganz in die Zeitungen verwiesen wurde. Zeiten heftiger politischer Agitation erzeugen stets eine große Masse von F-n, welche aber auch eben so schnell untergehen wie sie entstanden sind. Die größte Massenhaftigkeit erreichte die Flugschriftenliteratur in Deutschland während der Zeit von 1830–1848.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 389.
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