Hahnrei

[852] Hahnrei (nach Einigen verderbt aus dem französischen Henry, weil Abraham de St. Clara diesen Namen für einen Solchen gebraucht; nach Andern vom bretagnischen hannerey [d.i. die Hälfte], also ein halber Mann; nach Anderen vom nordischen -rehe [d.i. müde], also ein abgematteter, unbrauchbarer Hahn); 1) eine Person, die liederlich lebt, Ehebruch treibt, besonders aber 2) ein Mann, dessen Frau mit einem Anderen Ehebruch treibt. In die nordischen Sprachen ist das Wort so übergegangen, auch norddeutsch heißt es[852] H., während es süddeutsch Hainel, Haindel, Hainz heißt. In anderen Sprachen sind die der Sache entsprechenden Wörter gewählt, je nachdem der Volkswitz die Sache vergleichsweise benannte; im Altfranzösischen Cap, was wahrscheinlich vom lateinischen capo, capus der Kaphahn, herkommt; im Lateinischen Cucurra (angeblich die Grasmücke, weil der Kukuk in ihr Nest seine Eier legt) od. Cuculus (wo umgekehrt der Betrüger statt des Betrogenen steht), daher im Altfranzösischen Coux (cous), Coucuol (coujoui), Coquard, im Neufranzösischen Cocu, im Englischen Cuckold, auch im Deutschen Kukuk u. im Holländischen Koekoek; italienisch Becco (Bock, wo wieder der Ausdruck ironisch zu nehmen ist) u. Cornaro (Hornträger), u. daher leitet man das Bild des Hörnertragens (gleichsam Jemand zum Bocke machen, der Hörner trägt), wie es schon im Altgriechischen vorkommt Kerasphoros (Hörnerträger) u. Keratias od. Keratas (Gehörnter). Auch deutsche Dichter brauchen das Bild mit den Hörnern vom H.; so nennt ihn Joach. Rachel Hornemann u. Moscherosch Hornaffe; im Holländischen Hoorndraager. Das Wort H. selbst kommt zuerst bei Hoffmannswaldau vor. Wahrscheinlich von minne kommt das mittellateinische Minnarius, u. daraus sind wohl verderbt andere wie Nima, Nimnarus, Niminvir.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 852-853.
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