Rücklauf des Geschützes

[425] Rücklauf des Geschützes, da das Pulvergas sich nach allen Seiten hin ausdehnt, so bewegt es[425] nicht nur das Geschoß, sondern wirkt auch auf die Feuerwaffe. Diese Wirkung äußert sich am merkbarsten nach rückwärts. Das Moment dieser Wirkung (Product aus dem Gewicht der Waffe u. der Anfangsgeschwindigkeit der Bewegung dieses Systems) muß gleich dem Moment der Geschoßbewegung (Product aus der Anfangsgeschwindigkeit u. dessen Gewicht) sein. Die Wirkung auf die Waffe nennt man Rückstoß, er zerfällt in zwei Momente, den eigentlichen Rückstoß, d.i. die Wirkung des Rohres auf die Laffete nach unten, welcher mit der Elevation steigt, u. den Rücklauf, die Wirkung des Rohres auf die Laffete nach rückwärts; er nimmt mit der Elevation ab. Starker Rückstoß beeinträchtigt die Haltbarkeit der Laffeten u. Bettungen, daher müssen Geschütze, aus denen mit hoher Elevation geschossen wird, stark construirt werden. Rücklauf ist für die Bedienung des Geschützes nachtheilig, auch hindert er das Feuern in beschränkten Räumen u. wird deshalb durch Stoßbalken, Eingraben des Laffetenschwanzes beseitigt. Ein an einer Seite mit einem Stiele versehener Keil (Rücklaufkeil) hindert die Festungslaffeten nach Vollendung ihres Rücklaufes an dem Wiedervorlaufen bis zur Brustwehr. Auf Schiffen dient ein quer um die Laffete jedes Kanons geschlagenes u. durch zwei an jeder Seite der Stückluken befindliche eiserne Haken festgehaltenes Tau (Rücklauftau) zur Hemmung des Rücklaufes. Radfeuerwaffen äußern einen Rückstoß auf die Schulter des Schützen, welcher durch gute Schäftung, zweckmäßige Ladung u. angemessene Schwere des Gewehres vermindert wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 425-426.
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